Stellt sich entschlossen dem Boogeyman entgegen: Sophie Thatcher liefert als Sadie eine starke Performance ab

Filmkritik zu "The Boogeyman": Monster im Schrank

Rob Savage bringt eine Kurzgeschichte von Stephen King ins Kino. Der gruseligste Film des Jahres, den er nach eigenem Bekunden abliefern wollte, ist es nicht geworden

Von Susanne Lintl

Mit schreckgeweiteten Augen lauscht die kleine Sawyer den Geräuschen im Schrank. Was rumort da drin? Was versetzt sie so in Panik? Ist da jemand? Sawyer rollt ihre weiße Leuchtkugel durchs Zimmer, um zu sehen, was ihr solches Unbehagen bereitet. Doch der Schrecken ist nicht sichtbar. Der furchteinflößende Mann, der sie in ihren Gedanken heimsucht, zieht es vor, im Dunkeln zu bleiben.

65 Romane und mehr als 200 Kurzgeschichten hat US-Bestsellerautor Stephen King geschrieben und damit ein quasi unerschöpfliches Reservoir an Inspiration für Horrorfilme im Kino geschaffen. Regiegrößen wie Brian De Palma („Carrie“) oder Stanley Kubrick („Shining“) griffen darauf zurück und machten Kultfilme daraus. Nun also hat sich Regisseur Rob Savage („Host“, „Dashcam“) an Stephen King bedient und dessen Short Story „The Boogeyman“ verfilmt.

Eine Geschichte um eine Familie, die die Mutter bei einem tragischen Verkehrsunfall verloren hat. Der Vater, ein renommierter Psychologe, und die beiden Töchter, 16 und zwölf, versuchen recht und schlecht, ihre Trauer zu bewältigen. Eines Tages taucht in der Praxis des Vaters ein verzweifelter Mann auf, dessen drei Kinder von einem seltsamen Wesen ermordet wurden. Der Mann, Lester Billings, erzählt seine schreckliche Geschichte – und begeht Selbstmord. Das Monster, das er so detailliert beschrieb, hat er ins Haus der Harpers mitgebracht. Von nun an verfolgt es die beiden Mädchen Sadie und Sawyer.

David Dastmalchian in "The Boogeyman“

©20th Century Studios/Disney

Geisterjägerin

Es kommt zu unheimlichen und nicht erklärbaren Ereignissen, unter denen vor allem Sawyer leidet. Sadie glaubt ihr anfangs nicht, doch dann erscheint auch ihr das pilzgeflechtartige Gerippe, das sich Boogeyman nennt. Ein Monster im Schatten, das Kinder quält. Ein böser Geist, der das Leben der beiden Mädchen toxisch und unerträglich macht.

„The Boogeyman“ lebt von gezielten Schockmomenten, aber es gibt keine Blutbäder, keine zerfleischten Gliedmaßen oder abgerissene Köpfe, wie sie üblicherweise zu sehen sind. Alte Horror-Hasen dürfen sich keine großartigen Spezialeffekte erwarten. Jene, die es nicht so blutig bevorzugen, werden gut bedient. Bis zum furiosen, flammenden Finale.

Getragen wird „The Boogeyman“ von Sophie Thatcher, der Darstellerin der älteren Schwester Sadie. Sie mutiert vom traumatisierten Mädchen zur entschlossenen Geisterjägerin, die über jede Monsterleiche geht.

Ein solides Machwerk mit effektiven Schockmomenten, das sich aber nicht nachhaltig in der Erinnerung festsetzt. Horror war schon mal schlimmer.

INFO: USA 2023. 98 Min. Von Bob Savage. Mit Sophie Thatcher, Chris Messina, Vivien L. Blair.

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