Genügsam und doch überaus prächtig: Die Kapuzinerkresse breitet sich schnell aus, mit Rankhilfen klettert sie fast überall hin.

Ernten statt jäten: Essbare Bodendecker liegen im Trend

Süße Früchtchen oder scharfe Blüten: Essbare Pflanzen, die das Beet vor Unkraut und Austrocknung schützen.

Unkraut jäten gehört ja nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen der meisten Gärtner und Gärtnerinnen. Welch ein Glück, dass es eine simple und dabei auch noch ertragreiche Methode gibt, um zu verhindern, dass Beikraut überall sprießt: Man sät essbare Bodendecker aus. Welche geeignet sind und was man beim Anbau beachten muss, weiß der Gartenprofi Andreas Fellner.

Wer Erdbeeren, Thymian oder Kapuzinerkresse aussät, liegt jedenfalls voll im Trend, wie Andreas Fellner von der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn sagt. „Sie verhindern, dass überall ungeliebte Kräuter und Gräser wachsen und der Boden austrocknet.“

Nun gut – in diesem Sommer war  der Mangel an Regen noch nicht das Problem. Aber die nächsten heißen Tagen kommen bestimmt. Und dann ist es umso besser, wenn der Boden nicht mehr kahl ist, sondern bereits Rucola, Erdbeeren oder Kapuzinerkresse zwischen den Beeten wuchern.

Gartenbesitzern mit ausgeprägter Ordnungsliebe behagt das meist weniger – bei ihnen steht eine Reihe Paradeiser neben einer Reihe Salat, und dazwischen sieht man die nackte Erde: „Doch so verdunstet das Wasser, wenn man diesen Teil nicht mulcht“, gibt Andreas Fellner zu bedenken. „Bodendecker halten somit nicht nur das Wasser, sondern auch die nötigen Nährstoffe im Boden.“

Schön und gesund: Essbare Bodendecker

Salat und Gemüse:  

  • Vogerlsalat (Valerianella)
  • Spinat (Spinacia oleracea)
  • Rucola (Eruca vesicaria)
  • Portulak (Portulaca oleracea)  

Kräuter  

  • Zitronenmelisse  (Melissa officinalis)  – die  Blätter   schmecken  in warmen und kalten  Getränken.  
  • Oregano  (Origanum vulgare)  
  • und Thymian ( Thymus vulgaris)  oder Sand-Thymian (Thymus serpyllum)   für mediterrane Gerichte. 

Heilpflanzen 

  •  Kapuzinerkresse  (Tropaeolum).    Blätter und Blüten  peppen den Salat auf.  Samenkapseln  kann man wie Kapern einlegen. Gut bei  Entzündungen der Atemwege, bei Bronchitis und bei Harnwegsinfekten.
  • Minze (Mentha x piperita). Achtung: Sie  breitet sich sehr stark aus. Gut bei Kopfschmerzen, Übelkeit und Atemwegserkrankungen.

Kein Unkraut

Einige Kräuter  sind essbar, breiten sich aber ähnlich stark aus wie Minze. Heißt: Man bekommt sie schwer wieder aus dem Garten

  • Giersch (Aegopodium podagraria). Blüten, Blätter und Früchte für Salate, Smoothies, Pesto.
  • Vogelmiere (Stellaria media) Blätter in Salat oder gedünstet.
  • echte Gundelrebe (Glechoma hederacea) für Salat, Pesto, in Kräuterbutter.
  •  Brennnessel (Urtica dioica) 

Früchte

  • Erdbeeren (Fragaria). Nicht nur Früchte, auch  Blätter sind  essbar .
  • Waldheidelbeeren (Vaccinium myrtillus)

Für jeden Geschmack

Deshalb bevorzugt der Gartenexperte eben die Bodendecker. Für welche Pflanze man sich da entscheidet, hängt vom Geschmack und den Vorlieben der Gärtner ab, und natürlich auch vom Standort.

Als Bodendecker bezeichnet man übrigens alle Pflanzenarten, die niedrig und vor allem horizontal wachsen. Der auf diese Weise entstehende Teppich aus Blättern, Blüten und Früchten bewirkt, dass weniger Licht auf den darunter liegenden Boden einfällt, wodurch das Wachstum unerwünschter Wildpflanzen zurückgedrängt wird. Gleichzeitig wird so Lebensraum für Nützlinge geschaffen. Mit ihrem weit verzweigten Wurzelwerk sind diese Pflanzen zudem ein natürlicher Erosionsschutz – besonders an Böschungen ist das ein immenser Vorteil. Doch nicht nur das: Einige Pflanzen wie etwa Thymian oder Oregano sind so genügsam, dass sie selbst in kleinen Ritzen gedeihen und dort sogar trittfest sind: „Wenn man einen Weg aus Ziegelsteinen anlegt, sind sie für die Zwischenräume ideal“, erläutert Fellner. Allerdings gedeihen beide Kräuter nur an sonnigen Standorten.

Trockene und sandige Böden, wie sie im Tullnerfeld oder dem Burgenland häufig sind, bevorzugt der Portulak, der allerdings einjährig ist.

Genauso wie der robuste Rucola und der Vogerlsalat. Da kauft Andreas Fellner den Samen immer im großen Sackerl. Ausgesät wird der Salat im Spätsommer, geerntet wird im Herbst und den ganzen Winter über – selbst Temperaturen von bis zu minus 15 Grad machen ihm nichts aus. Besonders gut gedeiht er auf kalkhaltigem und sandigem Lehmboden. Wer ein paar Pflanzen stehen lässt, der sorgt dafür, dass sich der Salat im Folgejahr wieder aussät.

Eine wahre Augenweide ist die Kapuzinerkresse mit ihren Blüten in kräftigem Gelb, Orange oder Rot. Idealerweise hat diese schon im Frühjahr vorgezogen und setzt sie jetzt in den Garten. Seine Blüten schmecken würzig-scharf.

Für Feinschmecker: Walderdbeeren haben ein besonders Aroma

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Aromatische Beeren

Wer es eher süß mag, für den sind Erdbeeren die richtige Wahl. Im Schatten gedeiht die Walderdbeere besonders gut. Tipp: Setzen Sie die Erdbeeren im Herbst eng zusammen mit maximal 20 Zentimetern Abstand, damit sich keine anderen Unkräuter dazwischen ausbreiten können. Allerdings sind die Beeren sehr wuchsfreudig und brauchen eine Begrenzung, wenn man sie nicht im ganzen Garten will.

Etwas anspruchsvoller in der Pflege sind Waldheidelbeeren: Kalk mögen sie gar nicht.

Ute Brühl

Über Ute Brühl

Meist schreibe ich über so ernste Dinge wie Schule und Wissenschaft. Daneben widme ich mich immer wieder den schönen und heiteren Dinge des Lebens - dem guten Essen oder dem Gärtnern zum Beispiel.

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