Best-of Golden Globes: Als alles noch gut war

Wegen Kritik finden die Golden Globes heuer ohne Publikum und Stars statt. Zehn besondere Momente im Rückblick.

Die Golden Globes waren eigentlich immer ein Vergnügen. Die Stars genossen den Drinks und die Party und waren lockerer als bei den Oscars, die Stimmung ein großer Spaß, Hollywood machte sich so genüsslich wie gnadenlos über sich selbst lustig und die TV-Zuschauer bekamen eine Show erster Güte ins Haus geliefert.

Doch heuer ist alles anders. Die für die Preisverleihung zuständige Auslandspresse Hollywoods (HFPA) sieht sich mit schwerer Kritik konfrontiert. Mangelnde Diversität, intransparente Entscheidungen, Sexismus und Gefälligkeiten: Die Vorwürfe wiegen schwer, Hollywood geht auf Distanz.

Die Gala wird heuer nicht im TV übertragen; die Preise werden zwar im Beverly Hilton Hotel in Los Angeles verliehen, jedoch ohne Publikum, sowie ohne Stars am roten Teppich.

Wir machen deshalb einen Blick zurück, als alles bei den Globes noch unbeschwert schien – zumindest nach außen. Zehn Momente der jüngeren Vergangenheit, die in Erinnerung blieben.

Elizabeth Taylor ist betrunken

Die Filmdiva wirkte mehr beschwipst als beschwingt, als sie im Jahr 2001 den Preis für das beste Filmdrama verleihen sollte. Ja, man könnte durchaus von einem Lallen sprechen. Ohne das Einspielen von Ausschnitten aus den nominierten Filmen abzuwarten, wollte sie flugs das Kuvert mit dem Gewinner aufreißen und diesen verkünden. „Whaaat?“ warf die Taylor ein, als sie auf den korrekten Ablauf aufmerksam gemacht wurde. Das Publikum kicherte und klatschte. „Normalerweise kriege ich das hin“, so der Hollywood-Star.

Jack Nicholson ist auf Valium

Die Filmlegende ist immer für eine tolle Rede gut. Immerhin hält sich der „Easy Rider“-Star ungern an Konventionen und spielt gern den Party-Clown. 2003 holte er sich den Preis als bester Hauptdarsteller für „About Schmidt“ ab und lieferte eine herrlich witzelnde Ansprache, die in einer Aussage gipfelte, er habe „heute Abend eine Valium genommen.“

Borat hautnah

2007 gewinnt Sacha Baron Cohen für „Borat“ und erzählt vom, ähh, hautnahen Erlebnis, nackt eine Wrestling-Szene mit seinem Filmpartner zu erzählen. Sehr witzig, sehen Sie selbst:

Tina Fey schlägt zurück

Sie ist nicht nur witzig, sondern auch eine Frau, die sich nichts gefallen lässt: Tina Fey, die für die Serie „30 Rock“ den Golden Globe als beste Hauptdarstellerin einheimst. Ihre Rede nützt sie, um 2009 auf das Problem Hasskommentare einzugehen. „Wenn du dich gut fühlst, gibt es da dieses Ding namens Internet“, erläutert sie – und schließt mit einer Botschaft an alle frustrierten Hater da draußen, die ihr den Erfolg nicht gönnen: „Ihr könnt mich mal.“

Sandra Bullock irrt sich fundamental

Sich bei der Verleihung eines Preises bei seinem Partner zu bedanken, gehört zum guten Ton. Sandra Bullock machte da keine Ausnahme. Verliebt bis über beide Ohren bedankte sie sich emotional bei Ehemann Jesse James: „Ich wusste nie, wie es sich anfühlt, wenn mir jemand den Rücken stärkt.“ Drei Monate später sollte es damit vorbei sein. Bullock entdeckte, dass James sie betrog, die Scheidung war die Folge.

Ricky Gervais beleidigt Hollywood

Wohl niemand hat Hollywood-Stars je so unverblümt und öffentlich die Meinung ins Gesicht gesagt, wie der Comedian aus England. Als Showmoderator legt er 2011 einen fulminanten Eröffnungsmonolog auf die Bühne und nimmt bitterböse das halbe Filmbusiness aufs Korn – von Johnny Depp über Charlie Sheen bis Scientology.

Jacqueline Bisset wirkt verwirrt

Was war da bloß los mit der englischen Schauspielerin? 2014 reagierte sie sehr emotional und mit einer konfusen Rede auf ihren Preis als beste Nebendarstellerin. Ein eher zusammenhangloses Kompendium halb ausformulierten Gedanken. Vergönnt haben ihr den Preis nach der fünften Nominierung dennoch alle.

Jeremy Renner bewundert J.Lo’s Dekolleté 

Eigentlich sollte es 2015 um die Schauspiel-Auszeichnung in einer Mini-Serie gehen. Jeremy Renner („Hawkeye“) ließ sich in seiner Aufmerksamkeit jedoch fundamental vom tief dekolletierten Kleid von Jennifer Lopez ablenken, die mit ihm auf der Bühne stand. Sie fand’s zum Zerkugeln.

Ricky Gervais disst Mel Gibson – und Hollywood

Klar, dass der britische Komiker einen besonderen Platz in dieser Auflistung einnimmt. Zwei weitere seiner Auftritte wurden in L.A. Stadtgespräch. 2016 traf er auf Mel Gibson, über den er einige Jahre zuvor etliche Witze gemacht hatte – dieser war bekanntlich wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet worden und hatte dabei antisemitische Aussagen getätigt. Wieder reißt Gervais Witze, Gibson kontert, dann kehrt Gervais auf die Bühne zurück – und was er sagt, wird vom Summerton der Regie überpiept: ganze zehn Sekunden lang. Auflösung: Es war der Satz „Was zum Teufel bedeutet sugar tits überhaupt?“ (auf diese Art beleidigte er eine Polizistin).

2020 klärte Gervais die Hollywood-Gemeinde auf, sich mit politischen Statements zurückzuhalten. Und nahm sich dabei kein Blatt vor den Mund:

Meryl Streep vs. Donald Trump

2017 legte die Streep sich mit dem US-Präsidenten an. Sie sprach u.a. an, dass Trump sich über einen behinderten Journalisten lustig gemacht hätte. „Es hat mir das Herz gebrochen, als ich das gehen habe, und ich kann es immer noch nicht aus dem Kopf bekommen, denn es war kein Film, sondern das wahre Leben.“

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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