Top-Koch Alexander Kumptner: „Ich lebe gerade meinen Traum“
Der Wiener ist im Großeinsatz auf deutschen Sendern. Am Montag startet Sat.1 „Doppelt kocht besser“ (19.00), im Spätsommer „The Taste“. Und es gibt noch mehr
„Ich weiß nicht, was das ist und es guckt mich so an“, sagt Lena (28) verzweifelt und blickt auf die naturbelassene Ananas vor ihr auf der Kochinsel. Und das Grauen namens Küche hat noch viel mehr für sie zu bieten. Denn Lena ist eine von drei Kandidatinnen der neuen Sat.1-Vorabend-Sendung „Doppelt kocht besser“ (19.00) mit dem österreichischen Top-Koch Alexander Kumptner. Bei ihm trifft sich nun werktags pure Ahnungslosigkeit. Trost für ihn: Noch im Spätsommer ist er auch wieder bei „The Taste“ und damit am anderen Ende des Koch-Spektrums im Einsatz.
Diese Sendung „Doppelt kocht besser“ hat den Anspruch, dass sie jene in die Küche bringt, die nicht kochen können. Was ich mir grausam vorstelle, ist das Casting dafür.
Da braucht es sehr viel Liebe für die Sache (lacht). Also, es steckt insgesamt sehr viele Arbeit drin. Das ist ein Daily-Vorabend-Format und dafür braucht es viele Kandidaten-Paare und natürlich soll die Mischung in jeder Sendung stimmen. Da gibt es welche, die lustiger sind, andere, die dramatischer oder gar verbissen sind. Und besonders schön ist es, wenn jemand dabei ist, der eine Geschichte zu erzählen hat, wie auch gleich in der ersten Sendung. Das ergibt dann ein Format, das man sich hoffentlich gern anschaut. Aber das ist schon ein großer Aufwand, den die Produktionsfirma Constantin Entertainment und Sat.1 da betreiben – das machen andere nicht mal für die Primetime. Allein der Schnitt nötigt mir schon großen Respekt ab.
Und man lernt als Zuseher, wenn man will, ein wenig dazu.
Das ist der Sinn dieser Tipps die ich dazwischen gerne gebe. Wenn beim Kochen etwas falsch oder auch richtig gemacht wird, dann ist das ein Punkt, an dem ich eingreifen und kurz etwas erläutern kann. Da geht es nicht darum, der Klugscheißer zu sein, sondern man nimmt das als Muster fürs Exempel und wer zuschaut, profitiert davon.
Wie hat die Auswahl der Rezepte funktioniert?
Das war ein bisschen ein Findungstripp. Wir haben im Grunde alles dabei wie Klassiker der österreichischen und der deutschen Küche, aber auch Internationales wie z.B. die Sommerrolle. Es geht dann auch darum, Gerichte zu kochen, die jeder gerne isst, sodass die Menschen zuhause einen Mehrwert daraus ziehen können. Natürlich darf das Schmunzeln nicht zu kurz kommen. Aber das ergibt sich aus der Situation heraus, denn da sind Menschen am Werk, die unterschiedlicher nicht sein könnten und so reagieren sie auch.
Das Rezept der ersten Folge, die Entenbrust mit Sommerrolle, ist schon anspruchsvoll.
Ich meine, jede Aufgabe braucht eine gewisse Fallhöhe. Zu einfach darf es nicht sein. Ob das nun der Gar-Grad vom Fleisch ist oder der Teig oder auch die Knödelmasse. Und die Kandidat:innen freuen sich, wenn sie so eine Hürde nehmen.
Alex Kumptners Karriere
Zur Person
Der 39-jährige Wiener lernte bei Werner Matt, werkte bei Reinhard Gerer, arbeitet international und wurde als Küchenchef der Albertina Passage mit Hauben geehrt. Heute genießt man seine Kochkunst im „Esszimmer“ des „Everybody's Darling“. Die TV-Karriere startete er vor knapp zehn Jahren im ORF mit „Schmatzo“ und in Deutschland kurz darauf mit der ZDF-„Küchenschlacht“.
Zur Sendung
Bei „Doppelt kocht besser“ stehen Anfänger am Herd, die vom Team-Partner via Knopf im Ohr durch ein Rezept gelotst werden. Die Partner verkosten blind das Ergebnis, Kumptner bewertet auch die Optik. Das Sieger-Paar bekommt 1000 Euro
„Doppelt kocht besser“ ist ja nicht die einzige Sendung, in der Sie in nächster Zeit zu sehen sein werden. Zunächst: Ihr Pensum klingt schon stressig.
Aber es ist positiver Stress, wirklich, auch wenn ich hin und wieder kurze Auszeiten brauche. Da unterstützt mich auch mein Management und meine Freundin sehr. Das ist auch deshalb wichtig, weil ich ein Termin-Chaot bin (lacht). Ich sage ehrlich, ich hätte mir vor zwei Jahren nie erträumen lassen, dass ich mal so ein Pensum zu bewältigen haben werde. Ich lebe da gerade meinen Traum.
Zu den nächsten Formaten zählt etwa im Spätsommer die Sat.1-Erfolgsshow „The Taste“, in der sie erneut gemeinsam mit Alexander Herrmann, Frank Rosin und Tim Raue als Jury fungieren. Wie waren die Dreharbeiten?
Da darf ich noch nicht zu viel verraten, es ist ja die 10. Staffel, also ein Jubiläum. „The Taste“ hatte zuvor, mit der 9. Staffel, die besten Quoten seit dem Start und und ich freue mich riesig, dass das Quartett dort wieder vereint ist. Das lustige für mich ist ja, als ich mit Staffel 8 angetreten bin, habe ich mir gedacht, die werden mich dort zerfleischen. Wir sind ja wirklich vier sehr unterschiedliche Typen, aber es hat sich ein sehr respektvolles Miteinander entwickelt. Natürlich zieht man sich auch gegenseitig auf und klar gibt es Momente, in denen man sich aneinander reibt, aber man nimmt das gegenseitig nicht so lange übel. Wir hatten wirklich Spaß und wir haben uns, mit all den Fehlern, die wir haben gegenseitig aufs Korn genommen. Das ist für mich auch der Grund für den Erfolg – wären hier vier Menschen, die nicht miteinander funktionieren, dann wäre die Suppe ganz schnell versalzen.
Im Zusammenhang mit „The Taste“ gibt es auch einen Spin-off, bei dem sie dabei sind. Worum geht es da?
„The sweet Taste“ wird 2023 zu sehen sein, wir haben kürzlich die Aufzeichnung hierfür beendet. Da geht es weniger ums Backen, als um das, was in Dessertform auf den „The Taste“-Löffel kommt.
Also genau das, was Köche angeblich am wenigsten mögen – backen, Desserts, Patisserie?
Stimmt. Und es wird Momente zu sehen geben, in denen wir uns gedacht haben, Wahnsinn, das gibt`s nicht. Wobei ich auch sagen muss, ich hab's gern, ich bin früher schon während meiner Ausbildung bei Werner Matt gerne in der Patisserie gestanden und außerdem esse ich das auch verdammt gern. Aber es ist richtig, die wenigsten Köche mögen Patisserie – weil man viel genauer arbeiten muss und nicht einfach ein bisschen „herumpfuschen“ kann, man muss sich präzise an Rezepturen halten und sehr wach sein. Und nicht zuletzt spielt ja auch die Ästhetik eine ganz große Rolle. Also, das wird eine sehr feine Sendung.
Im Herbst sind sie ebenfalls schon verplant, da geht es für Kabel 1 in die USA?
Das wird „ Roadtrip Amerika – drei Spitzenköche auf vier Rädern“ sein. Das hat im Original Gordon Ramsey mit zwei Freunden gemacht, die u. a. nach Italien gereist sind. Ich bin schon sehr gespannt, was uns – Frank Rosin, Ali Güngörmüş und mich – erwartet. Wir werden mit einem Camper unterwegs sein und uns die amerikanische Küche näher anschauen. Das klingt auf jeden Fall nach einer Mammutaufgabe. Ich weiß selbst noch nicht viel mehr, nur dass es eine sehr intensive Zeit mit vielen Herausforderungen wird.
Bei einem solchen Drehplan, bleibt da überhaupt noch Zeit für Gastro-Pläne abseits des Fernsehens und wie organisieren sie das mit dem „Esszimmer“ im Everybody's Darling im ersten Wiener Bezirk?
Im Darling arbeite ich Gott sei Dank mit Menschen zusammen, mit denen ich schon lange zusammenarbeite. Wir haben uns da entsprechend im Vorfeld aufstellt, als sich abgezeichnet hat, dass das, was ich im Fernsehen mache, mehr als nur eine Nebenbei-Beschäftigung wird und inzwischen mehr als ein Tagespensum ist. Ich entwickle mit den Jungs fürs „Esszimmer“ die Karte, wir kochen das auch mehrfach zur Probe. Da bin ich natürlich dabei. Jetzt zum Beispiel arbeiten wir schon an der Herbstkarte, dafür stand ich wieder am gesamten Wochenende mit in der Küche. So eine Karte braucht in etwa zwei Monate, jede Woche werden da ein, zwei Gerichte entwickelt, die es vielleicht auf die Karte schaffen. Und in der Zeit, in der ich nicht vor Ort sein kann, gibt es ja auch noch Streamen und Video-Telefonie. Also, auch wenn es nicht absolut optimal ist – Gastfreundschaft lebt auch vom Gastgeber -, kulinarisch geht das sehr gut. Auf der anderen Seite würde es sich falsch anfühlen, wenn ich all die Möglichkeiten, die sich da jetzt auftun, nicht wahrnehmen würde. Dieses Momentum will ich mitnehmen, es macht mir Spaß. Die große Herausforderung ist jetzt, alles so gut wie möglich und nötig unter einen Hut zu bringen und dabei trotzdem noch zu performen.
Zu guter Letzt nochmals zum Anlass unseres Gesprächs: Welchen Tipp geben sie jemanden, der Angst vor der Küche und dem Kochen hat?
Es einfach ausprobieren. Der Respekt vor der Küche kommt ja davon, dass man sich mit Rezepten und einem Koch-Knowhow auseinandersetzt, das viel zu hoch angetragen ist. Am besten ist, man fängt mit den Dingen an, die man gern isst. Dabei sollte man nie an die anderen, sondern nur an sich denken. Wenn man etwa von den Fertiggerichten wegkommen will, dann probiert man einfach mal dieses Essen zu pimpen und schaut, ob das nicht geschmacklich zu verbessern ist. Der nächste Schritt kann dann schon ein einfaches Rezept sein, wobei man sich auch nicht stur danach richten muss usw. Kochen ist wie ein Marathonlauf und das Training dafür beginnt man auch nicht damit, dass man sofort 40 Kilometer läuft. Auf die Küche umgelegt heißt das, man nimmt die Hemmschwelle, in dem man einfach beginnt. Natürlich haben wir hundert Ausreden, es nicht zu tun, wie etwa keine Zeit – gut, das kenn ich von mir auch. Aber dann macht man einfach mal eine schnelle Pasta oder auch nur ein überbackenes Brot zur Jause. Am besten verlässt man sich auf seine Intuition. Das ist ja das Schöne am Kochen, es gibt kein richtig oder falsch, am Ende soll es nur schmecken und das kann ein großes Erlebnis sein.
Danke für das Gespräch.
(kurier.at, sic)
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Über Christoph Silber
Schreibt über Medien-Wirtschaft und -Politik, Werbung und Fernsehen und das seit 1997 beim Kurier.
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