"Frucade oder Eierlikör?" Warum diese Getränke durch Phettberg Kult wurden
Frucade und Eierlikör haben ihr verstaubtes Image von anno dazumals längst abgelegt und haben heute Kultstatus.
Die Frage war ebenso Kult, wie er selbst und überhaupt die Sendung: Wenn Hermes Phettberg seine Gäste "Frucade oder Eierlikör?" fragte, konnte man sich zwischen 1994 und 1996 durchaus auf einen amüsanten Talk bei "Phettbergs Nette Leit Show" freuen. Dass er damals ausgerechnet zwei derart uncoole Getränke servierte, verlieh dem Fernsehabend zusätzlich eine besondere Note.
Verstaubtes Images wurde zum Trend
Nun ist Phettberg mit 72 Jahren gestorben und die Zeiten und Geschmäcker haben sich längst wieder geändert: Frucade steht in jedem Supermarktregal, ist ein höchst beliebtes Kultgetränk und zählt laut einer Marktanalyse zu den drei beliebtesten Getränkemarken der Österreicher, wie der Hersteller auf seiner Homepage vermerkt. Eierlikör ist sowieso ein Seelenschmeichler, der sich in etlichen Hipster-Lokalen auf den Karten findet (und vermutlich auch in ihren Barschränken).
Anfang der 1990er-Jahre hingegen war beider Image höchst verstaubt. Der exotisch anmutende Geschmack der Orangenlimonade mit Kohlensäure war längst von vermeintlich interessanteren abgelöst worden, und Eierlikör kam vielleicht noch bei der Oma ins Stamperl. Oder in den Gugelhupf. Für Phettberg aber war das genau das richtige Quentchen zum Provozieren, wie Kurt Palm, der die "Nette Leit Show" mit Phettberg konzipierte, einmal in einem Interview 2016 im Magazin Uhudla sagte. Die Frage habe sich ergeben, "weil der Hermes gemeint hat: Wir müssen da einen konservativen Touch hineinkriegen".
Vor dem Tode bewahrt
Den legte die Limonade, die 1952 im bayrischen Rosenheim als damals einzige mit zehn Prozent Orangensaftanteil eingeführt wurde, schnell ab. Und verhalf der Marke so nebenbei zum Überleben. Ohne die "Nette Leit Show" gebe es Frucade heute vermutlich gar nicht mehr.
Kurt Palm erzählt im erwähnten Interview nämlich, dass Frucade 1994 wegen Unrentabilität gerade eingestellt werden sollte. Genau das Gegenteil passierte: Die Show hob die Bekanntheit enorm, der Umsatz des gelben Getränks wurde enorm angekurbelt. In Österreich ist sie, im Gegensatz zu Deutschland, noch immer in der originalen Formflasche mit dem in sich verdrehten Flaschenhals erhältlich.
Für Eierlikör gibt es unzählige Rezepte
Beim Eierlikör ist es nicht so einfach, wie mit Frucade, bei der man immer weiß, was man bekommt. Die Zahl der Rezepte für selbstgemachten Eierlikör ist unendlich und auch die industriellen Hersteller sind zahlreich. Für alle gilt: Das Fett in den Eigelben vermischt sich mit wasserlöslichen Bestandteilen zu einer Emulsion, die mit Zucker und einem starken, aber geschmacksneutralen Alkohol gemischt werden. In vielen Rezepten wird die typische Molligkeit oft durch Milchprodukte wie Obers erreicht.
Eierlikör-Frucade-Mix
So ein Stamperl cremiger Eierlikör geht zwar immer, besonders beliebt ist die Tradition aber zu Ostern - und Weihnachten. Wer sich übrigens nicht zwischen Frucade oder Eierlikör entscheiden kann, könnte die beiden auch mixen. Unter dem Namen "Schneegestöber" ist ein Eierlikör-Frucade-Drink in manchen Regionen bekannt.
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