Eine Gruppe von Menschen stößt tagsüber mit einem Gläschen Wein an

Flaschenpost: Hot oder Schrott?

Freilich gibt der Vegetationsverlauf einen groben Kompass über das Reifestadium und die Beschaffenheit der Trauben.

Alle Jahre wieder werden Anfang September vom Weinbauverband Jahrgangsprognosen abgegeben. Bevor noch die erste Beere vom Rebstock gezwickt wurde, geht man da von einer sehr guten Weinqualität aus.

Das freut uns natürlich – obschon man sich fragt, wie man zu der optimistischen Prognose kommt. So manch steirischer Winzer, dessen Rebstöcke im Regen schier ersoffen sind, mag das möglicherweise anders sehen. Freilich gibt der Vegetationsverlauf einen groben Kompass über das Reifestadium und die Beschaffenheit der Trauben – ob daraus tatsächlich guter Wein entsteht, wissen allein die Götter. Wenn überhaupt, entscheiden die letzten Wochen im Herbst über Gedeih oder Verderb. Was sich aber mit ziemlicher Gewissheit sagen lässt: Gute Winzer kriegen in jedem Jahr auch guten Wein hin.

Manchmal, wie etwa heuer, mit wesentlich höherem Aufwand – wechselten doch in fast jeder Anbauregion Hitze und Trockenheit mit extremen Unwettern. Und manchmal, wie etwa in Teilen der Steiermark, wird es nur ein Bruchteil der üblichen Erntemenge sein. Was sich also mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen lässt: Es wird bei entsprechender Qualität kein günstiger Jahrgang. Viel Input, wenig Output – das kostet mehr und ist auch richtig so.

Mit ebenso großer Gewissheit lässt sich auch sagen, dass billig produzierter Wein in diesem Jahr nicht besser sein wird als in anderen Jahren. Mitunter sogar schlechter. Von nichts kommt halt nichts – da mag man von offizieller Seite noch so optimistisch sein.

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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