Warum sehen Eltern ein Leben lang das Kind in uns?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die überraschen werden.

Meine Wahlheimat ist Wien. Und doch kommt gerade in diesen Tagen Sehnsucht auf: nach meinem Vater, meinen Geschwistern – und natürlich meiner Mutter, die alle Söhne, Töchter sowie Enkelkinder inklusive Anhang am liebsten um sich hätte. Vor allem zu Weihnachten. Also bin ich auch dieses Jahr pünktlich wie das Christkind vor der Tür gestanden.

Wir sind viele, aber meine Mutter hat es all die Jahre meistens geschafft, dass wir zusammenkamen. Sie hat ihre Kinder im Griff. Sorry, Brüder und Schwestern, auch euch. Befinden wir uns im Elternhaus, nimmt sofort jeder die Rolle ein, die er aus Kindheitstagen kennt. Der kleine Bruder witzelt, chillt und verputzt sämtliche Kekse, die große Schwester ist gestresst und bekommt Kopfschmerzen, wir anderen  werden für diverse Aufgaben eingeteilt, noch bevor ich mein altes Kinderzimmer betreten habe.

"Ich will, dass es euch gutgeht"

„Es ist, als wären wir immer noch wie Kinder, wenn wir heimkommen“, sagte ich letzthin zu Mutti. „Ja, für mich werdet ihr immer auch meine Kinder bleiben“, antwortete sie gut gelaunt. Und fügte hinzu: „Ich will, dass es euch gutgeht.“

Alles ganz normal?

Warum nur sehen unsere Eltern ein Leben lang das Kind in uns? Auch wenn man längst erwachsen ist, sein eigenes Leben, seine eigene Familie hat?

„Das ist ganz normal“, sagt Daniela Renn, Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin (psypraxis.org). "Eltern kümmern sich um ihre Kinder und dies darf Frau/Mann auch im Erwachsenenalter genießen.“ Der Abnabelungsprozess der Kinder und das Loslassen der Eltern  ist zwar essenziell,  geht es doch um Unabhängigkeit.  Die Eltern-Kind-Rolle ist aber über Jahre einstudiert und das  prägt die Beziehung  ein Leben lang.

Wer kaum Zeit mit seinen Eltern verbringt, landet übrigens schneller in der Schublade von einst, weil keiner die Chance hat, Veränderungen mitzubekommen. „Da hilft es, Zeit miteinander zu verbringen und zu kommunizieren“, so die Psychologin. Und was tun, wenn die Mutter  ungefragt Tipps gibt? Der Vater wissen will, wann man vom Treffen mit der Schulfreundin nach Hause kommt? Die Psychologin rät: „Nehmen Sie es mit Humor.“

Annemarie Josef

Über Annemarie Josef

stv Chefredakteurin KURIER freizeit. Lebt und arbeitet seit 1996 in Wien. Gewinnerin des Hauptpreises/Print bei "Top Journalist Award Zlatna Penkala (Goldene Feder)" in Kroatien. Studium der Neueren Deutschen Literatur in München. Mein Motto: Das Leben bietet jede Woche neue Überraschungen.

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