Warum öffnen viele Skifahrer den Bügel des Sessellifts zu früh?
Schon lange vor der Bergstation werden einige Passagiere nervös. Das steckt hinter dem Phänomen.
Mit dem Sessellift fahren ist ein bisschen so wie mit dem Flugzeug fliegen. Der Weg zum Ziel ist um einiges schneller als eine Tour zu gehen. Meist ist es fad. Und einige Mitreisende werden, obwohl sie ohnehin noch nicht aussteigen können, nervös-hibbelig.
Wer kennt es nicht, wenn die im selben Gehänge sitzenden Skifahrer den Bügel öffnen, während die Endstation noch nicht erreicht ist und sie noch zehn Meter über dem Grund schweben? Ist es ein Auf-Freiheiten-Pochen à la „Die da oben (in dem Fall die Liftwarte) können mir gar nichts vorschreiben?“ Oder ist es eine Mutprobe im Miniaturformat? Der Schnee, der Stürze abfedern könnte, wird ja auch immer weniger.
Es ist wohl nichts davon.
„Wir haben das nicht erforscht, aber meiner Meinung nach ist es die Angst, dass man nicht rechtzeitig aussteigen kann“, sagt Erik Wolf, Seilbahn-Fachverbandsgeschäftsführer in der Wirtschaftskammer.
Womöglich stammen diese Bedenken aus einer anderen Zeit – aus dem Jahre Schnee. Die Passagiere seien früher mit hoher Geschwindigkeit angekommen. „Jetzt bremst der Lift vor der Bergstation ab.“ Kuppelbare Systeme heißt der Zauberbegriff.
Rotes und grünes Licht
Auch wenn so ein Sessellift ein sicheres Verkehrsmittel ist, Abstürze wegen zu frühen Öffnens gab es immer wieder, wenn auch sehr selten. Aber sie erregen eben viel Aufsehen. Die Betreiber montierten daher vor einigen Jahren auch Warnhinweise mit LED-Technik und Leuchtbalken am Boden, die nicht allzu schwer zu verstehen sind. Wenn das rote Licht aufs grüne wechselt, heißt es: Bügel hochklappen. „Die Alternative wären Fangnetze gewesen“, meint Wolf. Doch die seien wegen der Witterung in den Bergen ziemlich wartungsintensiv. „Und Menschen stürzen trotzdem aus dem Lift.“
Dass die LED-Anzeigen ihre Wirkung auch verfehlen können, sieht man in der Praxis. Zu groß dürften die Sorgen der Menschen sein. „Die Angst ist unbegründet“, meint der Experte. Zum Aussteigen sei stets genügend Zeit. Und wenn nicht, auch nicht so tragisch. „Im schlimmsten Fall fährt man wieder runter.“
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