Flaschenpost: Besuch bei der Nasa

So manchem Weintrinker steht im Sommer der Sinn nach einem Abstecher beim Winzer.

Einschlägig Interessierte versprechen sich davon unter Umständen eine muntere Plauderei über geologische Besonderheiten und mikroklimatische Bedingungen der jeweiligen Anbauregion – alle anderen wollen wohl ganz schnöde ein paar feine Tropfen, die gute Laune machen. Wer nun glaubt, bloß kommod verkosten und mehr oder weniger tief schürfende Kommentare dazu abgeben zu dürfen, hat sich zu früh gefreut. 

Mehr über Wein lernen?

Der Steirereck-Sommelier René Antrag zeigt, wie man in 10 Video-Lessons zum Weinkenner wird. 

 

Hier geht's zur Wein-Academy

Um eine Keller-Besichtigungstour kommt man meist nur mit Müh und Not herum. Frierend, weil in leichter Sommerbekleidung, stapft man  Ewigkeiten durch feucht dunkle Gewölbe, bestaunt Holzfässer oder marschiert durch  Industriehallen mit  Stahltank-Ungetümen. Mögen alte Kellergewölbe zumindest noch eine gewisse Weinhauer-Romantik bedienen, muten moderne Weinkeller oft eher wie die Kommandozentrale der NASA an.

Nichts deutet mehr darauf hin, dass noch Wein gemacht wird – hier herrscht kühler Hightech: Computergesteuerte Systeme messen, überwachen und regeln so ziemlich alle Prozesse der Weinbereitung: von temperaturgesteuerter Vergärung über automatische Maische-Umwälzung mittels Luftinjektion. Nichts wird dem Zufall überlassen. Eine keimfreie Welt, wo Menschen wohl nur mehr störende Fremdkörper sind. Ihre Anwesenheit ist aber ohnehin kaum erforderlich, kann doch via Handy extern auf das System zugegriffen werden. Artgerechte Weinhaltung sieht anders aus.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

Kommentare