
Wasser aus der Dose als Wiener Lifestyle-Trend sorgt für Kritik
Der Trend zu weniger Alkohol kommt in den Clubs an, wo Dosen-Wasser beliebt wird. Das kritisiert man selbst in der Gastroszene.
Ohne Wasser geht gar nichts im Alltag. Auch eine stylische Wasserflasche stets dabei zu haben, gehört längst außerhalb des Fitnesscenters zum guten Ton. Mit dem gestiegenen Gesundheitsbewusstsein wurde aus der für den menschlichen Körper essenziellen Ressource ein regelrechtes Lifestyleprodukt.
Doch während man sich an (Glas-)Flaschen im Alltag schon gewöhnt hat, mutet Wasser aus der Dose noch recht ungewohnt an. Gerade bei Jüngeren scheint es diesbezüglich allerdings keine Berührungsängste zu geben: Der Griff zur Dose mit Wasser etabliert sich immer mehr, vor allem in der Clubszene.
"Jüngere trinken heute bewusster, auch weniger oder gar keinen Alkohol", beobachtet etwa Ali Pasha, Eventmanager des Wiener Clubs "Volksgarten". "Mit einer coolen Dose in der Hand fühlen sie sich auf der Tanzfläche wohler als mit Flasche oder Becher."
Red-Bull-Veteran verkauft Wasser aus Oberösterreich als "Iced Aged Water"
Dafür muss es aber erst mal das Angebot dafür geben. 2023 begann Volker Viechtbauer damit, Wasser aus einem Wasserreservoir unter der Region Frankenmarkt im oberösterreichischen Alpenvorland, in Alu-Dosen abzufüllen und unter dem Namen "Blue Bomb Iced Aged Water" in der Gastronomie zu vermarkten.
"Warum sollte Wasser nicht ebenso wie andere Erfrischungsgetränke oder Bier in Dosen abgefüllt werden? Es ist an der Zeit, dass es nicht nur in Glas- und Plastikflaschen konsumiert wird", sagt Viechtbauer, der 30 Jahre im Konzern von Didi Mateschitz arbeitete und heute auch dessen Sohn Mark berät.
Österreich hat hohe Trinkwasserqualität
Nun ist allerdings gerade Österreich die Qualität von Trinkwasser aus der Leitung sehr hoch, was besonders Wienerinnen und Wienern dank der um 1900 gebauten Wiener Hochquellwasserleitungen zugutekommt. In einer technischen Meisterleistung werden täglich mehr als 400 Millionen Liter aus den quellgeschützten Gebieten von Schneeberg, Rax oder Hochschwab über Leitungen und mehr als 100 Aquädukte in die Bundeshauptstadt geleitet.
Auf die gute Qualität des Wiener Leitungswassers verweist man auch bei Blue Bomb. "Bitte trink Wiener Leitungswasser. Wenn du gerade nicht in Wien bist und dein Leitungswasser nach Chlor schmeckt oder du einfach einmal cool oder auch nur durstig bist", empfehle man allerdings das Produkt aus der Dose.
Aluminium wird zu 100 Prozent recycelt
Kritik, mit der Abfüllung in Alu-Dosen nicht gerade nachhaltig zu agieren, weist Viechtbauer der KURIER freizeit gegenüber zurück. "Speziell durch das flächendeckende Pfand wird Aluminium nahezu zu 100 Prozent recycelbar." Er sieht Aluminium als "derzeit nachhaltigste Verpackung": "Die Umweltnachteile von Plastik sind evident und der CO²-Fußabdruck von Glas ist aufgrund langer Transportwege und des Gewichtes der Glasflaschen in der Regel weniger nachhaltig als Getränke in der Aluminium-Dose."
Eine Meinung, die auch Ali Pasha von seiner Klientel kennt. "Eher die 30- bis 40-Jährigen sehen Wasser in der Dose als umweltschädlicher an. Die Jüngeren denken genau umgekehrt."
Barbetreiber: Marketingprodukt, das die Gastronomie gar nicht braucht"
Oliver Horvath, Betreiber der Wiener Bar "Kleinod", kritisiert die Wasserdosen hingegen scharf. "Das macht maximal in einem Land mit nicht so gutem Leitungswasser Sinn. Ich finde, das ist ein Marketingprodukt, das die Gastronomie gar nicht braucht."
Für Österreich gibt er hingegen zu bedenken: "Schon die Aluminiumgewinnung ist energieineffizient, auch wenn es theoretisch besser als etwa Glas recycelbar ist. Und zur Abfüllung in die Dose kommt noch der Transport im Lkw von Oberösterreich nach Wien." Er setze aus Nachhaltigkeitsgründen auf Wasserabfüller aus der Umgebung. Und neben stillem oder prickelndem Mineralwasser gibt es auch Leitungswasser. "Unsere Cuvee vom Hochschwab".
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