So zickig ist die Rebsorte Pinot Noir

Flaschenpost: Divenalarm

König der Weine - oder doch eher eine Zicke? Der Pinot Nior.

Er ist eine Zicke. Seine Anhänger sagen lieber Diva oder gar König der Weine – das klingt vornehmer und lässt sie seine Capricen als gottgegeben hinnehmen. Tatsächlich gilt der Pinot Noir als besonders edle und schwierige Rebsorte. Er stellt hohe Ansprüche an Boden, und auch im Keller will die Rebsorte äußerst feinfühlige Behandlung. Nichtsdestoweniger arbeiten sich weltweit Winzer an ihr ab – mehr oder minder erfolgreich. Einige wollen wohl bloß beweisen, dass sie in der Königsliga mitspielen können, andere lassen sich auf eine leidenschaftliche Liaison mit der Rebsorte ein und verfallen ihr. Eine Abhängigkeit, die hohe Leidensfähigkeit erfordert, aber mit atemberaubender Schönheit belohnen kann.  

Die berühmtesten, besten, sicher aber teuersten Pinot Noirs kommen aus dem Burgund. Über Jahrhunderte passte  sich die Rebsorte den dortigen Gegebenheiten an, die Winzer greifen auf ebenso lange, tradierte Erfahrung zurück. Auch den Deutschen gelang es, unter dem Namen Spätburgunder eine eigenständige Charakteristik zu entwickeln. Hierzulande versuchte man sich ebenfalls an ihr, konnte sich jedoch ganz in österreichischer Manier oft nicht entscheiden, ob man dem französischen Vorbild nacheifern oder eine eigene Interpretation wagen sollte. 

Also äffte man sie einfach nach und stülpte ihr die hiesigen Geschmacksvorlieben über. Sie geriet dann gern mollig, überschminkt und derb – von Diva keine Spur. Und doch gibt es zunehmend Winzer, die ihr Anmut und ausgeprägten Charakter verleihen: Karl Schnabel, Christian Tschida, Michael Wenzel, Claus Preisinger ...

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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