Eine Französin in Wien: So holen Sie den French Chic in die Wohnung
Designerin Oriane Schullin zeigt, wie man den French Chic in die Wohnung bringt. Plus Do-it-Yourself-Ideen im Video.
Beim Betreten der Wohnung kann man sich kaum vorstellen, dass diese Räume noch vor Kurzem gutbürgerliches Wiener Altbau-Wohnen repräsentierten. „Dunkle Vertäfelung und ganze Wände voller Bücher können charmant wirken. Ich wollte aber etwas Frischeres, Lustigeres umsetzen,“ erzählt Oriane Schullin bei unserem Besuch. Die gut gelaunte Französin ist verheiratet mit Juwelier Lukas Schullin, gemeinsam leben die beiden samt Kind und Hund im ersten Bezirk.
„Mein Mann hat hier schon lange gelebt und er war damit einverstanden, dass ich die Wohnung umgestalte. Die Bibliothek war der letzte Raum, den ich renoviert habe.“ Statt schwerer Holzregale zieren nun vertikale Bücherstapel die Wände. Bewegliche Leuchtensysteme auf Seilen verlaufen dazwischen und setzen die Bücher in Szene.
Das unsichtbare Bücherregal ist leicht nachzuahmen: „Das sind viele Fächer an der Wand befestigt, die befüllt werden, sodass das Metall nicht zu sehen ist. Was wie das teure Ptolomeo Regal aussieht, habe ich aber günstig nachgemacht, “ gibt Oriane lachend zu.
Lässige Do-it-Yourself-Ideen verrät Oriane im Video:
HOMESTORY MIT ORIANE SCHULLIN
Auch an vielen anderen Stellen in der Wohnung sieht man Bekanntes mit einem besonderen Twist. Der große Barkoffer in der Ecke des Esszimmers erinnert an die Luxusversion von Louis Vuitton. Doch mit Luxus wird hier nur gespielt, viel mehr schafft Schullin ihre eigene Version davon: „Der Koffer ist von Kare Design. Das Logo habe ich selbst darauf gemalt: F und L. Es erinnert absichtlich an das von Fendi, steht aber für „Flûte“, was einerseits Champagnerflöte, aber auch Mist bedeuten kann“, erzählt Oriane augenzwinkernd und führt nonchalant weiter durch das Gesamtkunstwerk, das ihre Wohnung darstellt.
Herzstück des Raumes ist ein riesiger, runder Tisch. Die darauf befindlichen Semmel- und Würstel-Skulpturen will man gleich herumschieben. „Die sind da fix drauf. Der Tisch ist eine Anfertigung des Wiener Künstlers Martin Grandits. Ich habe mir eine Paris-Wien-Version gewünscht, aber das Croissant ist doch mehr ein Kipferl“, so die Französin schmunzelnd.
Die Tochter eines Pariser Architekten hat das Gespür für Gestaltung und Einrichtung offenbar in die Wiege gelegt bekommen. Für bauliche Mankos findet sie kreative Lösungen. Etwa im Vorraum zum Kinderzimmer. „Der Gang war schmucklos und dazu lagen da Heizungsrohre frei. Ich habe die Wand schwarz angemalt und kleine weiße Wandregale angebracht, die mit Spots beleuchtet werden. Es sieht nun aus wie eine kleine Galerie für coole Spielzeuge. Mein Sohn findet das wahrscheinlich nur halb so toll wie ich selbst,“ erzählt Oriane.
Als Teil der traditionsreichen Juweliersfamilie Schullin in Wien schafft es die Französin immer wieder, auch ihre eigenen Ideen umzusetzen. Etwa mit My Diamondring: „Der Verlobungsring, den ich von Lukas bekommen habe, hat nicht ganz meinem Stil entsprochen. Er nahm es mit Humor und wir haben ihn einfach umgeändert. Daraus entstand die Idee, eine Möglichkeit zu schaffen, den persönlichen Wunschring zu kreieren.“
Das Vorzimmer fungiert außerdem als verlängerte Küche. Ein kleiner Frühstücksbereich wurde hier ebenso eingerichtet, wie die Kaffeestation und ein zusätzliches Kühlgerät. Alles hinter weißen Schränken versteckt, auch hier sorgt ein Spiegel für Tiefe. „Diese lange Zimmerflucht sollte gebrochen werden und wir haben versucht, die Räume quadratisch wirken zu lassen.“
Überall an den Wänden kann man sich von Orianes Kreativität überzeugen, selbst gemalte Bilder, Collagen und immer wieder humorvoller Umgang mit Luxus: In der Ankleide etwa hängt ein riesiges Bild, das an das Logo einer französischen Brand erinnert, allerdings steht da groß: „Herpes“. „Ich liebe Wortwitze“, freut sich die Gestalterin über unser Amüsement.
Praktisch gedacht hat Oriane Schullin auch beim Gestalten ihrer vergleichsweise kleinen Küche: „Der Raum hat nur sechs Quadratmeter, aber die Kästen sind sehr tief, durch Schubladen kann ich alles unterbringen und dabei gut erreichen. Überschränke finde ich unpraktisch, darum habe ich darauf verzichtet.“ Stattdessen sorgt ein Wandspiegel für gefühlte Weite und zwei Ampeln mit (unechtem) Grün geben den Farbkick. „Ich liebe neutrale Einrichtung und gebe nur durch Akzente Farbe,“ so die Unternehmerin.
Das Grün korrespondiert auch mit dem großzügigen Eingangsbereich. Hier wurde der Sicherungskasten zum vertikalen Garten umfunktioniert: „Dieser Elektroschrank ist unästhetisch, aber man muss ja rankommen. Also habe ich das ganze Wandstück mit Fakeblumen beklebt. Das hat ein Wochenende in Anspruch genommen, aber jetzt ist es ein toller Hingucker.“
Mehr Eindrücke und Do-it-Yourself-Ideen liefert Oriane Schullin im Video oben.
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