Flaschenpost: Saure Sommersäfte

In unseren Breiten wird inzwischen höchst ungerne sauer getrunken. Nachhaltig heiter hat das schon dazumal niemanden gestimmt, dafür aber etliche Magenwände verätzt.

Sollte sauer ernsthaft lustig machen, ist es natürlich bedauerlich, dass in unseren Breiten inzwischen höchst ungern sauer getrunken wir. So würde sich erklären, dass Wien zwar zur lebenswertesten Stadt gekürt wurde, ihre Einwohner dennoch zu den aller unfreundlichsten zählen. Da braucht man kein Kaffeehaus mit obligat grantigen Obern besuchen  – da reichen zwei Stationen mit der U-Bahn oder drei Minuten an der Supermarktkassa. 

Dabei bemüht sich die Stadt redlich um seriöses Amüsement – wenn es sein muss unter Zuhilfenahme von grellorangen Spaßgetränken, die der breiten Bevölkerung meist in Verbindung mit so genanntem Lounge Ambiente offeriert werden. Allein  – sie wirken nicht. Kein Wunder, sind derlei Apéro doch süß wie deutsche Konfitüre. Soll man des Spaßes wegen etwa gar wieder Heckenklescher oder Brünnerstraßler Retro Kampagne initiieren? Nachhaltig heiter hat das schon dazumal niemanden gestimmt, dafür aber etliche Magenwände verätzt. Dann doch lieber einen guten Riesling mit natürlicher Säure – was schmeckt, macht auch froh. Muss es partout Vermischtes sein, empfiehlt sich etwa Verjus mit Soda. Der grüne Saft aus unreifen Trauben, die im Sommer zwecks Selektion vom Rebstock geschnitten werden, erfreut mit milder Säure. Noch gibt es keine ernsthaften Studien, ob Verjus lustig macht – ziemlich sicher aber ist er gesund, histaminarm, alkoholfrei und gut.       

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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