"Eh Wurst": Schlangestehen für Bosna aus Pilzen und Curry-Wurst aus Seitan

Die vegane Würstelbar, die jüngst ein DJ im 7. Bezirk eröffnete, ist Treffpunkt im Viertel – auch für Nicht-Veganer

Um die Mittagszeit stehen in der Neustiftgasse 81 im 7. Bezirk Menschen Schlange. Der Grund: die neue, vegane Würstelbude „Eh Wurst“. „Ich wohne um die Ecke, meine Frau bekommt den Hotdog, ich die Bosna“, sagt ein Anrainer, der eigentlich gerne Fleisch isst. Er pflege einen bewussten Fleischkonsum: vegane Alternativen statt Billigfleisch.

Bei jenen, die sich anstellen, handelt sich um sich um Bobos – junge wie alte. Manche sprechen Englisch, viele nehmen das Essen mit ins Büro. „Das ist halt ein grüner Bezirk“, sagt ein Besucher. In derselben Gasse gibt es veganes Eis, das Lokal Karma-Food bietet Speisen für eine vegane oder vegetarische Mittagspause an.

Zwei Agenturbesitzer setzen sich in den Schanigarten von „Eh Wurst“: „Es muss nicht immer Fleisch sein“, sagt Silent-Disco-Chef David Strolz. Kreativagentur-Inhaber Mateus Szmalec ist neugierig: „Wir haben über Instagram davon erfahren.“ Sie testen den Bestseller – eine Bosna (aus Austernpilzen und Kräuterseitlingen, um 5,20 Euro) – und die Curry-Wurst (aus Seitan, um 5,20 Euro). Ihr Urteil: „Fleischähnliche Konsistenz, beides stark und gut gewürzt.“

Der 36-jährige Würstelbuden-Besitzer Raphael Rosdobutko ist auch als DJ Itarik bekannt. Er legte im Flex auf, auch in Japan oder Indien. Neben dem veganen Wurst-Salon möchte er weiterhin elektronische Musik auflegen. Weil es „Eh Wurst“ sei.

Wurstigkeitgefühle

In Anbetracht der Namensähnlichkeit mit dem Trendwürstelstand „Alles Wurst“ gibt es weitere Wurstigkeitsgefühle. Sebastian Neuschler, der am Börseplatz mit gegrillten Calamari und Champagner aufwartet, sei nämlich ein Bekannter. „Wir sind beide aus Salzburg“, sagt Rosdobutko.

Die Wurst sei ihm als Snack der Nacht ans Herz gewachsen. Seit drei Jahren isst er aber vegetarisch: „Was im Supermarkt in den veganen Produkten drinnen ist, weiß ich oft nicht, hier jedoch schon“, sagt er. Die Zutaten für seine vegane Bosna stammten vom vegetarischen Bio-Feinkostproduzenten Peter Hiel in der Brigittenau, der Erbsenprotein-Leberkäse kommt aus Ottakring. Der Tofu für den Hotdog und die Seitan-Curry-Wurst kommen aus Bayern.

Für den Käsekrainer sucht er noch eine Lösung. Seine fermentierten Extras (Kimchi, Jalapeños, Frühlingszwiebel, Radieschen) bekommt er von einem anderen befreundeten Salzburger, dem Besitzer von „Das Ferment“ am Vorgartenmarkt.

Vegane Generation

Zurück zum Mittagstisch: „Unsere Mitarbeiter sind Millennials, alle vegetarisch oder vegan“, sagt Thomas Homberger. Er ist Gründer des bekannten Start-ups „MyClub“: Eine App, die Sportangebote verschiedener Anbieter in einem Abo vereint. Die Weihnachtsfeiern müssten in seinem Unternehmen vegetarisch sein. Die neue Generation (er ist 43 Jahre alt) sei da um einiges konsequenter. Die Fleischesser seien in der Unterzahl.

Für MyClubs-Gründer Thomas Homberger fehlt der Fleischgemschack. „Perfektes Curry-Wurstgefühl für Veganer“, sagt hingegen sein veganer Kollege (rechts)

©Nina Oezelt

Aus ethischen, Umweltschutz- und gesundheitlichen Gründen will auch er weniger Fleisch konsumieren. Als Berliner urteilt er aber kritisch über die Curry-Wurst: „Mit der Berliner Curry-Wurst kann das nicht mithalten, der Fleischgeschmack fehlt.“ Der vegane Kollege sieht das anders: „Perfektes Curry-Wurstgefühl für Veganer“, sagt er.

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