Warum freuen sich so viele Menschen über den ersten Schnee?
Egal wie alt sie sind. Die ersten Schneeflocken sind immer etwas Besonderes. Umweltpsychologin Daniela Renn verrät die Gründe.
"Sind Sie aus Wien?“, will die Tiroler Psychologin Daniela Renn wissen, bevor sie in die Tiefe geht. Denn wie heißt es so schön? Der Standort bestimmt den Standpunkt. Es ist schon einigermaßen interessant: Fällt in der Hauptstadt der erste Schnee – so viel und so oft ist das ohnehin nicht mehr – fühlt sich das ein wenig so an wie ein Blizzard in Nordamerika. Autos rutschen, Straßenbahnen kommen zu spät, Schneeschaufeln werden zu spät ausgepackt, manche Personen fluchen. „Viele machen sich Sorgen, ob sie es rechtzeitig in die Arbeit schaffen“, sagt Renn, die sich über die Vorgänge im Osten des Landes nur wundern kann. Und der Schnee wird auch bald gatschig und grau. Dann ist es auch schon wieder vorbei mit der sprichwörtlichen weißen Pracht.
Wobei: „Kurz freuen sich die Menschen auch in Wien.“ Aber unter uns Wienern und Zugereisten: Es gibt genug, die sich in der Stadt sehr wohl etwas länger daran erfreuen können.
Viele Rhythmen
Egal, ob länger oder kürzer, die Faszination liegt in unserem Inneren. „Wir Menschen leben in vielen Rhythmen, etwa nach dem circadianen Rhythmus, einem biologischen Rhythmus, der den Schlaf-Wach-Rhythmus bestimmt. Wir mögen also schon biologisch gesehen bestimmte Rhythmen und Abwechslungen“, erklärt die Umweltpsychologin. In unseren Breiten hätten wir – noch – das Glück der vier Jahreszeiten, um das uns viele auf der Erde beneiden. „Der erste Schnee ist meist die Einstimmung auf den Winter. Die Natur zeigt uns einen Wechsel an, wir freuen uns auf die neue Jahreszeit.“ Im Frühling, wenn die ersten grünen Gräser sprießen, sei das nicht anders.
Der Schnee stehe auch für eine Zeit des Rückzugs. „Im Winter sehnen wir uns nach Ruhe. Und das entsprechende Wetter hilft dabei.“ Und noch etwas spielt bei der Freude über die ersten Flöckchen eine wichtige Rolle. „Schnee erinnert uns an die Kindheit. Punkt.“ So einfach ist das. Wobei wie das so ist mit der Nostalgie – der Blick zurück ist verzerrt. „Wir glauben manchmal, dass damals alles wunderbar war. Es gab damals zu Weihnachten Schnee. Wir hatten frei, bauten Schneemänner, sind Rodeln oder Skifahren gegangen.“
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