Carolyn Robb hat jahrelang für Prinz Charles gekocht. Was wird zu seiner Krönung wohl serviert? Im freizeit-Interview gibt sie Einblick in die Palastküchen – und hat uns Rezepte verraten, die zum königlichen Fest passen.
von Anna-Maria Bauer
Brodelnde Töpfe, zischende Pfannen und klapperndes Geschirr. Dazu der Duft von geschmolzener Butter, frischer Minze oder getrocknetem Oregano. Die Zutaten und Arbeitsschritte sind bekannt, doch die Orte, an denen Carolyn Robb sie ausgeübt hat, sind alles andere als gewöhnlich. Von 1989 bis 2000 war die Wahlbritin Prinz Charles’ Privatköchin. Sie versorgte den Prinzen und die Prinzessin von Wales im Frühling mit Beerensorbet, im Sommer mit Risotto zu Gartenkräutern, im Winter mit Wild – und die noch jungen Prinzen William und Harry mit Sandwiches und Cupcakes. Sie bereitete das tägliche Abendessen ebenso zu wie aufwendige Galadinners. Und das selten am selben Ort: Sommerpartys im uneinsichtigen Garten des Buckingham Palace, herbstliche Tee-Snacks mit Wildblumenhonig in Sandringham, essbare Blumendekoration in Kew Palace. Robb hat in Dutzenden royalen Palästen aufgekocht. Im -Interview verrät die Köchin mit südafrikanischen Wurzeln, wie sie in jungen Jahren die erste Frau in der Küche des Prinzen wurde, wie ausladende Staatsdinner ablaufen und was sie von Prinz Charles gelernt hat.
freizeit: Frau Robb, Sie waren 21 Jahre alt, als Sie begonnen haben, für Prinz Charles zu arbeiten. Können Sie sich noch an Ihre ersten Tage erinnern?
CAROLYN ROBB: Es war sehr aufregend. Ich habe zuvor zwei Jahre für den Herzog und die Herzogin von Gloucester gekocht, eine wunderbare Familie und eine großartige Einführung in den Lebensstil hochkarätiger Familien. Prinz Charles und Diana waren ihre Nachbarn. Und als sich die Gelegenheit ergab, habe ich mich ihnen vorgestellt.
Sie haben beim Testessen mit saisonalem Frühlingsgemüse und Sorbet überzeugt. Hätten Sie sich davor jemals gedacht, für das Königshaus zu arbeiten?
Meine Mutter war eine große Royalistin. Und ich habe mir schon als kleines Kind gedacht, wie schön es nicht wäre, für die Königin zu kochen ... Aber ich bin ja in Südafrika aufgewachsen und mein Vater wollte, dass ich an die Universität gehe. Also habe ich Französisch und Deutsch studiert. Anschließend bin ich für eine Saison in die Schweiz in ein Skiressort gegangen. Und dann nach England, für das Cordon-Bleu-Diplom (an der „Tante Marie Culinary Academy“, der ältesten unabhängigen Kochschule des Vereinigten Königreichs, Anm.). Das war, was ich wirklich machen wollte – danach ging es direkt in den königlichen Haushalt… (lacht).
Eine beeindruckende Laufbahn. Aber nicht nur Ihr junges Alter war ungewöhnlich.
Bis dahin hatte Charles nur Köche; nun wollte er ausdrücklich eine Köchin. Ich war also auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Köche haben vielleicht eher eine traditionelle Hotel- und Restaurantausbildung absolviert, ich habe einen Kochkurs gemacht, bin auf Haushaltskost spezialisiert. Die royale Familie ist so viel unterwegs, bei so vielen Veranstaltungen. Wenn sie zu Hause sind, wollen sie simple Mahlzeiten.
Sie haben aber auch große Festessen vorbereitet. Die Krönung von König Charles steht nun vor der Tür. Welche Gerichte werden bei so einem Großevent serviert?
Selbst aufwendige Speisen, die ich zubereitet habe, waren sehr bodenständig. Wunderschön präsentiert, ja, aber eigentlich einfache, hausgemachte Gerichte. Seine Majestät hat es geliebt, zu seinen Gästen sagen zu können: „Das sind die Pilze, die ich auf dem Landgut Balmoral in Schottland gepflückt habe“ oder „Das ist mein Lamm von Highgrove“, „Das ist der Honig aus meinem Bienenstock“. Regionalität war ihm immer schon sehr wichtig. Ich bin mir sicher, dass die Veranstaltungen rund um die Krönung ähnlich ablaufen werden.
Und wie bereitet man ein Dinner in so einer Größenordnung vor?
Wir waren eigentlich zu dritt, aber bei großen Veranstaltungen haben wir zusätzliche Köche hinzugezogen. Im Buckingham Palace war das Team der Königin natürlich viel größer als unseres; sie hatten eine Brigade von etwa 25 oder 30 Köchen. Für Großevents liehen wir uns also einige ihrer Köche aus, und manchmal gingen wir auch hinüber, um bei großen Staatsdinners und anderen Dingen zu helfen. Das war immer lustig.
In Ihrem Buch „Tea At The Palace“ erwähnen Sie, dass Charles Ihre Leidenschaft zu Kräutern geweckt hat. Charles liebt frische Kräuter.
Das ist etwas, was die Leute im Allgemeinen nicht so oft machen. Sie geben vielleicht Petersilie auf ihre Kartoffeln oder ein wenig Estragon zu ihrem Hühnchen. Aber in Highgrove House (Privatresidenz von Charles III. nahe London, Anm.) hatten wir den unglaublichsten Kräutergarten. Minze, Basilikum, Petersilie, Schnittlauch, Majoran, Oregano, so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann. Ja, er hat wirklich Kräuter in ganz vielen Gerichten eingeführt.
Sie haben natürlich nicht nur in Highgrove gekocht, sondern auch in anderen royalen Residenzen, etwa im weitläufigen Schloss Windsor.
Und da habe ich mich am Anfang einmal ziemlich verirrt. Ich konnte nicht glauben, wie groß es ist. Ich habe eine Tür geöffnet – und bin in einem wunderschönen Drawing Room gelandet. Und dann höre ich: „Haben Sie sich verlaufen, meine Liebe?“ Es war Prinzessin Margaret, die Schwester der Königin! Sie hat mir dann den Weg gezeigt.
Das Auftischen in stets anderen Küchen muss auch mit Herausforderungen verbunden sein.
Einmal waren wir in einem Schloss in Wales, Powis Castle. Das hatte eine winzig kleine Küche, der Weg zum Speisesaal ist sehr lang und führte durch einige, ziemlich kalte Gänge. Ich hatte ausgerechnet ein Soufflé auf die Speisekarte gesetzt. Beim Servieren haben wir alle zwei Teller in die Hand genommen und sind losgerannt, um zu vermeiden, dass die Soufflés absinken, bevor sie den Tisch erreichten (lacht). Das hat mich gelehrt, dass man sich Gedanken über die Menüplanung machen sollte, wenn man nicht weiß, wo man kocht.
Und was werden Sie für die Krönung am 6. Mai auftischen?
Ich werde mit Freunden und Familien feiern. Vielleicht bei einem schönen Nachmittagstee mit vielen Wimpeln und frischen Blumen auf dem Tisch und Kuchen und Scones und frischen Erdbeeren. Die haben zu dieser Jahreszeit gerade Saison.
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