
Expansion der Bohne: Soja und Tofu aus Österreich
Österreich ist der Motor innerhalb Europas Sojalandwirtschaft. Ziel ist eine leistungsfähige Sojawirtschaft mit Tofu als Shootingstar.
von Ingrid Greisenegger
Die Pionierphase ist vorbei“, sagt Matthias Krön, Präsident von „Donau Soja“. Die Initiative wurde 2012 gegründet, mit der Mission, Europa mit gentechnikfreien pflanzlichen Proteinen zu versorgen. 2024 hat man bereits 1 Million Tonnen zertifiziertes „Donau Soja“, ein Drittel davon in Bioqualität, angebaut. Im selben Jahr wurde auch die „New Originals Company“ gegründet. Von Krön und seinen Partnern – der Raiffeisen Oberösterreich und dem Unternehmen Lunter aus der Slowakei. Letzteres hatte schon vor rund 30 Jahren zu experimentieren begonnen, Tofu aus Sojabohnen herzustellen, lange bevor pflanzliche Ernährung zum großen Thema und zum Wirtschaftsfaktor geworden ist.
Regionaler Tofu vom Supermarkt bis in die Gastronomie
Mit ihrem Vorhaben, Sojabohnen, deren Heimat Asien ist, als alltägliches Grundnahrungsmittel auch in Europa zu etablieren, ist die „Company“ rasch vorangekommen. Ziel ist es, nicht nur den Anbau voranzutreiben (auch durch Forschungsprojekte), sondern Sojaprodukte überall leicht verfügbar zu machen. Schon heute ist man mit vier Tofufabriken in vier europäischen Ländern und 850 Angestellten der Platzhirsch auf diesem Markt. Regional produzierter Tofu soll vom Supermarkt bis in die Gastronomie verfügbar sein.
Krön, studierter Sinologe, hat sich in chinesischer Kalligraphie einen Leitspruch an die Bürowand gehängt: „Ein großes Reich zu regieren, ist wie kleine Fische braten“. Bei der “Company“ geht es jetzt bereits um große Fische. Denn die Klientel, die vegetarisch-vegane Community und Menschen, die die fernöstliche Küche lieben, wächst. Wir in Europa kennen erst einen kleinen Teil der Vielfalt von Tofu in Texturen, Geschmack und Formen.

Matthias Krön, CEO und Mitbegründer der „New Originals Company“, sieht Tofu aus europäischen Sojabohnen als ein alltägliches Grundnahrungsmittel der Zukunft.
Tofu aus dem Waldviertel
Vom neuen Gusto profitieren in Österreich aber auch kleine heimische Familienbetriebe, die Ab-Hof und per Online-Shop verkaufen, Läden und Gastronomie beliefern. Beispielsweise der „Waldviertler Tofu“, der, seit 2021, zu den Pionieren gehört. Oder die „Farmerei“. In Prellenkirchen stellt sie, seit 2019, „Nattō“ her, das in weiten Teilen Japans zum Frühstück gehört. Es wird als Gesundheitsbombe – dank viel Vitamin K 2, Calcium und Spermidin – belobt. Basis sind fermentierte Sojabohnen einer speziellen Sorte. Die „New Originals Company“ dirigiert ihr Imperium von Wien aus, mit Büros in Bukarest und Moldawien. Die Stadt verfügt übrigens nicht nur über die größte Bio-Sojaanbaufläche, hier nahm auch die europäische Sojakultur ihren Anfang: 1873, bei der Weltausstellung im Wiener Prater. Weil das Japanische gerade in Mode war, erregte auch die mitgebrachte Sojapflanze im japanischen Pavillon Interesse.

„Waldviertler Tofu“ aus den eigenen Sojabohnen waren unter den Ersten die, seit 2021, in Österreich Tofu herstellen. Er wird Ab-Hof verkauft.
©Waldviertler TofuEiweißwende
Was die Bohne heute so kostbar macht, ist dass sie den Ackerboden mit Stickstoff versorgt und als pflanzliche Eiweißquelle die „Eiweißwende“ vorantreiben kann. Aktuell wird genmanipuliertes Soja noch immer in großen Mengen vor allem aus Südamerika importiert und dort dafür Regenwald abgeholzt. 50% dieses Imports dienen als Viehfutter, besonders in der Schweinemast. Die „Eiweißwende“ soll eine Umkehr bewirken. Soja soll primär Menschen ernähren, der Fleischkonsum reduziert und den Tieren grundsätzlich nur mehr genfreies, europäisches Soja serviert werden. „Das geht sich alles aus“, sagt Krön, „dann würde Fleisch pro Kilogramm gerade einmal 30 bis 50 Cent mehr kosten, aber viel bewirken. Die „Company“ setzt ehrgeizig ausschließlich auf die Entwicklung originaler Sojaprodukte, nicht auf imitierten Fleischgeschmack.

Natto, aus fermentiertem Soja, das man in Japan gerne alltäglich zum Frühstück konsumiert, verkauft sich auch in Österreich gut.
©Die Presse/Clemens FabryDamit erübrigt sich auch die Diskussion, ob ein pflanzliches Produkt als Wurst oder Schnitzel bezeichnet werden darf. Die Kreationen der „New Originals Company“ wollen weder das eine noch das andere sein. Eine Ansicht, die auch Spitzen Gastronomen wie Paul Ivic vom vegetarisch-veganen Restaurant „Tian“ vertreten: „Verschont uns mit Fake.“
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