Mit dem Rauchen aufhören: Ein Selbstversuch mit unerwartetem Ausgang

Ich habe über 17 Jahre lang geraucht - das ist mehr als die Hälfte meines Lebens.

Täglich darf ich mir den Raucherhusten meiner Nachbarin durch die dünnen Wände in meine Wohnung anhören. Immer wieder denke ich mir dabei: "Wieso hört sie denn nicht endlich auf zu Rauchen?" Ich brauche mich allerdings nicht zu sehr auf ein hohes Ross begeben, denn im Grunde lausche ich dabei meiner Zukunft. Zumindest, wenn ich so weiter machen würde. Seit meiner Jugend bin ich nämlich ebenfalls Raucher und das sind bis jetzt fast zwei Jahrzehnte lang.

An einem Abend vor etwa einem Monat war es wieder so weit. Die Dame von Tür 11 hatte mich erneut mit den ungustiösesten Klängen zwangsbeglückt, die ich mir vor dem Fernseher auf der Couch wünschen kann. Am nächsten Tag erzählte ich meiner Arbeitskollegin, dass ich hoffe, nie so zu sein, wie die Frau von nebenan. Sie lachte nur und wies mich auf die Zigarette in meiner Hand hin: "Na dann hör halt auf." Warum eigentlich nicht? Brauchen wir immer einen Jahreswechsel und damit verbundene Vorsätze, um unser Leben zum Positiven zu verändern? "Ja, passt, ich höre auf." Plötzlich ruderte sie zurück: "Bitte nicht die Woche! Wir haben so viel zu tun und dabei möchte ich dich nicht als Nervenbündel an meiner Seite." Ich willigte ein, ihr zuliebe erst mit 1. September aufzuhören und somit noch zwei Wochen ein Raucher zu bleiben. Danach wäre aber Schluss.

Woche 1: Ein paar Tage durch die Hölle...

Im Alltag hat man als Raucher bestimmte Ritualzeiten, zu denen man eine Zigarette gewohnt ist. Das waren bei mir die Rauchpausen im Büro, um mit den anderen Kollegen für einen kurzen Tratsch vor die Tür zu wandern oder die "Verdauungszigarette" nach dem Essen. Die ersten paar Tage meines Aufhörens waren somit klarerweise nicht einfach.

Um ehrlich zu sein, war ich am Anfang auch furchtbar genervt von jeder Kleinigkeit. Dass meine Arbeitskameraden jedes Mal lauthals ankündigten, dass sie eine Rauchen gehen, machte es natürlich nicht besser.

Ich versuchte mich in der ersten Woche ständig vom Drang nach dem Giftstängel abzulenken. Ich kaufte mir deshalb Muffins und andere Süßigkeiten, die ich mir als Ersatz einflößen wollte. Zum Glück kam ich aber schnell zur Erkenntnis, dass ich eine ungesunde Angewohnheit nicht gegen die nächste eintauschen sollte. Es musste eine vernünftigere Alternative her. Am besten irgendetwas, das in etwa dieselbe Zeit in Anspruch nimmt wie eine Zigarette. Mir kam also die Idee, statt eine Rauchen zu gehen, einen Apfel zu essen. In den Momenten, wo mir die Äpfel zum Hals raushingen, bin ich während der Arbeit durchs Büro-Stockwerk spaziert oder habe langsam ein Glas Wasser getrunken. Ein, zwei Mal habe ich zur Ablenkung auch zehn Liegestütze gemacht. Dabei zu merken, wie unfit ich bin, hat den Willen mit dem Qualmen aufzuhören, erst recht bestärkt.

Äpfel haben mir dabei geholfen, mit dem Rauchen aufzuhören.

©Eli_Asenova/istockphoto.com

Eine harte Probe war ein Konzertbesuch mit einem Kumpel. Zum ersten Mal war ich dabei froh, dass man in öffentlichen Innenbereichen nicht mehr rauchen darf. Das war zumindest eine kleine Hilfe. Um die Lust nach einer Zigarette zu lindern, habe ich mir vor Ort öfter was zu trinken geholt.

Ab Woche 2 wurde es leichter

Ich muss sagen, so schlimm mir die erste Woche vorgekommen war, so einfach wurde es danach. Nachdem ich diese Ritual-Hürden gemeistert hatte, war es auch im Alltag nicht mehr so wild. In der Anfangszeit habe ich auch Freunde gemieden, die starke Raucher waren. Nach der ersten Woche machte ich mir zudem absichtlich bewusst, dass ich nun sieben Tage nicht geraucht hatte.

Eine körperliche Veränderung merkte ich so schnell natürlich nicht, aber meine Motivation war beflügelt und ich dachte mir von da an jeden weiteren Tag ohne Zigarette: "Jetzt erst recht." In der dritten Woche wurde das Verlangen nach einer Zigarette immer weniger. Dabei habe ich mir auch häufig vor Augen geführt, wie blöd ich wäre, an diesem Zeitpunkt wieder anzufangen.

Fazit: Der Weg ist das Ziel

Ich bin nun über einen Monat rauchfrei. Dass ich dafür keine Medaille verdient habe, ist mir klar. Ich spare mir somit jetzt auch jeglichen pseudo-klugen Spruch, wie toll es ist, mit dem Rauchen aufzuhören. Das hat mich als Raucher schon von anderen genervt.

Wir wissen ja eigentlich eh alle, wie dämlich es ist, sich ständig so einen Schrott durch den Körper zu jagen. Jeder Raucher weiß auch, die Entscheidung aufzuhören, muss er selbst treffen und dass es im Grunde keinen wundersamen Trick dafür gibt. Das einzige, was man machen kann: Durchziehen und durchzuhalten. An alle, die also bis hierher gelesen haben: Du möchtest aufhören? Dann tu es. Dich wird niemand an der Hand nehmen und es kann auch niemand für dich übernehmen. Ja, die erste Woche ist mühsam und man hat auch danach hier und da den Gedanken an eine Zigarette, aber das vergeht mit der Zeit immer mehr. Ich bin jetzt bei Woche sechs und mittlerweile ist es mir komplett egal, ob jemand neben mir raucht oder nicht.

Es gibt ein paar Sachen, die mir tatsächlich geholfen haben. So wurde mir von anderen zum Beispiel empfohlen, von einem Tag auf den anderen aufzuhören - das kann ich von meiner Warte aus nicht bestätigen. Ich habe mir leichter damit getan, mir ein Datum als Art Deadline gesetzt zu haben und mich somit zwei Wochen bis zum besagten Tag mental "vorbereiten" zu können. Auch der Trick mit den Äpfeln war eine gute Ablenkungsmöglichkeit.

Generell bin ich ein Typ, der sich gern selbst Dinge beweist und es eher als Ansporn sieht, wenn andere nicht an meinen Erfolg glauben. Dass meinen Selbstversuch also ständig irgendwelche Leute belächelt haben, trieb mich auch an. Nach dem ersten Monat sind die Reaktionen anderer plötzlich unterstützender geworden. Viele gratulieren mir, dass ich nicht mehr rauche und das ist ebenfalls bestärkend. Übrigens: Mit meinen üblichen fünf Packungen pro Woche habe ich mir bisher bereits 180 € gespart. In Zeiten wie diesen ein volleres Konto zu haben, ist ja auch nicht verkehrt.

Alexander Gutmaier

Über Alexander Gutmaier

Redakteur bei freizeit.at. Der gebürtige Wiener mit dem Spitznamen "Lex" studierte Werbung & Marktkommunikation und machte sich danach auf seinen beruflichen Weg in die großen Redaktionen Österreichs. Dabei war er bereits für Lifestyle- & Mode-Magazine als auch im TV-Bereich tätig. Zu seinen Leidenschaften zählen Musik, Kochen sowie jegliche Art, sich selbst herauszufordern - besonders, wenn er dadurch Dinge zum ersten Mal machen kann.

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