Flaschenpost: Nicht am Puls der Zeit
Nicht selten haben Trendvorhersagen ihren Ursprung in den USA, vorzugsweise in Kalifornien.
Was wäre der moderne Mensch ohne permanenter Trendprognose? Ein irrlichterndes Wesen, ohne den Funken einer Ahnung, wie es leben soll. Der Mensch wüsste nicht, wie er wohnen, sich kleiden und vor allem, was er essen und trinken darf. Nicht selten haben Trendvorhersagen ihren Ursprung in den USA, vorzugsweise in Kalifornien, wo modische Attitüden offenbar in der Luft liegen. Insbesondere in Sachen Fitness und Ernährung hat die Westküste einen Riecher – von Veganismus bis alkoholfreien Wein, kein Hype, der dort nicht exzessiv zelebriert würde, bevor er die restliche Welt überschwemmt.
So übertitelt etwa das kalifornische Genussmagazin Napa Valley Features einen meilenlangen Artikel mit der Frage, ob der Weinboom zu Ende sei – um mittels zahlloser Grafiken und Statistiken gleich die Gründe für das Ja auf die rhetorische Frage aufzulisten: Von Rezession, sinkender Kaufkraft bis zu einer zunehmend alternden Gesellschaft, die nunmehr offenbar ihr verbliebenes Geld statt in wohlschmeckenden Rebensaft in bittere Pillen investiert. Die Gründe seien mannigfaltig, so das Magazin. Die Weinindustrie befände sich an einem Wendepunkt, selbst als Investment würden die edlen Gewächse nicht mehr taugen. Zu volatil, zu unsicher.
Wie gut, dass Österreich auch in puncto Weinkonsum eine Insel der Seligen zu sein scheint. Schaut man sich in den Gaststätten des Landes um, kann von Trinkmüdigkeit keine Rede sein. Bis der Weinboom auch bei uns endet, werden wohl noch Jahrzehnte vergehen.
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