Dunkelviolett, weiß oder gestreift : Jetzt ist Melanzani-Zeit

Als Aubergine ist die violette Schönheit überall bekannt – nur in Österreich liegt sie als Melanzani im Rosenmonat Juni in den Marktsteigen. Sie verführt uns über den Umweg der Levante ins fantastische Reich der Aromen.

Ich könnte die ganze Welt umarmen, als ich nach den langen Tagen der Quarantäne endlich wieder auf unserem quirligen Markt bin. Wie herrlich ist das bunte Markttreiben, die vielen Menschen, die bunte Fülle an Obst und Gemüse – dies alles war zuletzt mein Lichtblick. Strahlend begrüße ich Erol und frage nach den letzten Neuigkeiten vom großen Markt am Stadtrand. „Schau mal, die Melanzani sind jetzt schon besonders schön. Und ich habe gerade viele unterschiedliche Sorten!“, antwortet der Standler. Und wirklich sind Melanzani  besondere Schönheiten der Natur, wie sie da schwarzviolett in ihren Steigen liegen. Fast wirken sie, als hätten sie ein grünes Elfenhäubchen auf, oder spielt meine Fantasie mir einen Streich, weil ich so viele Eindrücke nach der langen Zeit zuhause gar nicht mehr gewohnt bin? 

Tipp

Beim Kauf der Melanzani auf glänzende, pralle Exemplare achten

„Die dünnen Exemplare eignen sich perfekt zum Grillen“, reißt mich ein anderer Standler aus meinen Träumen. Eine ältere Dame im schicken Kostüm richtet sich ihr dunkelviolettes Tüchlein, das sie keck um den Hals gebunden hat. „Und sie passen zu meinem Outfit heute“, kichert sie. „Melanzani mache ich immer meinen Enkelinnen zuliebe, ich habe mich erst vor kurzem mit ihnen angefreundet, in meiner Jugend hat es so etwas nicht gegeben.“

„Stimmt“, denke ich mir, „Ich habe die Früchte auch erst in meinen 30ern durch die levantinische Küche auf Reisen kennengelernt. Seitdem gibt es bei uns Melanzani ohne Ende – die Kinder, Vertreter der Generation Y, sind schon mit ihr aufgewachsen und wundern sich nicht, wenn ich Pflänzchen von ihr ins Hochbeet setze. „Die Melanzani kommen ursprünglich aus Asien und wurde von den Sarazenen in Andalusien zum ersten Mal angebaut“, erzähle ich dem Liebsten, der sich noch zwei Tage länger zuhause gönnen darf. „Den Namen finde ich drollig – überall im deutschsprachigen Raum wurde der französische Name Aubergine ausgeborgt, nur wir in Österreich haben eine sprachliche Extrawurst. Warum aber  aus der Melanzana eine Melanzani wurde, dafür aber keine Pluralform existiert, ist mir schleierhaft“, schwadroniere ich vor mich hin. 

Abendessen zaubern

„Hauptsache, es schmeckt“, hüstelt der Liebste in seinen Dreitagebart –  gut, dann überlege ich mir, was ich heute zum Nachtmahl zaubere. Sizilien mit all seiner bunten Fülle und Lebensfreude kommt mir in den Sinn – da passen Gewürze wie Kumin und Piment, frische Kräuter bringen Farbe, Würze und Vitamine, die Rosinen bekommen durch den Zitronensaft einen frischen Dreh. Die Melanzani brate ich im Ofen, bis sie karamellisieren und fast schon im Mund schmelzen werden. Reis peppt das Ganze zur Hauptspeise auf, die Paradeiser haben ja nur allzu gerne ein Techtelmechtel mit der Aubergine, darum werden sie zur Sauce verkocht. Hier gibt die Zimtrinde eine fast unglaubliche Farbe und ein betörendes Aroma. Tausendundeine Nacht ist nichts dagegen.  

Über Nicole Ott

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