Zuhause bei Haya Molcho: Ihr privates Reich und wertvolle Küchentricks

Die Promiköchin zeigt uns ihre private Küche und verrät, worauf es ihr beim Kochen ankommt.

An diesem schönen Spätsommertag stehen die Türen des Wintergartens weit offen. Der große Tisch in dem Zubau ist bereits gedeckt. Aus der Küche, die sich direkt zum Wintergarten öffnet, dringt Gelächter. Haya Molcho und ihr Sohn Ilan sind dabei, für die Gäste, die am Abend kommen, Weinblätter zu füllen. „Wir haben immer ein volles Haus“, erzählt Haya Molcho, die erfolgreich ihre zwölf NENI-Restaurants führt. „Das war der Grund, warum wir als Erstes die Küche umgebaut haben, als wir vor 42 Jahren dieses Haus gekauft haben.“

Haya Molcho ließ Wände umreißen, um eine offene Küche zu haben. Sie ist nun der Mittelpunkt für die Familie und Freunde.

©Kurier/Franz Gruber

Im Zentrum des Geschehens

Zunächst mussten also Wände weichen. „Ich wollte nicht weggeschlossen sein, während ich koche“, sagt Haya, die 1955 in Israel geboren wurde. „Ich koche gerne für andere, aber ich will auch gute Gespräche führen – Essen hat für mich eine starke soziale Komponente, ein kleiner geschlossener Raum macht das unmöglich.“ Und so sind jetzt die Grenzen fließend: Die Küche geht nahtlos in den Wintergarten über, in dem der große Tisch steht, an dem Familie und Gäste zusammenkommen. Doch nicht nur Platz war der Gastronomin bei der Küchenplanung wichtig. „Ich habe einen Induktions- und einen Gasherd, der mir übrigens viel lieber ist“, erzählt Haya Molcho. „Zur Levanteküche gehört Feuer, es sorgt für besondere Aromen.“ „Außerdem spricht das Kochen mit Feuer alle Sinne an“, ergänzt Ilan Molcho, der NENI als CEO leitet. „Für meine Mutter ist Kochen nicht nur Zubereitung von Essen, sondern ein sinnlicher Vorgang – ich denke, dass die Flammen auch daher für sie wichtig sind.“  

Haya Molcho und ihr Sohn Ilan bereiten gefüllte Weinblätter für die Gäste am Abend zu – im Hause Molcho ist Essen ein geselliges Erlebnis.

©Kurier/Franz Gruber

Haya Molcho ist mit gutem Essen groß geworden. „Meine Großmutter und Mutter haben leidenschaftlich und gut gekocht und fermentiert“, erinnert sie sich. „Sie haben mir das Gespür für gutes Essen mitgegeben.“ Dennoch ist sie selber eher zufällig zur Gastronomin geworden. Eine Nachbarin fragte sie, ob sie ihr ein Party-Buffet für 100 Gäste zubereiten würde. Haya sagte zu – und fand ihre Berufung. „Meine Brüder und ich wurden sehr frei erzogen, wir mussten nicht helfen, aber wir waren neugierig“, sagt Ilan. „Als meine Mutter mit den Caterings angefangen hat, haben wir mitgeholfen, das hat uns Spaß gemacht – und uns einen tieferen Bezug zu Essen vermittelt. Dafür bin ich dankbar.“

Offen für Neues

Von den Caterings war es nur ein logischer Schritt bis zur Eröffnung des ersten Restaurants. 2009 setzte Haya Molcho mit NENI am Naschmarkt neue Maßstäbe in Wien. „Ich habe die Levanteküche nach Österreich gebracht“, erzählt sie. „Heute ist sie aus der kulinarischen Landschaft nicht mehr wegzudenken, aber damals war sie neu.“ Charakterisiert wird diese von viel Gemüse, wenig Fleisch und einer Unzahl an Gewürzen – Zutaten, die Haya Molcho auch privat am meisten schätzt. „Ich brauche nur gute Tomaten, Melanzani, Gewürze, Tahina, Hummus und viele Kräuter und bin glücklich“, sagt sie. „Das ist die Basis, aus der ich so viel Gutes zubereiten kann.“

Auch privat kocht die Gastronomin täglich. „Wenn man weiß wie, dann geht es schnell“, sagt sie und lacht. 

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Dabei lässt sie sich von ihrem Geschmack leiten, nach Rezepten kocht sie nie. „Ich improvisiere“, erzählt die Gastronomin. „Ich schaue in den Kühlschrank, was da ist, und schon weiß ich, was ich kochen kann.“ Denn eines ist für die Gastronomin ein absolutes Gräuel: Essen wegzuwerfen. Man kann aus allem etwas zaubern“, ist sie überzeugt. „Man muss es nur wollen  – und die Zunge dafür haben, um es richtig abzuschmecken. Aus meinem Improvisieren sind Rezepte entstanden, die in den NENI-Restaurants ihren Fixplatz haben.“

Melanzani, Tomaten, Gewürze und Kräuter sind die Zutaten, die Haya Molcho täglich verwendet.

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Trotz ihrer Erfahrung und Liebe zur Levanteküche ist Haya Molcho offen für Neues. „Ich war mit meiner Mutter auf Urlaub in Griechenland, wo wir tolle Restaurants besucht haben“, erzählt Ilan. „Das Essen hat uns begeistert – und Anklänge der griechischen Küche haben wir in NENI am Wasser übernommen.“ Offen für neuen Geschmack, für andere Kulturen, das ist es, was Haya Molche neben ihrer Leidenschaft für Essen auszeichnet.

Übersichtlich hat Haya Molcho Reis, Mehl oder Bohnen in ihrer Küche angeordnet.

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„Auch wenn es manche nicht glauben, ich stehe jeden Tag in der Küche“, sagt sie. „Wenn ich für das Kochen nicht mehr brennen würde, könnte ich wohl meine Restaurants auch nicht mehr weiterführen.

Coming Home: Meine Familienrezepte von Haya Molcho

©Brandstätter verlag

Coming Home: Meine Familienrezepte...

...ist ein Einblick in Haya Molchos Privatleben, gespickt mit unzähligen Rezepten – wie man es von der international gefeierten Köchin erwartet. In „Coming Home“ widmet sie ihren vier Söhnen Nuriel, Elior, Nadiv, Ilan und ihrem Mann Samy jeweils ein Kapitel, in dem sich alles um die jeweilige Persönlichkeit und ihre Vorlieben beim Essen dreht. Im letzten Kapitel begibt sich Haya Molcho auf eine Reise in ihre Kindheit und erzählt, wo ihre Liebe zum Kochen herstammt. Die unterschiedlichen Charaktere verbindet dabei immer die Leidenschaft für Genuss.

Erschienen im Brandstätter Verlag

erhältlich u.a. bei Amazon.de

Über Anja Gerevini-Hueter

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