Staatsbesuch: Verneigung der Präsidentengattin sorgt für Aufregung
Muss man sich hierzulande vor Monarchen verbeugen? Über die Begrüßung des spanischen Königspaares durch die Präsidentengattin Doris Schmidauer und Etiketten-Verstoße
Österreichs Präsidentengattin Doris Schmidauer fasst sich mit der rechten Hand aufs Herz und verbeugt sich tief vor der spanischen Königin Letizia und ihrem Ehemann, dem spanischen König Felipe, bei dessen Staatsbesuch am Dienstag in Wien.
Das Foto von der Begrüßung wird es auf viele Titelseiten des Landes schaffen: Schmidauer vor dem spanischen Monarchenpaar in tiefer Verbeugung.
Ist das angemessen in einer Republik? Oder sind solche Gesten aus Höflichkeit gegenüber monarchischen Staatsgästen notwendig?
Vor allem in den Unterstützerkreisen Van der Bellens auf Twitter brach Erregung aus. Tags darauf versucht die Hofburg zu beschwichtigen: Tatsächlich sei die Verbeugung als Begrüßung bei Staatsbesuchen nichts Außergewöhnliches mehr. „In Zeiten von Corona ist die Verbeugung vor Gästen durch den Bundespräsidenten und seine Frau ganz normal geworden“, heißt es aus der Präsidentschaftskanzlei.
Auch beim offiziellen Besuch des ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj und seiner Frau Olena Selenska im vergangen Jahr wurde per Verbeugung gegrüßt.
Nur Händedruckersatz
„Vor Corona wäre es ein Händeschütteln gewesen, egal, ob ein republikanischer Präsident oder ein König empfangen wird“, erklären Protokollexperten und Hofburg-Kenner gegenüber dem KURIER.
Bei Staatsbesuchen wird nach diplomatischem Protokoll vorgegangen, das fast überall nach ähnlichem Prozedere abläuft, erklären zuständige Experten. Der Hergang ist folgender: Der Gast kommt im Burghof an, dort wartet das Staatsoberhaupt mit Partner oder Partnerin, man begrüßt einander, Hymnen werden gespielt. Dann wird die Ehrenformation gemeinsam abgeschritten.
Sinn der gemeinsamen Regeln: Gast und Gastgeber sollen einander auf Augenhöhe begegnen. Insofern ist Schmidauers Verneigung jedenfalls missglückt, weil sie keine Augenhöhe herstellte. Aber, so die Präsidentschaftskanzlei: „Die Etiketten der Staatsbesuche sind informeller, als man glaubt. Ist ein König oder eine Königin zu Besuch, kann man als Frau, wenn man will, einen angedeuteten Knicks machen.“ Pflicht sei das nicht.
Das lässt genügend Raum für den Tritt ins Fettnäpfchen.
Immer wieder sorgen Staatsbesuche für Lacher oder Aufregung. Nicht nur in Österreich: Man denke an die deutsche Ex-Kanzlerin Angela Merkel, als sie die dänische Königin mittels corona-konformer „Fist-Bump“ begrüßen wollte. Merkels entgegengestreckte Faust wurde aber königlich ignoriert.
Oder an Ex-US-Präsident Donald Trump, der sich bei einem Besuch bei der britischen Königin gleich zwei Fehltritte leistete. Zuerst ließ er die Queen vor dem Schloss Windsor warten. Beim Abschreiten der Ehrenformation eilte er ihr dann voraus.
Arm-in-Arm und Knickse
In Österreich sorgte der emeritierte Bundespräsident Heinz Fischer für Schlagzeilen in den türkischen Medien. Er hakte sich beim Staatsbesuch in der Türkei salopp im Arm der türkischen Präsidenten-Gattin Hayrünnisa Gül ein. Die kurze amikale Berührung gilt als Fehltritt, da es in der muslimischen Türkei nicht angemessen ist, als fremder Mann eine Frau zu berühren. Sein Protokollberater hat zwar sofort reagiert und versucht, die Berührung zu unterbinden, aber zu spät: Das Pressefoto war geschossen. Ungeachtet der medialen Aufregung verursachte der Etikette-Verstoß keinen diplomatischen Schaden.
Unvergesslich bleibt ein Hochzeitsknicks aus der Steiermark. Die damalige Außenministerin Karin Kneissl fühlte sich derart geehrt vom Besuch des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin auf ihrer Hochzeit, dass sie in einen tiefen Knicks verfiel. Obwohl es sich um eine private Veranstaltung handelte, schlug der Vorfall international Wellen. Die neutrale Vermittlerposition Österreichs im Ukraine-Konflikt und die Sanktionspolitik Europas gegenüber Russland würden mit derartiger Unterwürfigkeit gegenüber Putin untergraben, rügte der Münchner Merkur beispielhaft für andere.
Manchmal werden Protokoll-Fehler gezielt begangen: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan rächte sich bei EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für Kritik an seinem Kurs: Bei einem Besuch in Ankara enthielt er ihr einen Sessel vor und verbannte sie aufs Sofa.
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