Flaschenpost: Aufregendere Regionen, die beim Weinsnob keine Beachtung finden
Savagnin ist lebendige Intensität ohne Abstriche.
Böse Zungen meinen, Bordeaux sei nur mehr was für superreiche Chinesen und Russen. Wie dem auch sei, die bekannten Châteaus sind prohibitiv teuer – nur mehr ein paar betuchte Groupies wollen sich den Spaß noch leisten. Im Burgund sieht es nicht anders aus: Richtig guter Stoff frisst mehrere Monatsmieten. Leider können halt nur wenige andere auf der Welt Burgunder-Chardonnays, Geschmacksrichtung Eichenschrank/Bananensplit sind keine Ausnahme, sondern die Regel. Auch für Pinot Noir braucht es mehr als Ambition. Wenn man sich denn weintechnisch auf Frankreich kapriziert, gibt es aber aufregendere Regionen, die von Weinsnobs gern links liegen gelassen werden.
Das Jura etwa. Eine Kultstätte für Anhänger eigenständiger Gewächse, ein Weinbaugebiet, das sich nicht erst seiner Ursprünglichkeit besinnen muss, weil es die nie aufgab. Die Region im Osten Frankreichs, zwischen Burgund und der Schweiz, kann zwar auch Chardonnay und Pinot Noir – richtig die Post geht aber bei ihren regionalen Sorten ab, allen voran beim Savagnin. Die weiße Rebsorte hat so rein gar nichts mit der Behäbigkeit von so manchem Traminer zu tun, wie er bei uns heißt. Savagnin ist lebendige Intensität ohne Abstriche. Ein wilder Mix aus Würze, Säure und Salzigkeit – gezeichnet von den vorherrschenden Kalk- und Mergelböden. Wer sich ins Abenteuer Jura stürzen will, findet erste Hilfe in der südsteirischen „Weinbank“ oder im „Fuhrmann“ in Wien.
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