Mit wenigen Strichen auf den Punkt gebracht: Loriot

Filmkritik zu "Loriots große Trickfilmrevue": Pointiert gegen Spießertum

Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot, hätte heuer seinen 100. Geburtstag gefeiert. Anlässlich dessen kommt eine Sammlung seiner Trickfilme ins Kino

Von Gabriele Flossmann

Wer heutzutage öffentlich witzig ist, gilt als "Comedian". Früher lautete die Berufsbezeichnung "Humorist", und wer je einen Sketch von Loriot gesehen hat, kennt den Unterschied. Vicco von Bülow – besser bekannt als Loriot – genießt auf diesem Gebiet Legendenstatus. Mit seinen Cartoons hat er Bürokratie und Autoritätsglauben, Spießertum und Rechthaberei mit wenigen Strichen auf den Punkt gebracht.

In seinen TV-Sketches – in denen er selbst alle Hauptrollen verkörperte - stellte er pointiert jene gut- bis kleinbürgerlichen Existenzen ins Zentrum, die uns mit ihrer Besserwisserei auch den letzten Nerv zu ziehen wissen. Niemand konnte Menschen so gut aneinander vorbeireden lassen wie Loriot. Und er ist damit unverzichtbarer Teil des populärkulturellen Gedächtnisses geworden. Schade, dass er in seinem mehr als ein halbes Jahrhundert umfassenden Schaffen lediglich zwei Kinofilme inszeniert hat: "Ödipussi" und "Pappa ante portas."

Im November dieses Jahres wäre Vicco von Bülow 100 geworden. Ein schöner Anlass, um eine Sammlung seiner Trickfilme ins Kino zu bringen. Auch wenn nicht alle die hohe Qualität jener Sketche haben, die uns bis heute in Erinnerung geblieben sind. Wie etwa die unfreiwillige Begegnung der Herren Müller-Lüdenscheidt und Dr. Klöbner in einer Hotelbadewanne („Die Ente bleibt draußen“).

Kopfschütteln verursacht allerdings die Entscheidung, die Sketche im Stile Loriots neu zeichnen zu lassen. Das mag vielleicht daran liegen, dass die Originale nicht in Kino-tauglichen Formaten aufbewahrt wurden. In der digitalen Neuanimation geht leider einiges an Charme verloren. Sehenswert ist die Cartoon-Sammlung trotzdem. Denn wie eine renommierte deutsche Zeitung zu seinem Ableben im Jahr 2012 titelte: "Loriot musste Humor haben für den Rest der Deutschen. Jetzt haben wir gar keinen mehr."

Loriot würde dieser Schlagzeile widersprechen und Otto, den Ostfriesen ins Treffen führen. Ihn schätzte er und „adelte“ ihn quasi durch seine Mitwirkung in einem der „Otto“-Filme: Als Paul Winkelmann, der Hauptfigur aus "Ödipussi".

 INFO: D 2023. 79 Minuten. Von Peter Geyer.

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