Ob antike Relikte oder Rokoko-Kunstwerke: So vielfältig sind die Welterbestätten in Nordrhein-Westfalen
NRW ist das ideale Ziel für einen Kultur-Urlaub: 6 UNESCO-Welterbestätten, über 1.000 Museen sowie zahlreiche Bühnen und Festivals liegen in einer der dichtesten Kulturregionen Europas.
Die alten Römer, Kaiser und Kurfürsten, Kirchenmänner und Großindustrielle haben in Nordrhein-Westfalen ihre sichtbaren Spuren hinterlassen. Fünf ihrer prachtvollen Bauten und eine historische Grenze stehen inzwischen auf der Liste der UNESCO-Welterbestätten und erzählen beeindruckende Geschichten.
Den Anfang machte der Aachener Dom: Als erstes deutsches Bauwerk überhaupt wurde er 1978 in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen. Der imposante Bau, dessen Grundstein um 790 n. Chr. unter Kaiser Karl dem Großen gelegt wurde und der im 15. Jahrhundert um eine gotische Chorhalle mit 23 Meter hohen Glasfenstern erweitert wurde, gilt als eines der besterhaltenen Baudenkmäler aus der Karolingerzeit. Der glänzende Reliquienschrein, in dem die Gebeine des Monarchen aufbewahrt werden, ist Teil des wertvollen Domschatzes, der zu den bedeutendsten Kirchenschätzen Europas gehört. Berühmt ist auch der karolingische Krönungsstuhl, auf dem mehr 30 deutsche Herrscher gekrönt wurden. Besonders lohnenswert ist ein Besuch in Aachen zur Weihnachtsmarktzeit, wenn der Katschhof zwischen dem historischen Rathaus und der Rückseite des Doms im Lichterglanz erstrahlt.
Neben dem Aachener Dom gehört auch der Kölner Dom zu den UNESCO-Welterbestätten in NRW. Mit sechs Millionen Besuchern jährlich ist das gotische Gotteshaus die beliebteste Sehenswürdigkeit Deutschlands und zugleich eine der bedeutendsten Wallfahrtskirchen Europas. Der Dreikönigsschrein, der größte erhaltene romanische Reliquienschrein, soll die Gebeine der Heiligen Drei Könige enthalten. In den Sommermonaten finden dienstags im Dom die Orgelfeierstunden mit namhaften Organist:innen aus aller Welt statt. Der Eintritt ist frei. Eine filigrane Eisenkonstruktion erwartet schwindelfreie Besuchende, die sich bei einer Führung auf das Dach des Doms wagen und eine der spektakulärsten Aussichten über die Stadt und den Rhein genießen.
Unweit von Köln, in Brühl, ließ der Kölner Kurfürst und Erzbischof Clemens August zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Schlösser Augustusburg und Falkenlust errichten, die mit den dazugehörigen Gärten als Gesamtkunstwerk des Rokokos in die UNESCO-Liste aufgenommen wurden. Sie gelten als bauliches Vorbild für eine Vielzahl von Fürstenhöfen in Deutschland. Zwischen 1949 und 1996 dienten die Schlösser den Bundespräsidenten für Staatsempfänge. Unter den Gästen waren etwa Queen Elisabeth II., Michael Gorbatschow, Nelson Mandela und Papst Johannes Paul II. Die klassischen Konzerte in dem beeindruckenden Barocktreppenhaus von Augustusburg gehören heute zu den kulturellen Höhepunkten.
Eingebettet in den Teutoburger Wald liegt Schloss Corvey in Höxter. Die ehemalige Benediktinerabtei ist seit 2014 UNESCO-Welterbe und beeindruckt unter anderem mit der Fürstlichen Bibliothek, die mit ca. 75.000 Bänden zu den bedeutendsten Privatbibliotheken Deutschlands gehört. Hoffmann von Fallersleben dichtete hier die deutsche Nationalhymne. Verliehen wurde Corvey der Welterbe-Titel jedoch aufgrund seines sogenannten Westwerks, eines imposanten mittelalterlichen Baus, in dem die Herrscher früher dem Gottesdienst lauschten. Es gilt als das älteste fast vollständig erhaltene Westwerk überhaupt. In direkter Nachbarschaft zum Schloss findet in diesem Jahr die Landesgartenschau statt, die auch die einst versunkene Stadt Corvey wieder sichtbar werden lässt.
Eher jung ist dagegen das UNESCO-Welterbe in Essen: Noch bis in die 1980er Jahre wurde auf Zollverein, einer der schönsten, größten und modernsten Zechen der Welt, Kohle gefördert. Heute ist das Ensemble aus Kokerei und Zeche eines der Highlights der Industriekultur im Ruhrgebiet. Mit dem Ruhr Museum und dem Red Dot Design Museum, das die weltweit größte Sammlung zeitgenössischen Designs beheimatet, wartet das Gelände mit hochkarätigen Ausstellungshäusern auf. Dazu kommen zahlreiche Veranstaltungen und andere Freizeitangebote wie eine jährliche Gourmet-Meile, ein kostenfreies Werksschwimmbad im Sommer und eine illuminierte Eisbahn im Winter.
Das jüngste UNESCO-Welterbe in NRW ist zugleich das älteste: der Niedergermanische Limes. Das heutige Bodendenkmal trennte einst das Römische Reich von Germanien. An vielen Stationen können Reisende entlang dieser Grenze einer vergangenen Zeit nachspüren. Besonderes Highlight der Route ist das niederrheinische Xanten. Als Colonia Ulpia Traiana war es früher eine der größten Metropolen in den germanischen Provinzen Roms und zählte zu den 150 höchstrangigen Städten des gesamten römischen Reiches. Im Archäologischen Park Xanten (APX) wurden unter anderem die Stadtmauer, der Hafentempel und das kolossale Amphitheater originalgetreu nachgebaut.
Das benachbarte LVR-Römermuseum zeigt eine einzigartige Kombination aus archäologischem Schutzbau und moderner Museumsarchitektur. Es wurde auf den Grundmauern der Basilika Thermarum errichtet, die einst als Eingangshalle des römischen Stadtbades diente und das größte Gebäude der ganzen Colonia war.