Wiener Kaffee-Trends: Alkohol-Cocktails und raffinierte Nuancen

Innovative Röstereien und Tüftler holen immer neue Facetten aus Kaffee heraus. Beim 10. Vienna Coffee Festival trifft die Szene auf Kaffeeliebhaber.

Frisch gerösteter Kaffee, der nach Heidelbeeren schmeckt. Cocktails, die mit kaltem Kaffee und Whisky oder Rum gemixt werden. Das beliebte Heißgetränk wächst längst über sein bisheriges, bekanntes Image als morgendlicher Muntermacher, der hauptsächlich stark sein soll, hinaus. Dank Innovationsschüben werden mittlerweile viele neue, noch unbekannte Facetten aus den Bohnen geholt.

Qualität ist ausschlaggebend

Für guten Kaffee sei die Bohnenqualität ausschlaggebend, erklärt Schneider-Diglas, während er seinen computergesteuerten Röster mit fast grünlichem Rohkaffee befüllt. Um Nuancen wie die eingangs erwähnten Heidelbeernoten, aber auch Kakao oder Kirsche und Hibiskus herauszuarbeiten, setzt er auf eine leichtere Röstung, die nur 15 Minuten dauert.

Kalter Kaffee und Spirituosen

Ohne Zucker geht es bei Markus Brun manchmal nicht. Was daran liegt, dass Kaffee bei ihm nicht in die Tasse, sondern ins Cocktailglas kommt. 

Dass sich Spirituosen auch gut im Kaffee machen, ist durch Heißgetränke wie Irish Coffee (mit Whisky), Diplomatenkaffee (mit Eierlikör) oder Fiaker (mit Kirschschnaps oder Rum) bekannt. 

Aber kalt und als Cocktail? Da kennt man allenfalls den Klassiker "Espresso Martini". Dass der Cocktailklassiker in den vergangenen Jahren wiederentdeckt wurde, habe zwar die Akzeptanz für Kaffeecocktails erhöht, "aber es gibt so viele Möglichkeiten, man kann mit den Zubereitungsarten und auch mit den Spirituosen experimentieren."

Immer mehr Kaffee-Gourmets

"Gerade in Österreich hat sowohl die Qualität des Kaffees als auch die Konsumation eine steile Karriere hingelegt - hin zum gefeierten Genussmittel", sagt Günther Gapp. Er veranstaltet vom 6. bis 8. September zum zehnten Mal das "Vienna Coffee Festival", bei dem sich rund 80 Aussteller aus der heimischen und internationalen Kaffeeszene mit Liebhabern des Getränks austauschen. 

Gapp bemerkt, dass sich in den vergangenen 20 Jahren auch auf Konsumentenseite viel getan hat. "Der Qualitätsstandard und das Verständnis dafür ist durch das Aufkommen von Coffee Shops in die Höhe geschnellt."

Viel probieren, viel entdecken

"So erhält man die fruchtigen Noten, eine lange und dunklere Röstung der Bohnen bringt viel Körper, aber auch Bitterstoffe hervor." In seinem "Diglas am Markt", in einer ehemaligen Fleischhauerei, wird daher auch viel verkostet und erklärt. "Am Schönsten ist für mich, wenn die Kunden dann sagen, der Eigengeschmack des Kaffees ist so gut, dass sie gar keinen Zucker brauchen." 

Kaffeetrinker werden anspruchsvoller

Dass sich Kaffeetrinker heute viel mehr erwarten, weiß auch Markus Schneider-Diglas. Vor zwei Jahren begann der IT-Spezialist, der in die bekannte Kaffeehaus-Familie Diglas eingeheiratet hat, unter dem Namen "Cottage Roasters" Kaffee direkt am Gersthofer Platz in Wien-Währing zu rösten. 

Es kann sich durchaus ein Gespräch über "Lagen-Kaffees" und deren jeweilige, unterschiedliche Eigenschaften entwickeln, wie man es nur vom Wein her kennt. Acht Spezialitäten-Kaffeesorten, die nur aus einem Land oder einer Region stammen, hat er abwechselnd im Sortiment. Darunter findet sich mitunter auch Unerwartetes, etwa Kaffee aus Indien, der dem Monsun ausgesetzt ist und dadurch seine würzigen Noten erhält. 

Welcher Alkohol passt

In der Praxis heißt das: Ist der Kaffee leichter, arbeitet Brun eher mit klar akzentuierten Spirituosen wie Gin, aber auch mit leichteren Whisky-Sorten. Hat der Kaffee mehr Körper, passt Kräftigeres wie gehaltvolle Whiskys oder auch Rum. Was die Zubereitungsarten betrifft, bietet sich ein Espresso gut zum Shaken an, kurz und intensiv. Filterkaffees wiederum lassen sich gut mit Rum und Vanillelikören kombinieren. Die zuletzt angesagten Cold Brews eignen sich hingegen gut, um spritzige Fizz-Elemente in den Drink zu bringen.  

Ingrid Teufl

Über Ingrid Teufl

Redakteurin im Ressort Lebensart. Gesundheit, Wellness, Lifestyle, Genuss. Seit 1997 beim KURIER, Studium Geschichte/Publizistik, Germanistik, Politikwissenschaften [Mag.phil.] Mag Menschen, Landschaften und Dinge, die gut tun, gut schmecken, gut riechen, neu sind.....und darüber schreiben.

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