Nova Rock 2005 und heute: Schlammschlacht mit Soundtrack

Das Nova Rock hat wieder mit Regenmassen zu kämpfen. Das Setting erinnert an die allererste Ausgabe des Festivals 2005. Ein Erlebnisbericht.

So mancher Fan erlebt am heutigen ersten Tag des Nova Rocks ein Déjà-vu. Das zweite Jahr in Folge hat man in Nickelsdorf mit massiven Regenfällen zu kämpfen. Am Mittwochvormittag würden auf den Caravan-Flächen schon die ersten Fahrzeuge feststecken, lässt der Veranstalter wissen.

Am planmäßigen Ablauf des Festivals dürfte aber festgehalten werden. Mehr zur aktuellen Lage am Nova Rock gibt es am Ende dieses Artikels zu lesen. 

Aber zuerst gibt es eine Zeitreise zurück ins Jahr 2005

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Es gab eine Zeit, da war Nickelsdorf vor allem für seinen Grenzübergang bekannt. Sonst gab es auch nicht viel in der 1.500-Seelen-Gemeinde, wo bis 1989 die westliche Welt am Eisernen Vorhang endete. Und dann kam das Nova Rock.

Als der Forchtensteiner Ewald Tatar 2005 sein neues Festival auf Äckern neben der A4, vulgo „Pannonia Fields“, aus der Taufe hob, konnte noch niemand ahnen, dass es das Nova Rock 18 Jahre später noch geben wird. Auch, weil sich gleich bei der ersten Ausgabe des Festivals der große Nachteil der infrastrukturarmen Location bemerkbar machte: Das Gelände versank im Dauerregen im Gatsch.

Besucherinnen am Nova Rock 2005

©Fremd/Franz Gruber

Nicht wenige Besucher machten beim Anblick der dystopisch anmutenden Matschlandschaft, auf der sich das Nova Rock präsentierte, gleich wieder kehrt. Wer blieb, wurde mit einem unvergesslichen Festivalerlebnis belohnt. Das begann am Campingplatz, wo ob des damals schier unerschwinglich scheinenden Bierpreises am Kerngelände (2,50 Euro), mit palettenweise Dosenbier „vorgeglüht“ wurde.

Video: So wurde am Nova Rock 2005 gefeiert

„Glamping“, das war 2005 sowohl als Wort als auch als Konzept völlig unbekannt. Heutzutage können beim Nova Rock Tickets für diese glamouröse Art des Campings gebucht werden: In einer Holzhütte mit Strom, echten Betten (!) und eigenen Duschen und WCs. Von solchem Luxus konnte die erste Generation der Nova Rocker nur träumen. Damals hauste man noch „gleichberechtigt“ Zelt an Zelt im Gatsch.

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Das erste Nova Rock war mit rund 25.000 Besuchern nur halb so groß wie spätere Ausgaben des Festivals. Das hatte seine Vorteile: Da es nur eine Bühne gab, hatte man nie das Gefühl, etwas zu verpassen. Und es wäre auch schade gewesen, bei nur einem Konzert zu fehlen. Das Line-up war famos.

Nova Rock 2005

©Fremd/Franz Gruber

Da waren Audioslave (mit dem leider 2017 verstorbenen Chris Cornell), Wir sind Helden (auch die Band gibt es längst nicht mehr), Green Day, Skandalrocker Marilyn Manson oder System of a Down.

Immerhin vier Bands, die 2005 schon dabei waren, kommen an diesem langen Wochenende wieder nach Nickelsdorf. Allen voran die Ärzte als Headliner am Samstag (außerdem: The Prodigy, Nightwish und In Extremo). „Dann hast du auch bald kapiert, dass der Rock die Welt regiert“, singen die Berliner Punkrock-Legenden im Lied „Unrockbar“.

Die Nova Rocker der ersten Stunde haben das schon 2005 kapiert. Die freuen sich bereits auf das 20. Jubiläum auf den „Pannonia Fields“ in zwei Jahren. Da geht noch was.

Nova Rock 2005 mit nur einer Bühne

©Fremd/Franz Gruber

Zurück in die Gegenwart, den 7. Juni 2023

Auf den Pannonia Fields hatte es Dienstagabend und während der Nachtstunden stark geregnet. Das setzte den Caravan-Flächen stark zu, ließ der Veranstalter wissen. Zugleich wies man darauf hin, dass die Vorbereitungsarbeiten am Kerngelände „auf Hochtouren“ laufen. Das Programm auf der Blue Stage soll pünktlich kurz nach 13 Uhr mit der US-Rockband Vended starten, auf der Red Stage peilte man 15 Uhr an.

Anreise ohne gröbere Probleme

Die Anreise zum Festivalgelände lief am Mittwochvormittag trotz des Regens ohne gröbere Probleme, hieß es auf APA-Anfrage von Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See und Polizei. Die Wege seien zwar gatschig, die Besucher aber gut darauf eingestellt, sagte Bezirkshauptfrau Ulrike Zschech. Die Regenfälle seien in Nickelsdorf zum Glück nicht ganz so heftig ausgefallen wie in anderen Gemeinden in der Region, dennoch wünsche man sich natürlich die Sonne herbei. Das aufgrund des verregneten Vorjahrs angepasste Verkehrskonzept für An- und Abreise dürfte sich nun bewähren. Vor allem bei der Abreise erwarte man sich dadurch Vorteile, so Zschech.

Stau gab es am Vormittag vorerst keinen. „Es ist alles ruhig, alles passt“, sagte ein Polizeisprecher. Ideal sei das Wetter für die Anfahrt aufgrund der schlammigen Parkplätze nicht, betonte der ÖAMTC. Wer die Möglichkeit habe, könne durchaus noch zuwarten, ob das Wetter besser werde. Vom Regen betroffen war auch der öffentliche Verkehr Richtung Nickelsdorf. Zwischen dem niederösterreichischen Bruck an der Leitha und Neusiedl mussten die Anreisenden wegen Unwetterschäden vom Zug auf einen Schienenersatzverkehr ausweichen.

Das größte heimische Rockevent lockt bis Samstag täglich wieder mehr als 50.000 Fans ins Burgenland. Als Headliner sind die Maskenmetaller Slipknot ebenso angesagt wie die heimischen Art-Pop-Kapazunder Bilderbuch, der britische Electroact The Prodigy sowie die deutsche Punkinstitution Die Ärzte. Musikalisch gibt es mit Tenacious D auch spaßige Unterhaltung, während Casper und Marteria eher Hip-Hop-Heads bedienen. Als besonderes Highlight wurde ein Falco-Tribute für den Abschlussabend angesetzt.

Bis 2026 fix in Nickelsdorf

Das 17. Nova Rock wird nicht das letzte in Nickelsdorf sein: Bis 2026 ist das Festival dort vertraglich fixiert, aber wie Intendant Ewald Tatar in einem APA-Interview im Voraus betonte, sei eine Fortführung darüber hinaus „angedacht“. Schließlich wurde heuer kräftig in die Infrastruktur investiert.

©APA/FLORIAN WIESER

Mit dem heurigen Line-Up zeigte sich Tatar „sehr zufrieden“. Der Burgenländer betonte, „dass es zum Teil schwierig war, das Line-Up zusammenzubekommen, weil nicht so viele Bands auf Tour sind wie noch 2019. Aber das wird sich ändern, das merke ich schon für 2024.“ Die Post-Corona-Folgen sollten also bald der Vergangenheit angehören.

Dass nicht nur „harte“ Acts vertreten sind, wird in Foren unterschiedlich kommentiert. Dazu Tatar: „Das Nova Rock hat ab 2015 eine Richtungsänderung eingeschlagen und wird in diese Richtung weitergehen.“ Das sei die richtige Entscheidung gewesen.

„Die Besucherzahlen waren am niedrigsten, als das Festival nur mehr richtig hart unterwegs war. Seit dem hatten wir zuletzt Besucherzahlen zwischen 200.000 und 220.000. Ich sehe das als Bestätigung. Das heißt nicht, dass es 2024 nicht vielleicht wieder härter wird. Natürlich polarisiert das Line-Up manchmal, aber Diskutieren ist ja grundsätzlich nichts Schlechtes“, so der Intendant.

Paul Haider

Über Paul Haider

Der Nordburgenländer wurde im Lokaljournalismus sozialisiert und war sieben Jahre lang bei einer regionalen Wochenzeitung tätig. Seit 2021 schreibt er im Chronik-Ressort des KURIER über: eh alles. Wiederkehrende Themen sind die pannonische Flora, Fauna und die Leute dazwischen. Ist immer an den Fragen interessiert, die man sich so noch nicht gestellt hat. Kontakt: [email protected] 0664 60700 51220

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