Flaschenpost: Welchen Wein soll man zum Osterei trinken?
Braucht es tatsächlich Experten, die diktieren, was wann, in welcher Reihenfolge und Kombination zu essen und zu trinken ist?
Es gibt Themen, die unter den Nägeln brennen: Hatte im Fasching noch die Frage, welcher Wein zum Krapfen passt, den Menschen schlaflose Nächte bereitet, quälte pünktlich zur Fastenzeit die Entscheidung, ob Weinviertler Veltliner oder Crémant aus der Loire den traditionellen Heringsschmaus besser begleiten.
Nun, wenn die Tage wärmer werden und der gemeine Geruch der ersten Bärlauchtriebe aus Wald und Au dringt, muss tunlichst geklärt werden, welchen Wein man zu Suppe, Strudel oder Auflauf aus dem gemeinen Lauchgewächs kredenzt. Kein leichtes Unterfangen, dem plakativ rustikalen Geschmack von Bärlauch sensorisch Paroli zu bieten.
Brisanter scheint nur noch die Frage, was denn der Feinspitz in Bälde zum Osterei trinken soll. Beim steirischen Welschriesling bleiben oder doch den Chenin Blanc aus Südafrika wagen?
Zum Glück gibt es reichlich fachkundige Ratschläge, die zum saisonalen Gericht stets den passenden Tropfen wissen – den optimalen Speisebegleiter, einer Wortkreation mit dem Appeal eines sowjetischen Plattenbaus. Braucht es tatsächlich bei jeder Gelegenheit Experten, die diktieren, was wann, in welcher Reihenfolge und Kombination zu essen und zu trinken ist?
Beim Faschingskrapfen kam eine hochkarätige Fachjury übrigens zu dem Ergebnis, dass doch die burgenländische Trockenbeerenauslese und nicht der restsüße Riesling von der Mosel die Nase vorne hat. Aber das muss uns nicht länger quälen; ist doch der Fasching vorbei und bis auf weiteres Schluss mit lustig.
Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.
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