Was ein Öklo mit „SOKO Donau“ zu tun hat

Schon 80 Prozent aller in Österreich geförderten Filme setzen bei der Produktion freiwillig auf „Green Filming“. Jetzt wird noch nachgedreht an der grünen Schraube.

Der Aufruf zur Nachhaltigkeit kam unerwartet aus Hollywood. Roland Emmerichs Film „The Day After Tomorrow“, der schon Anfang der 2000er-Jahre die Klimakrise thematisierte, hat Arnold Schwarzenegger, den damaligen Gouverneur von Kalifornien, veranlasst, eine Studie zu diesem Thema zu beauftragen. Mit gutem Grund, wie Marion Rossmann meint „Konventionelle Filmproduktionen sind ein Umweltwahnsinn.“

Rossmann weiß, wovon sie spricht. Sie ist selbstständige Beraterin für „Green Consulting“ und wird als „Nachhaltigkeitsverantwortliche“ für Film- und Fernsehproduktionen engagiert. Es ist ein neuer Job in der österreichischen Filmwirtschaft. „Wir haben mit einfachen Maßnahmen 1.500 Liter Dieseltreibstoff und 3.000 Flaschen eingespart,“ konnte David Schalko, Drehbuchautor und Regisseur des Landkrimis „Höhenstraße“ im Dezember 2016 verkünden. Es war das erste österreichische „Green Filming“. Die klimaschonenden Maßnahmen wurden bei diesem Pilotprojekt dokumentiert und ein filmspezifisches Tool zur Berechnung des Treibhausgases CO2 entwickelt, das Produktionen verursachen.

Nachhaltigkeit, beispielsweise Öklo statt Chemietoilette oder Energiesparen, wird mit dem „Grünen Bonus“ belohnt, wie bei „Soko Donau“ mit Maria Happel und Lillian Klebow. 

©ORF/ORF/satel film/Petro Domenigg

80 Prozent der Kinoproduktionen sind bereits „Green Filming“

Heute befindet sich Österreich auf der Überholspur, wenn es um „Green Filming“ geht. Es ist einzigartig, sagt Rossmann, dass durch den Anfang 2023 eingeführten „Grünen Bonus“ das „Green Filming“ mit fünf Prozent der Herstellungskosten finanziell gefördert wird. Dadurch sollen die Mehrkosten, die durch das Kleinhalten des ökologischen Fußabdrucks entstehen, leistbar werden. Auflage ist es, eine bestimmte Anzahl der Kriterien eines Maßnahmenkatalogs zu erfüllen. Zurzeit werden diese auf Basis der Erfahrungen noch etwas realitätsnäher formuliert.

Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Fachverbandsobmann Film&Musik in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) stellt fest, dass sich der Bonus als neues Finanzierungsmodell extrem gelohnt hat: „Wir haben ihn schon ein dutzendmal im Ausland präsentiert, von Cannes bis Island.“ 80 Prozent der Kinoproduktionen sind bereits „Green Filming“. Der Spielfilm „Happyland“ von Evi Romen, produziert von der Amour Fou Film, den Marion Rossmann nach den Kriterien des Österreichischen Umweltzeichens begleitete, ist ein effizienter weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Obwohl geldgebende Förderländer Dreharbeiten in ihren Regionen oder Ländern voraussetzen dürfen, konnte „Happyland“ dank der Zustimmung aller Partner durchgehend in Österreich gedreht werden. Die dadurch stark reduzierte Reisetätigkeit brachte massive Einsparungen an CO2.

©Öklo GmbH

Nachhaltig auf dem Set zu arbeiten, erweist sich als arbeitsintensiv

Wer beispielsweise nicht alles fertig kauft, sondern sich für Ausstattung und Kostüme bei Caritas, „Will haben“ oder Humana umschaut, sich für Ökofarben entscheidet und für zertifiziertes Holz, leistet durch geänderte Einkaufsstandards Extraarbeit. Was sich lohnt. Allein durch Leihkleidung oder Kauf in Second Hand Stores sowie die Verwendung ökologischer Reinigungsprodukte konnte der CO2-Ausstoß um 7 Tonnen minimiert werden. „In Zukunft, zum Teil schon jetzt“, sagt Andreas Donhauser vom Team „donmartin Supersets“, das das Szenenbild von „Happyland“ gestaltete, ergibt sich ein großes Einsparungspotenzial, indem man digital Bestehendes verändert, statt neu in Realität zu bauen.“ Der „Grüne Bonus“ ist aber nicht nur ein Anreizmodell für die Branche selbst. „Da die Filmwelt vielseitig vernetzt und präsent ist, wird sie zum Multiplikator eines Umdenkens in der Gesellschaft“, meint Alexander Dumreicher-Ivanceanu.

Renate Martin und Andreas Donhauser entscheiden über die Nachhaltigkeit des Szenenbilds 

©Amour Fou

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