Welche Musik gar nicht gut ankommt und was die Gründe dafür sind

Klang, Stereotype und das eigene soziale Umfeld beeinflussen, welche Musik uns so richtig in Rage bringen kann.

Pop, Rock oder doch klassische Musik? Sag mir, was du hörst und ich sag dir, wer du bist. Musikalische Vorlieben geben einiges über unser uns preis, heißt es. Doch was ist mit den Klängen, die wir so gar nicht ertragen können?

Eine neue Studie, die im Fachblatt Plos One erschienen ist, untersuchte, was sich hinter der Abneigung gegen bestimmte Musikgenres verbirgt. Laut den Forschenden des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik erfüllt der Anti-Musikgeschmack nämlich eine ähnliche Funktion wie musikalische Vorlieben – "allerdings werden sie weniger offen und eher indirekt geäußert“.

Für die Studie führte ein Forschungsteam Interviews mit 21 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zwischen 18 und 64 Jahren durch. Die Befragten wurden gebeten, eine Liste mit Musik zu erstellen, die sie gar nicht mögen. Diese konnte aus Genres, Musikerinnen und Musikern oder konkreten Liedern bestehen.

Abneigung begründen

Danach mussten die Probandinnen und Probanden ihre Abneigung begründen: Warum ihnen die Musik nicht gefiel, was ihnen dazu einfiel, wie sie auf die Klänge reagieren und was sie von Hörerinnen und Hörern der entsprechenden Musik hielten. 

Die Forschenden gliederten die genannten Gründe anschließend in drei Kategorien: Werden Komposition oder Musiktext kritisiert, handelt es sich um "objektbezogene“ Ablehnung. "Subjektbezogene Gründe“ schließen emotionale oder körperliche Wirkung der Musik oder eine Diskrepanz zum Selbstbild. Die letzte Kategorie bilden die "sozialen“ Gründe, also warum man bestimmte Musik ablehnt. Sie beziehen sich auf das eigene soziale Umfeld und die dort üblichen Geschmacksurteile oder auf andere Gruppen, denen sie sich nicht zugehörig fühlen.

Schlager und Metal

Die am häufigsten genannte Art der Abneigung war jene gegen den Musikstil, gefolgt von Ablehnung der Interpreten und der Genre. Auf der Ebene der Stile wurden Schlager, Volksmusik und Metal am meisten abgelehnt. Danach folgen Spielarten elektronischer Tanzmusik - so etwa Techno oder House. Die unbeliebtesten Künstlerinnen und Künstler produzierten Rockmusik. Die meistgehassten Songs sind Popsongs oder klassische Titel.

Interessant ist, dass Schlager, Volksmusik und Metal auch in früheren Studien zu den am meisten abgelehnten Stilrichtungen zählen. Auch beim Anti-Musikgeschmack scheint es demnach eine Art Mainstream zu geben.

"Bemerkenswert ist, dass Menschen einen Künstler oder ein Genre innerhalb eines allgemein beliebten Musikstils ablehnen können“, resümieren die Forschenden. Ein Beispiel: Klassische Musik wird selten abgelehnt, einzelne Künstlerinnen und Künstler und Genres wie etwa Opern aber schon.

Stereotype

In etwa 40 Prozent der Fälle lag die Abneigung alleine an der Musik. Doch die Studie zeigte auch, dass die eigenen musikalischen Abneigungen eng mit dem sozialen Umfeld und eigenen Erfahrungen zusammenhängt. Bestimmte Musik kann etwa mit schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit assoziiert werden. Auch Stereotype spielen eine wichtige Rolle.

Ein in der Studie genanntes Beispiel ist Heavy Metal, dessen Fans ihre musikalische Vorliebe in Form von Kleidung und Aussehen zum Ausdruck bringen. In den Interviews wurden mehrfach Vorurteile gegenüber Heavy-Metal-Hörerinnen und -hörern und -Musizierenden und negative Assoziationen genannt.

Wie reagieren wir?

Abgesehen von den Gründen für die Abneigung gegen Musik beschrieben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer spezifische Reaktionen, wenn sie mit der von ihnen gehassten Musik konfrontiert werden. Das können emotionale, körperliche oder soziale Reaktionen sein.

Während einige Abneigungen von den Teilnehmenden für eine gewisse Zeit toleriert werden konnten, führten andere zu deutlicheren Konsequenzen. Wurde bestimmte missliebige Musik gespielt, wechselten sie entweder die Musik, schalteten sie aus oder verließen sogar den Raum.

Bei stärkeren Abneigungen mieden die Teilnehmenden auch Orte, an denen sie mit der Musik konfrontiert wurden. So etwa bestimmte Clubs, Diskotheken und Partys.

Soziales Umfeld

Die Studie zeigt auch, dass das soziale Umfeld maßgeblich zu unserem Verhalten gegenüber unliebsamer Musik beiträgt. Mehrere Teilnehmende berichteten etwa, dass in Begleitung von Freunden die ungeliebte Musik erträglicher sei.

In den meisten Fällen gaben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, dass die Vorliebe einer anderen Person für die von ihnen ungeliebte Musik keine Auswirkungen auf sie habe oder dass sie sogar positiv darauf reagieren würden. Nur bei unterschiedlichen politischen oder religiösen Einstellungen würden sie auch den Anhängern ihrer ungeliebten Musik aus dem Weg gehen. Gegebenenfalls würden sie auch ein Gespräch abbrechen, wenn sich ihr Gegenüber als Fan zu erkennen gäbe.

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