Spaß am Sparen - Tipps nicht nur für Krisenzeiten

Eine Unternehmerin hat dem Shopping-Turbo abgeschworen. In ihrem Buch verrät sie, wie man mit weniger Eigentum mehr Freude haben kann.

Acht Jahre vor dem Ausbruch der Pandemie, 2012, hat die Inhaberin einer Marketing-Agentur und Mutter von drei berufstätigen Töchtern ihren persönlichen Kurs geändert.

„Ich war ein Shopping-Monster“, erzählt Sylvia Sima in der funktional möblierten Küche ihrer 73-m2-Wohnung im nö. Bruck an der Leitha. Auf Urlaubsreisen hätte ihr Mann starke Nerven benötigt. „Manchmal habe ich mir eine Hose gekauft und hatte keine passenden Schuhe dazu.“ Kein Wunder, dass der Kleiderschrank in ihrem großen Haus trotz der fünf Meter bald zu klein war.

Sylvia Sima

©Kurier/Juerg Christandl

Leere im Luxus

Es gibt wenige in ihrem Freundeskreis, die der Unternehmerin und ihrem Mann, der Häuser plant, zum Wechsel von einem Einfamilien- in eine Wohnung gratulierten. Finanzielle Nöte, sagt Sylvia Sima auf Nachfrage, waren nicht der Grund.

Impuls war viel mehr eine Leere im Luxus. Und die Frage, worum es im Leben wirklich geht: „All mein Eigentum hab’ ich sondiert und mich dabei von viel Ballast getrennt.“ In der Pandemie hat sie dann ein Sachbuch mit 386 Tipps verfasst, nicht, um sich selbst in die Auslage zu stellen, auch nicht, um andere zu bekehren: „Ich bin keine Besserwisserin, keine Missionarin, weiß auch, dass ich mir das leisten kann, weil ich nicht arm bin.“

Neben dem Deckel-auf-den-Kochtopf-Tipp, den in der globalen Krise auch die österreichische Energieministerin dem Volk ans Herz legt, findet man in Sylvia Simas Buch auch wirklich Neues. Hier eine kleine Auswahl:

Auch bei der Kleidung kann man sparen

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Kleidung: Ihr Kleiderschrank in der Wohnung misst etwa ein Drittel vom alten. Die deshalb nicht unmodisch gekleidete Frau freut sich: „Heute besitze ich nur mehr solche Stücke, die ich auch gerne trage.“ Ihre Beschränkung aufs Wesentliche ist das Ergebnis eines längeren Prozesses. Ihr Tipp: „Wenn Sie sich bei einem Teil nicht sicher sind, kleben Sie einen Zettel mit aktuellem Datum drauf. Wird es länger nicht getragen, dann einfach weg damit.“

Investitionen: Für diese hat sich Sylvia Sima die „30-Tage-Regel“ auferlegt. Dazu ihre Erklärung: „Wenn nach einer bestimmten Frist, sagen wir nach dreißig Tagen, das Bedürfnis immer noch da ist, dann kaufen Sie.“ Viel (Geld) könne man sich so ersparen. Apropos Finanzen: „Es macht Sinn, sich die Fixkosten und die variablen Ausgaben anzusehen. Seit ich das mache, benötige ich für mein privates Konto keinen Überziehungsrahmen mehr.“

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Energie: Am auffälligsten in ihrer Küche ist der moderne Marken-Kühlschrank: Er ist leer. Nicht einmal Licht gibt es darin, denn er hängt nicht mehr am Strom. Zugegeben ziemlich radikal, aber in der kalten Jahreszeit nachvollziehbar: „Ich habe im Winter alles, was wir essen und trinken, am Balkon.“ Für alle, die keinen Balkon haben oder sich nicht von ihrem Kühlschrank trennen wollen, gibt es im Buch praktische Platzierungstipps. Nicht neu, deswegen nicht falsch: Wer die Wäsche klug aufhängt, spart sich einen Stromfresser namens Bügeleisen. Apropos: „Ohne meinen Wasserkocher kann ich nicht mehr leben. Er ist viel effizienter als Gas.“

Kosmetik: Ein weites Feld für Mann und Frau. Ihr Mann Günter verwendet weiterhin Duschgel, Frau Sima schwört indes auf hochwertige Schafmilch-Seife aus einem Bio-Laden. Die ist nicht ganz billig; aber nicht immer ist billig automatisch auch preisgünstig. Nagellack ist für sie weiterhin nicht verpönt: „Doch ich habe noch so viele Lacke, dass ich mir noch für längere Zeit keinen neuen kaufen muss.“

Kit für unterwegs: Ohne ihre Trinkflasche und ohne einen Müsliriegel für den Heißhunger unterwegs geht sie niemals außer Haus. „Die bunten Weckerln, die man en passant kauft, gehen mit der Zeit ordentlich ins Geld.“ Ebenso das Wasser bzw. der Coffee to go. Die Frage des Wohin mit all dem eingekauften Plastik erspare sie sich nebenbei auch.

Kinder: Zwei ihrer Töchter haben um Weihnachten Geburtstag. Ein GAU für ihr Konto. Doch Sylvia Sima hat eine von allen akzeptierte Alternative gefunden: „Mehr als über irgendein Marken-Produkt freuen sie sich, wenn ich ihnen von meiner Zeit schenke.“ Geiz sei im Übrigen nicht geil, Sparen auch nicht automatisch ein Indiz für Armut: „Mehr ist es angewandter Klimaschutz.“

Sylvia Sima: Spar Dich glücklich. Mit diesen Tipps kommst Du einfach durch die Krise.

©Marketing GmbH Verlagshaus

Zum Nachlesen

Die Autorin: Vor zwölf Jahren hat sich die Marketing-Expertin Sylvia Sima zum ersten Mal  gefragt: „Was ist wirklich wichtig im Leben?“ Peu en peu hat sie sich dann von einem großen Haus und viel privatem Besitz getrennt. Heute ist sie glücklicher als zuvor.

Ihr Buch: Sylvia Sima: Spar Dich glücklich. Mit diesen Tipps kommst Du einfach durch die Krise. 167 Seiten, 15,90 Euro. Das Buch ist im Eigenverlag erschienen. ISBN 978-3-9505173-0-9

Uwe Mauch

Über Uwe Mauch

Uwe Mauch, geboren 1966 in Wien, seit 1995 Redakteur beim KURIER, Autor lebensnaher Porträts und Reportagen sowie zahlreicher Bücher, unter anderem: "Unsere Nachbarn", "Wien und der Fußball", "Lokalmatadore", "In 80 Arbeitstagen um die Welt", "Stiege 8/Tür 7. Homestorys aus dem Wiener Gemeindebau", "Die Armen von Wien" (2016) sowie eines "Wien"- und eines "Zagreb"-Stadtführers.

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