Warum werfen Fans gerade immer kuriosere Dinge auf die Bühne?

Pink kriegt ein Käserad zugeworfen, Harry Styles Chicken Nuggets: Was ist da bei Konzerten los?

Live is Life, heißt es so schön. Aber live, im Sinne von: ein mitreißendes Konzert erleben, je nach Wahl flairtechnisch irgendwo angesiedelt zwischen Dosenbier und Champagner, Gänsehaut und Feuerwerk der Gefühle, im Zweifel aber auf jeden Fall besser ohne Abfeuern einer Peniskanone (Rammstein lässt grüßen) – das alles ist auch nicht mehr das, was es einmal war.

Was waren das noch für Zeiten, als die Verehrerinnen von Tom Jones ihm in den Sechzigerjahren ihre BHs zuwarfen. Auf Udo Jürgens ließ es – insofern sie dem Barden nicht an der Bühnenkante zellophanverpackt dargereicht wurden – Rosen niederregnen. Andere reichten Kuscheltiere dar. Und jetzt?

Der Konzertsommer neigt sich bedächtig dem Ende zu, und schon jetzt kann gesagt werden: Er war ein großer Wurf, aber nicht ausschließlich so, wie Sie vielleicht denken. Die Fans schmeißen immer kuriosere Sachen auf die Bühne. In hohem Maße hat das die Sängerin Pink erleben müssen.

Käserad bis Chicken Nuggets

Einmal bekam sie ein Käserad zugeworfen. Dann wieder hatte jemand die Idee, ihr einen Beutel mit der Asche seiner Mutter hinzuschleudern. Rapper Lil Nas X bekam es mit Sexspielzeug zu tun. Harry Styles mit einem frittierten Huhn. Bei Bebe Rexha musste sogar der Arzt ran: Sie wurde von einem Handy getroffen und musste genäht werden. Adele wetterte ob solcher Angriffe bei einem Auftritt: „Wagt es nicht, mich zu bewerfen!“

Manche behaupten, daran trage Corona Schuld. Die Lockdowns hätten die Leute verlernen lassen, wie man sich auf Konzerten benimmt. Tanzen, jubeln, singen: ja. Käse werfen: nein. Klingt absurd, ist es auch.

Ein anderer Grund ist eine Distanzlosigkeit, die manche sich durch ein Übermaß Social Media erworben haben könnten. Wenn man sich online alles erlauben kann, warum live dann nicht auch? Dazu kommt der Wunsch, dem Idol auffallen zu wollen – egal wie. Wobei die Chance, dass dieses mit dem hergeschupften Handy ein Video macht, gleich null ist. Zu guter Letzt ist es aber vor allem die Hoffnung der Werfer auf ein paar Sekunden Ruhm auf TikTok: Wenn ein Wurfvideo viral geht, hoffen sie gefeiert zu werden. Irrtum.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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