Schnittig: Die Fisolensaison ist eröffnet

Fisole wird die grüne Bohne ostwärts von Salzburg genannt, in Deutschland auch Schnittbohne. Schmecken tut das Gemüse überall – gerne auch mit ein wenig Lebensweisheit gewürzt.

Ich spaziere über den Markt ins Café und kann nicht widerstehen, mir bei Erols Stand die ersten Sonnenstrahlen dieses herrlichen Maitages auf die Nasenspitze scheinen zu lassen. An den Kräuterwagen gelehnt, bin ich sogleich vom würzigen Duft von Rosmarin, Zitronenverbene, Waldmeister und dem sonnenverliebten Basilikum gefangen.

Die frischen Kräuter verheißen endlich wieder Frische und Würze – ich kann es kaum erwarten, in die Küche zu laufen und den Kochlöffel zu schwingen. Eine junge Dame, die ihren Pudel an der schicken Lederleine hält, fragt Erol nach einem halben Kilo Schnittbohnen. Ungefragt springe ich helfend ein und erkläre meinem bulgarischen Gemüsehändler, dass Fisolen ihren schönen Namen nur bei uns tragen und sonst schnöde als Bohnen, ob grün oder schnittig, bezeichnet werden. „Phaseolus vulgaris ist die botanische Bezeichnung“, meint da ein älterer Herr mit sonorer Stimme, der auf seinen Holzstock gestützt geduldig wartet, bis er an der Reihe ist. „Fisolen kommen aus Südamerika, dort spielen sie aufgrund ihres hohen Proteingehaltes eine elementare Rolle in der Grundversorgung“, lässt er uns wissen.

Tipp

Bohnenkraut ist der perfekte Begleiter zu Fisolen 
 

Mich allerdings freut es aufgrund ihres Geschmackes, dass die Fisolensaison heranbricht, sind sie doch seit Kindertagen eines meiner Lieblingsgemüse. Sie verlangen uns ein wenig Zeit ab, weil jedes Stück auf eventuelle Fäden untersucht werden muss. Aber welch ein Genuss erwartet uns dann – ob eingebrannt und mit Dille verfeinert, französisch mit Dijonsenf und Estragon als Salat oder italienisch in einer Paradeissauce mit gebackenem Paprika serviert.

Da fällt mir das duftende Basilikum und auch gleich ein Rezept meiner italienischen Freundin ein – Pasta alla Genovese. Wenngleich unüblich, Pasta mit Erdäpfeln zu mischen, ist das Rezept durch das duftende Kraut und die frühlingsfrischen Fisolen ein Gedicht. Und für mich eine willkommene Gelegenheit, den Kindern zusammen mit dem Nachtmahl ein wenig Lebensweisheit aufzutischen: „Cucina Povera“ ist in Zeiten der steigenden Preise sehr praktisch zu kennen; die teuren Pinienkerne können hierzulande notfalls mit Mandelstiften ersetzt werden. Immer wieder genial, wie Generationen von Frauen seit jeher ihre Familien köstlich und günstig satt bekommen haben.

Simpel und gut

Zurück zu Hause schaut mir die ganze Familie zu, wie ich das grasgrüne Pesto mit Nudelwasser verdünne. Dabei erkläre ich die Wichtigkeit, Pastasaucen mit der stärkehaltigen Flüssigkeit zu binden, fasle dann noch von der nützlichen Kunst des Kochens, bis der Jüngste ein wenig die Augen rollt. „Stimmt, simpel und gut!“, meint die praktisch veranlagte Mittlere, um zu vermitteln. Der Liebste schaut mich mit verklärten Augen an: „Wie Opas Grenadiermarsch, vielleicht ein wenig gesünder.“ Verschmitzt erwidere ich: „Alles neu macht der Mai!“

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