Flaschenpost: Warum es die Wein- und Trüffeljünger nach Piemont zieht
Der Star der Weinregion Piemont heißt Barolo und kommt naturgemäß von der Rebsorte des Nebels, dem Nebbiolo.
Kaum schlägt es November, zieht es Wein- und Trüffeljünger in den Piemont. Es gibt selten Gegenden, die selbst bei Nebel so glänzen. Gut möglich, dass die nordwestitalienische Weinregion überhaupt erst in der miesesten Jahreszeit ihre ganze Pracht entfaltet.
Freilich, die geballte Ladung erstklassiger Rotweine und Alba-Trüffel, der in rauen Mengen über alles Essbare gehobelt wird, ist schlicht atemberaubend – bei der Kombination erschiene einem selbst das Ruhrgebiet als Traumdestination. Im Piemont ist der Nebel aber nicht nur Wetterereignis, sondern Gesamtbefindlichkeit.
Der Star der Weinregion heißt Barolo und kommt naturgemäß von der Rebsorte des Nebels, dem Nebbiolo. Alle anderen spielen bloß kaum beachtete Nebenrollen. Wie etwa Dolcetto, der gern als unkomplizierter Alltagswein abgetan wird.
Wobei sich da die Frage aufdrängt, warum ein Wein, den man täglich trinkt, schlecht sein soll? Passt die Behandlung, zeigt Dolcetto jedenfalls Klasse: Gönnt man der autochthonen Sorte gute Lagen, Aufmerksamkeit und Pflege, kann aus ihr ein geradliniger Rotwein entstehen, der mit Feingliedrigkeit und Herkunftscharakter punktet. Das mag manchem zu schlicht erscheinen, ist in Wahrheit aber die wahre Kunst. Man überzeuge sich bei Dolcetti von Rocco di Carpeneto, Cascina Corte oder Pecchenino.
Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.
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