Adaptogene statt Alkohol: Die neuen Partygetränke machen keinen Kater
Mineralwasser, das mit Aroma und Alkohol versetzt ist, avanciert zum Kassenschlager. Aber auch mit Funktionsdrinks aus Rosenwurz und Reishi werden die Nächte durchgefeiert.
Alkohol-Auszeiten wie der „Dry January“ boomen weltweit und auch heimische Bars haben immer mehr alkoholfreie Cocktails im Angebot. Die Abkehr von Hochprozentigem zeigt sich bislang aber noch stärker in den USA als hierzulande. Dort ist Hard Seltzer das Getränk der Stunde und Konkurrent von Bier und Wein.
Im Zeitalter von Selbstoptimierung und ausuferndem Gesundheitsbewusstsein kommt das leichte Wässerchen offenbar gerade recht. Mit einem Promillegehalt um die fünf Prozent ist es leicht wie Bier und schmeckt weniger süß als die einstigen Alkopops.
Als „hartes Soda“ könnte man das kalorienarme Gemisch übersetzen, das aus kohlensäurehaltigem Wasser mit Fruchtaroma und Alkohol besteht. Laut Prognosen soll 2025 mindestens 31 Milliarden Euro Umsatz damit gemacht werden, derzeit sind es immerhin 14 Milliarden.
Kein Wunder also, dass Hard Seltzer auch in unsere Gefilde überschwappt. Alle Supermärkte haben den Trend-Trank bereits im Angebot, darunter auch Eigenmarken von Hofer und Lidl. So beliebt wie in Amerika ist das harte Wasser in Europa noch lange nicht. Wenn nun aber auch Limo-Riese Coca Cola in den Markt einsteigt, könnte sich das schnell ändern.
Bittersaft mit Funktion
Neben Hard Seltzer, sind es aber auch gänzlich alkoholfreie Alternativen für Partynächte, die hoch im Kurs stehen. So wie der Drink von Bella Hadid. Das Topmodel hat dem Alkohol abgeschworen und sich in eine Getränkefirma namens Kin eingekauft.
Gegen Ängste und Schlaflosigkeit trank Hadid gerne und zu oft über den Durst, wie sie kürzlich gestand. Mit der Zeit wurden Erinnerungslücken und Kontrollverlust immer größer und ihr Konsum zum Problem: „Ich habe Alkohol geliebt. Aber dann kam ich zu einem Punkt, an dem ich Verabredungen absagen musste, nur weil ich mich nicht mehr imstande fühlte, mich selbst und meinen Konsum zu kontrollieren.“
Mehr Gelassenheit und Konzentration?
Seit einiger Zeit verzichtet sie auf durchzechte Nächte und trinkt auf Partys ihre „euphorischen Limos“, die unter anderem mit Adaptogenen versetzt sind. Die Pflanzenstoffe, die etwa aus Reishi Pilzen oder Rosenwurz stammen, sollen Stress, Unruhe und Angst reduzieren, sowie die Ausdauer stärken.
Auch Nootropika sind in einigen Sorten von Kin enthalten – Substanzen, die das Nervensystem angeblich positiv beeinflussen. Wirkstoffe wie Phenibut und Citicolin steigern demnach die Gehirnaktivität und Konzentration. Bislang gab es diese Extrakte vor allem in Kapselform.
Jetzt wird das Ganze statt Aperol Spritz, Gin Tonic und Wodka-Espresso geschlürft, zumindest wenn es nach Trendsetterin Hadid geht.
Wie wirksam der neue Wellnessdrink tatsächlich ist, wurde jedoch in Studien noch nicht untersucht. Einen großen Vorteil hat das Getränk auf jeden Fall – es gibt keinen Kater am Tag danach.
Zahlen und Fakten
Österreich
Laut WHO ist der Pro-Kopf-Konsum an alkoholischen Getränken in Österreich im
Zeitraum von 2007 bis 2017 um 8,5 Prozent gesunken
12 Liter reiner Alkohol
werden pro Kopf und Jahr in der Bevölkerung ab 15 Jahren konsumiert. Das entspricht rund zweieinhalb Flaschen Wein pro Woche und Person. Österreich liegt damit über dem Schnitt der OECD-Länder von 10 Litern
Hard Seltzer: Der Beginn
Erfunden wurde das Aroma-Wasser mit Alkohol aus Weizenfermentation 2013 von Nick Shields in Boston unter dem Namen „Spiked Seltzer“ (heute „Bon & Viv“). Die Idee kam ihm, als seine Frau und viele Freundinnen gerne Wodka Soda tranken, weil es wenige Kalorien hat. Sein Seltzer wurde ein (regionaler) Hit. 2016 verkaufte er die Firma an den größten Brauereikonzern der Welt (Anheuser-Busch InBev)
White Claw beherrscht 60 Prozent des Hard Seltzer Marktes in den USA, wirbt exzessiv auf Social Media und setzt auf sportliche Bilder und Assoziationen
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