
Tradition und Innovation: Wie der Weinbau seine Zukunft neu erfindet
Nach der Technologie-Welle im Weinbau kehrt man zurück zu Tradition und nachhaltigen Ideen – von Flaschen-Recycling bis Vitiforestry.
Im Weinbau huldigt man gern der Tradition, das kommt vor allem bei urbanen Kunden gut an, die sich nach ländlicher Idylle sehnen. In den Neunzigern hingegen, als die Technologie im Weinbau ihre Blütezeit erlebte, beschwor man die Moderne: Im Keller wurde hochgerüstet, im Weingarten herrschten Maschinen. Nichts wurde mehr dem Zufall oder gar der Natur überlassen. Freilich gab es auch Unbeirrte, die dem fern blieben. Inzwischen rüstet man vielfach wieder ab und merkt, dass keine noch so raffinierte Hochtechnologie Erfahrung und Intuition ersetzen können.
Es braucht wohl beides – Tradition und Moderne. Darunter versteht man heute: Retten was noch zu retten ist oder positiv gedacht – Visionen setzen, um Zukunft zu ermöglichen. Blickt man etwa nach Niederösterreich, findet man einige innovative Ideen: Vitikultur Moser lebt Nachhaltigkeit abseits inflationärer Worthülsen. Neben biodynamischer Bewirtschaftung verwendet man gebrauchte Flaschen und Verpackungen wieder. "Reduce-Reuse-Recycle" ist das Motto. Kunden bekommen Rabatte, wenn sie Flaschen und Kartons wieder mitbringen.
Ein Zukunftsprojekt ist auch Vitiforestry, die Pflanzung von Bäumen in Weingärten, um zu beschatten. Steffi und Alwin Jurtschitsch zählen zu den Pionieren. Auch beim Neubau von Weingütern agiert man zunehmend nachhaltig und energieeffizient. Das neue Weingut von Dorli Muhr in Carnuntum oder der kürzlich eröffnete, wunderschön sanierte Weinhof von Pichler-Krutzler in der Wachau sind zwei aktuelle Vorzeigeprojekte.
Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.
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