Einer der schönsten Kräutergärten Österreichs liegt vor Wiens Toren
Kräuter sind heilsam und verfeinern unsere Speisen. Inspirationen findet man in Kräutergärten. Einer der schönsten ist in Schloss Hof entstanden.
Morgennebel über der Schlossanlage. Am Vormittag zeigt die Sonne aber dann doch, was sie noch kann. Die Schwaden lichten sich, die Temperaturen steigen auf ein angenehmes Niveau und man genießt den Spaziergang durch den Garten von Schloss Hof. Das Licht ist mild, der Blick über die Terrassen hinweg weit und klar. Herbstliche Zaubertage.
In Schloss Hof, das in 20 Jahren umfassend renoviert wurde, ist es in der Übergangszeit besonders schön. Das würde auch Prinz Eugen gefallen. Er hat hier 1725, vor bald 300 Jahren, ein einstöckiges Renaissancekastell gekauft und dieses zum repräsentativen Schloss umbauen lassen. Architekt Johann Lucas von Hildebrandt und Garteningenieur Anton Zinner haben rundum einen der bedeutendsten Gärten im deutschsprachigen Raum geschaffen.
1755 hat Maria Theresia das Schloss erworben und es neuerlich umgebaut. Später war es ihr Witwensitz. Traumhaft ist der Garten. Für die schrittweise Rekonstruktion der Terrassen ab 2002 waren Gemälde von Canaletto wichtige Quellen.
Zum Ensemble gehören ebenso eine Orangerie, ein Gutshof und Themengärten, darunter auch ein Kräuter- und Gewürzgarten. Gärtnerin Christa Muhr hat ihn gut eineinhalb Jahrzehnte gehegt und gepflegt. Unter ihrer Obhut ist er zu einem der schönsten und größten Kräutergärten des Landes gewachsen.
190 Kräuter-, Gewürz- und Zauberpflanzen
In den symmetrisch angelegten Beeten findet sich eine enorme Vielfalt. "Ich schätze, es sind um die 190 Kräuter- und Gewürzpflanzen, die wir hier kultivieren", erzählt Christa Muhr beim Rundgang. Bienen und Schmetterlinge laben sich dieser Tage schnell noch an den letzten Blüten, "auch Pflanzen zum Räuchern, Färben und so manche Zauberpflanze findet sich hier", sagt die Kräuterexpertin.
Ob Thymian, Johanniskraut, Ringelblume, Rosmarin, Basilikum, Koriander, Estragon, Oregano, Bohnenkraut, Fenchel oder weniger Geläufiges wie Pilzkraut, Indianernessel und Ysop – Christa Muhr weiß zu jeder Pflanze Interessantes. Sie erzählt über die Heilkraft der Kräuter und wie man sich diese zu Nutzen macht.
"Die Anwendungen sind vielfältig. Man kann die Kräuter als Tee oder Durstlöscher nutzen. Oder Heißauszüge für das Badewasser und Ölauszüge für Salben herstellen. Duftsackerl gegen Erkältung oder Reiseübelkeit sind auch schnell gemacht. Und viele der hocharomatischen Kräutergewürze sind super zum Verfeinern von Speisen", sagt Muhr.
Kräutersalz zum Selbermachen
Wie man Kräutersalz selbst herstellt, zeigt sie uns dann auch gleich in der Topfgärtnerei von Schloss Hof. Dort stehen Holzkisten, Dosen und Gläser mit getrockneten Kräutern und Blüten bereit – das Resultat emsiger Sommerarbeit. Kräuter- und Gewürzpflanzen wurden sukzessive geerntet, zusammengebunden, kopfüber aufgehängt "und auf diese Weise behutsam, ohne direktes Sonnenlicht, getrocknet", sagt die Kräuterhexe von Schloss Hof.
Blüten von Ringelblume, Rose oder Kornblume, die im Kräutersalz als Farbtupfer dienen, wurden wiederum im Dörrapparat getrocknet. Christa Muhr: "So behalten die Blüten ihre schönen, satten Farben."
Für das Kräutersalz werden etwa Thymian, Ysop, Rosmarin und Majoran abgerebelt und anschließend im Cutter zerkleinert. "Die Blüten wiederum zermahlen wir kurz in einer elektrischen Kaffeemühle. Dann wird alles mit einem guten Stein- oder Meersalz im Verhältnis 1:10 vermengt und in Gläser gefüllt." Voilà, darin steckt jetzt die volle Kraft und Aromatik des Sommers!
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