Beim Weinkauf sollte man nicht auf Schnäppchenjagd gehen, aber...

Weine aus dem Burgund könnten sich ob ihrer notorisch steigenden Preise eigenhändig vom Markt drängen.

Fraglos ist Schnäppchenjagd beim Weinkauf daneben – Qualität und aufwendige Produktion sollen angemessen kosten. Der Fine-Wine-Markt jedoch scheint völlig losgelöst: Mitunter steht der Preis einer Flasche in keinem Verhältnis zur Qualität des Inhalts. Die Marke bestimmt den Wert. Freilich verbirgt sich hinter namhaften Etiketten keine minderwertige Plörre, die Willkür des Marktes ist dennoch atemberaubend. Der legendäre wie berüchtigte Raritätenweinhändler Hardy Rodenstock soll dem Vorwurf des Preiswuchers schnoddrig entgegnet haben, ein Bild von van Gogh sei auch nicht am Preis von Farbe und Leinwand zu bemessen. Wohl wahr, würden doch prestigeträchtige Weine sonst nicht ebenso gern gefälscht, könnte man sich nicht allein am Klang ihres Namens eine goldene Nase verdienen.
 

Ausgerechnet der Weinregion, die in der obersten Liga spielt, könnte ihre Preispolitik nun zum Verhängnis werden: Analysten der internationalen Fine-Wine-Börse Liv-ex mutmaßten kürzlich, Weine aus dem Burgund könnten sich ob ihrer notorisch steigenden Preise eigenhändig vom Markt drängen. Selbst bisher schier schmerzbefreite Trophäenjäger sähen sich nicht mehr in der Lage, die stratosphärischen Preise so mancher Burgunder zu berappen. Am Ende geht es dem Burgund noch wie anderen renommierten französischen Weinregionen, die jüngst ob akuter Absatzprobleme eine Krisendestillation beantragten mussten. Hektoliter überschüssigen Weins enden dann ziemlich unglamourös als Desinfektionsmittel.  

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

Kommentare