Flaschenpost: Elitär und unverständlich
Das Getue rund um Wein, das mitunter sakralen Riten gleicht, befremdet viele junge Menschen.
Welches Weinmagazin man auch aufschlägt, überall wird eine globale Absatzkrise bei Wein konstatiert, insbesondere bei Fine Wines – der Kategorie, wo man richtig blutet für ein erlesenes Fläschchen. Man mag einwenden, in Zeiten der Inflation sei einfach kein Geld da für derlei Firlefanz. Möglich. Dagegen spricht, dass SUV der Kategorie Kampfpanzer nach wie vor zu den meist verkauften Autos zählen.
Der aktuelle Business Report der deutschen Hochschule Geisenheim kommt auch zu anderen Gründen: So empfänden viele, vor allem jüngere Menschen, das Thema Wein als elitär und unverständlich. Kein Wunder – hört man önologisch Geschulte und solche, die sich dafür halten, fachsimpeln, wähnt man sich in einem fremden, exotischen Land, dessen Sprache man nicht mächtig ist. Zuweilen drängt sich auch der Verdacht auf, der Kauderwelsch diene bloß dazu, einander an Expertise zu übertrumpfen oder sich gegenüber unwissendem Pöbel abzugrenzen.
Auch das Getue rund um Wein, das mitunter sakralen Riten gleicht, befremdet viele junge Menschen. Der Business Report empfiehlt der Branche, sich in der Kommunikation den Gepflogenheiten junger Konsumenten anzupassen. Echt jetzt? Glaubt man tatsächlich, dass mit anbiedernden Werbesprüchen à la "Ein nicer Wein, der so richtig chillt" die Generation Z zum Weintrinken verführt werden kann? Täte man nicht gut daran, den überheblichen, todernsten Habitus abzulegen und Wein dabei zu belassen, was er eigentlich ist: ein Genussmittel und keine Raketenwissenschaft.
Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.
Kommentare