Flaschenpost: Hang zur Veränderung

Der geschickte Weg einer burgenländischen Winzergruppe.

Österreicher gelten gemeinhin als Vereinsmeier. Man trifft gerne auf Seinesgleichen. Ob Kleingartenverein, Kameradschaftsbund oder Weinritter – da weiß man, dass man mit Gleichgesinnten verkehrt. Erfrischend in homogen hingegen tritt die Winzergruppe Pannobile auf, die heuer ihr 30-jähriges Bestehen feiert.

Damals gründeten sieben Golser Winzer die Vereinigung, um Österreich und der Welt zu zeigen, wie edel burgenländische Weine schmecken können, wenn man davon ablässt, internationale Gewächse nachzubasteln. In einer Zeit, als überholzte Frucht-Terminatoren boomten, versuchte die Gruppe rund um Hans Nittnaus, Gernot Heinrich und Paul Achs entgegen aller damaligen Marketinggesetze die nordburgenländische Herkunft in ihren Weine abzubilden. Unter dem Label Pannobile produzierte jedes Mitglied alljährlich eine Cuvée aus regionalen Trauben. Das hätte in biederem Provinzialismus münden können – tat es aber nicht. Man verkostete und debattierte unaufhörlich – schenkte einander nichts und entwickelte sich so weiter. Gerhard Pittnauer und Claus Preisinger stießen dazu und mit Judith Beck, Andreas Gsellmann oder den Renner-Geschwistern ist inzwischen die nächste Generation in Charge.

Geblieben ist der Hang zu Veränderung: konventionelle Stile oder Ideologien werden über Bord geworfen, um Neues zu schaffen oder Verlorenes wiederzufinden. So verschieden die Wege der einzelnen Protagonisten auch sind, das Ziel ist das Gleiche: wahrhaftig zu sein.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

Kommentare