Daniel Day-Lewis 2018

Deshalb gilt Daniel Day-Lewis als bester Schauspieler unserer Zeit

Sieben Jahre war Daniel Day-Lewis in Schauspiel-Pension. Für seinen Sohn kommt er zurück vor die Kamera. Das Comeback des Besten der Besten.

In einem Alter, in dem die meisten Menschen endlich ihre wohlverdiente Pension genießen dürfen, wählt ein Weltstar a.D. den exakt umgekehrten Weg. Hollywood-Gigant Daniel Day-Lewis (67), verkündete 2017, der Traumfabrik den Rücken kehren zu wollen. Nun hat er es sich doch anders überlegt.

Mit 67 Jahren feiert er sein Comeback vor der Kamera und wird im Regiedebüt seines Sohnes Ronan Day-Lewis (26) namens "Anemone" die Hauptrolle spielen. Aber warum gilt der im wahren Leben so introvertierte Star als einer der besten, wenn nicht gar als der beste Schauspieler unserer Zeit?

Wahnsinn mit Methode

Daniel Day-Lewis ist der unerreichte Meister des "Method Acting". Sollte er einen Fleischhauer verkörpern, lernte er zuvor, wie man ein Schwein professionell zerlegt. Als Falkenauge in "Der letzte Mohikaner" meisterte er zunächst den Kanu-Bau. Und für "Mein linker Fuß" verbrachte er fast den gesamten Dreh und auch private Stunden im Rollstuhl. 

Drei Oscars - als Einziger

Kurzum, Daniel Day-Lewis ist im positivsten aller Sinne ein Verrückter. Jemand, der die komplette Selbstaufgabe für eine Rolle lebt. Und der als bislang einziger Mann drei Oscars für eine Hauptrolle einfahren konnte.

Dass Daniel Day-Lewis gute Chancen auf eine Laufbahn in der Filmindustrie haben würde, war angesichts seiner Eltern keine Überraschung. Seine Mutter Jill Balcon war selbst Schauspielerin, Ehemann Cecil Day-Lewis Schriftsteller. Sein Großvater Michael Balcon war Chef des renommierten britischen Ealing Studios.

Laut vor der Kamera, schüchtern dahinter

Wenn man Day-Lewis in alten Interviews oder vor allem bei seinen diversen Dankesreden sieht und hört, traut man mitunter seinen Sinnen nicht. Schüchtern und mit zarter Stimme redet der 1,87 Meter große Mime, den Blick mehr auf den Boden als stolz nach vorne gerichtet. In Filmen wie "There Will Be Blood" hingegen steht ihm der Schaum vor dem Mund und er sieht sich als die dritte Offenbarung Gottes. 

Als William "The Butcher" Cutting spielte der auch abseits der Kamera so überzeugend den Wahnsinnigen, dass ihm die anderen am Set von "Gangs of New York" lieber aus dem Weg gingen. 

Es hält sich auch hartnäckig die Geschichte, dass Day-Lewis die Rolle als Aragorn in "Der Herr der Ringe" ablehnte, weil eine derartige Fantasy-Figur nicht mit seinem "Method Acting" vereinbar gewesen wäre.

Mit dieser Selbstaufgabe zu leben, verlangt ihm viel ab. Mit damals 60 Jahren hatte Day-Lewis offenbar keine Kraft mehr, immer diese 100 Prozent zu geben - und weniger wollte er nicht. 

100 Prozent für seinen Sohn

Für den neuen Film "Anemone" ist das natürlich verheißungsvoll: Über mangelndes Engagement seines Hauptdarstellers wird sich Ronan sicherlich nicht beschweren können.

Kein Mann für die Nebenrolle

Dass sein Abschied von 2017 nicht zwangsläufig final sein musste, konnte damals schon vermutet werden. Denn schon in den 90er Jahren legte Day-Lewis für fünf Jahre eine Pause ein - um in Florenz die Kunst des Schuhmacherhandwerks zu lernen. Was er die vergangenen sieben Jahre tat, ist nicht verbrieft.

Bislang hat Daniel Day-Lewis 20 Mal die Persönlichkeit einer anderen Person auf der Kino-Leinwand angenommen. 1982 startete seine Karriere in Hollywood mit einer kleinen Rolle im Film "Gandhi", kurz darauf stand er mit Mel Gibson (68) und Anthony Hopkins (86) auf der "Bounty". 

1990 begann dann, was zu einer einzigartigen Karriere werden sollte. Damals erhielt er den Oscar für seine unfassbare Darbietung des gelähmten Schriftsellers und Malers Christy Brown (1932-1981) in "Mein linker Fuß". Es folgten zwei weitere Hauptdarsteller-Oscars für "There Will Be Blood" und "Lincoln". Drei weitere Male - für "Im Namen des Vaters", "Gangs of New York" und zuletzt "Der seidene Faden" - war er nominiert.

Kurzum: Daniel Day-Lewis war nie ein Mann für die Nebenrolle. Auch bei seinem bislang noch nicht genau terminierten Comeback in "Anemone" wird sich daran nichts ändern. 

Eine Frage, die noch nicht geklärt wurde, Fans des Ausnahmetalents aber brennend interessieren dürfte: Handelt es sich bei seinem Comeback um eine einmalige Sache seines Sohnes (und dessen Karriere als Filmemacher) zu Liebe? Oder darf sich Daniel Day-Lewis' eigentlicher Stamm-Regisseur Paul Thomas Anderson berechtigte Hoffnungen auf eine weitere gemeinsame Zusammenarbeit machen?

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