Father & Son: Reden mit der Gen Z ist wie ein Cat Stevens Song

Flexen, tacken, chillen, Digger - Fremdsprache Jugendslang. Echt verwirrend wird's aber, wenn altbekannte Wörter was ganz Anderes bedeuten. Als ob!

„Ich hab Karten für das Spiel der Harlem Globetrotters.“ – „Als ob!“ – „Doch, ich kann sie dir zeigen!“ – „Als ooooob!“ – „Sag mal, willst du mich heckeln? Ich lüg dich doch nicht an, wenn ich sag, ich hab die Karten, dann stimmt das auch. Wieso glaubst du mir nicht?“  Unverständnis auf der Gegenseite: „Was hast du denn schon wieder? Ich glaub dir eh, chill deine Base Digger.“

Father and son, das war schon bei Cat Stevens eine Konstellation, die doch ein wenig aneinander vorbeiredete – und heute offensichtlich zwei völlig verschiedene Sprachen spricht. Die Sache mit "Digger" und "chill" hab ich mittlerweile als eine Art Ritterschlag zu werten gelernt, immerhin wird man als "seinesgleichen" angesprochen, also doch beinahe akzeptiert, auch wenn man weiterhin einen Cringe-Faktor darstellt, allein der Tatsache geschuldet, dass man die Impertinenz besitzt zu atmen, sichtbar zu sein und hin und wieder das Haus zu verlassen. Und das, obwohl ich es mir eh schon abgewöhnt habe, seine Kumpels mit "Hi Jungs!" und Fistbump zu begrüßen. Ich bin durchaus bereit, neue Wörter und Verhaltensweisen zu lernen, aber ehrlich, es gibt Grenzen: "Als ob" heißt nun mal "als ob"! Wenn etwas als ob ist, dann ist es eben NICHT so, wie es sein sollte oder vorgibt zu sein, sondern gerade eben NICHT! Das ist diesen Worten imanent. Das kann man nicht einfach verdrehen, sonst können wir gleich alle Werte umdeuten.

Aber gut, nach etlichen Missverständnissen ist mir mittlerweile klar, dass die Kids "als ob" statt "wow!" verwenden. Ein Besuch auf einer Reddit-Seite für kommunikationsgeplagte Eltern brachte mich sogar dazu, die Wandlung dieser Phrase auch linguistisch zumindestens ansatzweise zu verstehen: "Es ist definitiv ein Ausruf des Erstaunens, synonym mit unglaublich", schrieb da ein Vater in den Kreis der verständnislosen Eltern. Dig ich das, bin ich cool damit? Überhaupt nicht! Dass ich es verstehe, oder besser, übersetzen kann, heißt nicht, dass ich es gut finde...

Ich bin mir allerdings nicht sicher, was ich sagen werde, falls meine alte Schulfreundin, die mittlerweile zur Vollzeitgattin aufgetstiegen ist, wieder mit den unglaublichen Achievements ihres Herrn Gemahls flext. Vielleicht kann ich mich dann ja eines klammheimlichen "als ob" nicht erwehren. Im Sinne von "wow!", versteht sich.

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Gen Z verstehen

In diesem Digitalformat der freizeit sprechen wir über die Eigenarten der neuen Generation - und wie man sie verstehen lernt.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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