Mode, Hollywood, Drogen: Die Stars aus „How to Sell Drugs Online (Fast)“ im Interview

Maximilian Mundt und Lena Klenke sind die neuen deutschsprachigen Aushängeschilder der Generation Netflix. Der Doppeltalk.

Zoom bringt die Leute zusammen, egal wo auf der Welt sie sich gerade befinden: Und so grüßt Lena Klenke am frühen Morgen vor einem sonnendurchfluteten Fenster in Los Angeles aus dem Bildschirm, Maximilian Mundt gesellt sich aus Hamburg zum Online-Interview. Das Setting passt irgendwie. Immerhin spielte das Internet auch in der Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“ eine tragende Rolle. Cool, bunt, mutig wurde in drei Staffeln die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte eines Teenagers erzählt, der vom Kinderzimmer aus einen millionenschweren Online-Drogenhandel hochzieht. Ergebnis: die erfolgreichste deutsche Netflix-Serie aller Zeiten.

„How to Sell Drugs Online (Fast)“ hat Sie beide populär gemacht. Was sind denn die schönsten Seiten des Erfolges: die besten Plätze im Restaurant, kreischende Fans, Stretchlimos?

Lena Klenke: Schön wär’s (lacht). Aber im Ernst: Das Schönste für mich war, dass die Serie kein One-Hit-Wonder war. Die Leute wollten drei Staffeln lang wissen, wie es weitergeht, haben einen darauf angesprochen, sogar in Amerika. Es war wie eine gemeinsame Reise.

Und die weniger schönen Seiten des Erfolges?

Maximilian Mundt: Dass man beobachtet wird, beim Versuch privat zu sein. Ich habe bemerkt, wie ich darauf zu achten begonnen habe, wie ich mich verhalte. Schon absurd.

Lena, Sie befinden sich gerade in Los Angeles. Arbeiten Sie da an Ihrer Hollywood-Karriere?

Lena: Ein bisschen. Einerseits wäre es ein Traum, hier zu arbeiten. Das könnte jetzt tatsächlich Realität werden. Andererseits bin ich privat da, habe hier Familie und Freunde. Mit 15 habe ich eine Zeit lang in Kalifornien gelebt. L.A. ist ein Platz, der immer sehr an meinem Herzen ist. Seit Corona war ich nicht mehr da und hatte große Sehnsucht danach. Das Wetter, die Wärme, die Menschen – es geht mir hier einfach sehr gut.

 

 

Auch als Models hochtalentiert: Mundt und Klenke in einer neuen kuratierten Modestrecke für Peek & Cloppenburg in der ab 11.3. erhältlichen Frühjahrskollektion 

©Peek & Cloppenburg
Max, Sie sind neben Schauspieler auch Fotograf. Kommen Sie noch dazu, dem nachzugehen?

Max: Kommt drauf an, wie viel Zeit ich mir dafür nehme. Vor kurzem habe ich etwa ein Shooting mit Lena veröffentlicht. Das hat Spaß gemacht. Ich bin immer am Tüfteln. Zurzeit schreibe ich an einem Kurzfilmkonzept, bei dem ich hinter der Kamera agieren möchte. Mir gefällt, dass ich das kreative Ruder dabei selbst in der Hand habe.

Wie ist Ihre Herangehensweise als Fotograf?

Max: Ich mag es anders. Außergewöhnlicher. Ich arbeite viel mit Photoshop und versuche eine neue Realität, eine neue Welt zu erschaffen. Street Photography interessiert mich gar nicht.

Sie hätten die Schauspielerei vor „How To Sell Drugs Online (Fast)“ schon beinahe aufgegeben.

Max: Manchmal gerät man auf eine Durststrecke. Das muss man sich dann eingestehen. Viele Menschen wollen das Gleiche machen wie man selbst. Am Ende bekommt aber eben nur einer oder eine die Rolle. Von daher ist es klug, sich nach einem zweiten Standbein umzuschauen. Ich hatte dann doch noch Glück und war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe eine Chance erhalten.Der Erfolg hat bei Ihnen allerdings persönlichen Stress ausgelöst. MAX: Man träumt von etwas, aber wenn der Traum sich dann erfüllt, ist das wahnsinnig angsteinflößend und einschüchternd. Man geht einfach nicht davon aus, dass solche Träume plötzlich Realität werden.

Haben Sie das ähnlich wahrgenommen, Lena?

Lena: Ich habe in den „Fack ju Göhte“-Filmen mitgespielt, insofern habe ich diese Erfahrung schon hinter mir. Auch diese Filme waren unfassbar erfolgreich und keiner hatte damit gerechnet. Dadurch, dass ich keine Hauptrolle verkörpert habe, konnte ich den ganzen Trubel damals etwas von außen betrachten und lernen, wie man damit umgeht. Es ist immer absurd, wenn plötzlich so ein Hype um etwas entsteht. Das ist nicht greifbar. Aber ich lasse mich davon nicht stressen.

Was ist eigentlich Ihre Lieblingsdroge?

Lena: Meine ist definitiv Kaffee.

Max: Ich bin ein richtiger Serien-Junkie. Ich schaue gern mal eine Staffel an einem Tag durch.

Was läuft aktuell?

Max: „The Handmaid's Tale“. Ich habe die Serie jetzt erst für mich entdeckt. Ich bin auch ein Fan der Klassiker. Die vergangenen Monate habe ich mir etwa alle Staffeln von „Lost“ angesehen. Ich war geflasht, weil ich davor nie davon gehört hatte.

„Lost“ ist lange her, Sie werden dagegen als Gesichter der Generation Z gepriesen. Wie würden Sie diese beschreiben, wie tickt sie Ihrer Ansicht nach? Was ist es, was andere an ihr nicht kapieren?

Lena: Ich zähle mich eher zur Generation davor. Aber ich bewundere die. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, ich kann nicht mehr mithalten. Sie sind wahnsinnig smart und müssen alles sofort verstehen. Allerdings wird einem auch nichts mehr verziehen, innerhalb von fünf Minuten hat man einen Shitstorm am Hals.

Max: Mir tut die Generation in gewisser Weise Leid. Sie haben Zugriff auf alles Wissen der Menschheit, können und müssen alles wissen. Ich bin dankbar, dass ich meine ersten zehn Lebensjahre ohne smartes Gerät verbringen durfte. Einfach nur Kind war. Und nicht darüber nachdenken musste, wie ich als Kind gut aussehen kann und mich als Kind präsentieren muss.

Zur Person

Zur Person

Maximilian Mundt wurde 1996 in Hamburg geboren. 2019 wurde er mit der Netflix-Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“ bekannt. Mundt gewann 2015 den Deutschen Jugendfotopreis, ist Regieassistent am Thalia-Theater. 2020 erhielt er die KURIER-Romy als „Bester Nachwuchs“.

An der Mode entzünden sich ebenfalls gerne Generationskonflikte. Würden Sie sich als modische Menschen einstufen?

Max: Ich habe das Gefühl, ich stelle ganz coole Outfits zusammen. Ob mit Gewand meiner Mutter, Sachen vom Flohmarkt oder was ich online neu bestelle. Ich tausche auch gern Kleider mit meinen Mitbewohnern, das bringt Abwechslung. Manchmal finden die Leute allerdings, dass ich unter einer kleinen Geschmacksverwirrung leide. Aber das ist okay.

Lena: Das Schönste ist, irgendwann weiß man, was der eigene Stil ist – und was nicht. Ich bin definitiv modeinteressiert. Es fasziniert mich, dass es jede Strömung schon einmal gegeben hat. In L.A. durchstöbere ich auch gern die tollen Vintage-Läden.

Mode erzählt Storys: Für die neue Kampagne posiert das Duo in zeitlosen Outfits. „Irgendwann weiß man, was der eigene Stil ist“, so Klenke

©Peek & Cloppenburg
Was verbinden Sie mit dem Wort Stil – guten Geschmack, charakterlichen Ausdruck, Signalwirkung?

Max: Für mich heißt Stil: Charakter haben.

Lena: Du siehst jemandem an, ob er sich wohl in etwas fühlt und ob er sich traut, etwas zu tragen, ohne darauf zu achten, was andere Leute davon denken. Das sind die Stile, die mich selbst auch faszinieren.

Haben Sie lange gebraucht, um Ihren persönlichen Stil zu finden?

Max: Ich war in dieser Hinsicht immer schon sehr eigen. Meine Oma wollte etwa, dass ich als Kind die alten Sachen meiner Cousins trage, und ich habe mich da wahnsinnig wählerisch verhalten. Nein, das sieht nicht gut aus. Nein, das steht mir nicht. Nein, das pikst, wehrte ich mich. Zu coole Sachen wollte ich aber ebenfalls nicht tragen, das passt nicht zu meinem Charakter. Da habe ich argumentiert, das bin nicht ich, da fühle ich mich verkleidet. Ich möchte mich wohlfühlen, nicht ausgestattet sein wie eine Schaufensterpuppe.

Zur Person

Zur Person

Lena Klenke ist 1995 in München geboren. Ihr Schauspieldebüt gab sie mit 13 im prämierten Film „Das letzte Schweigen“. Klenke spielte u. a. in allen drei „Fack ju Göhte“-Streifen, im Hallervorden-Film „Rock My Heart – Mein wildes Herz“, „Babylon Berlin“ und „How to Sell Drugs Online (Fast)“. 

Ihr größter Fehlkauf?

Lena: Ich liebe Kleider und wäre gern ein Kleidermensch, nur weiß ich inzwischen, ich bin keiner. In 99 Prozent der Fälle fühle ich mich nicht wohl in einem langen Kleid. Viele Kleider gekauft habe ich mir dennoch. Im Geschäft fand ich die wahnsinnig toll. Zuhause leider nicht mehr ...

Max: Auf Klassenfahrt in der achten Klasse beschlossen Schulkollegen, sie müssten mich jetzt umstylen. Wir gingen in einen Laden und ich kaufte mir ein Käppi, einen Leinenschal und eine Fliegersonnenbrille und gab dafür fast das ganze Geld für die Woche aus. Am Abend, in der Jugendherberge, stellte ich mich im Badezimmer noch mal vor den Spiegel: Ich sah schrecklich aus.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

Kommentare