Opernstar Elina Garanča: Ihre Kinder "hassen" den Klavierunterricht
Der Opernstar singt ab heute, Freitag, an der Staatsoper in Cileas „Adriana Lecouvreur“, bereitet neue Partien vor und verwirklicht damit einige Träume.
Ich stelle mich einer neuen Herausforderung, mir selbst und dem Publikum gegenüber“, sagt Elina Garanča im KURIER-Gespräch. Die neue Herausforderung, das ist die Rolle der Principessa di Bouillon in Francesco Cileas selten gespielter Oper „Adriana Lecouvreur“, in der sie ab heute, Freitag, im Haus am Ring zu erleben ist. Garanča lachend: „Es ist eine der kürzesten Hauptpartien, die ich je gesungen habe, aber man sollte trotzdem Eindruck hinterlassen.“
Schicksal
Eindruck hinterlässt die gefeierte lettische Mezzosopranistin bekanntlich bei jedem ihrer Auftritte, und es kommen – auch in Wien – noch einige dazu. „Die Kundry in Wagners ,Parsifal’ ist gesetzt, und ich werde in Wien auch mein Rollendebüt als Amneris in Verdis ,Aida’ geben. Endlich! Da muss ich mich zwar noch ein bisschen gedulden, aber die Amneris biegt jetzt wirklich um die Ecke.“ Nachsatz: „Als Studentin habe ich mir gesagt: Wenn ich die Amneris gesungen habe, dann kann ich aufhören. Das Schicksal ist aber offenbar dagegen. Denn dazwischen gibt es noch ganz andere Debüts.“
So wird Garanča etwa die Judith in „Herzog Blaubarts Burg“ von Bela Bartók einstudieren, die Venus in Richard Wagners „Tannhäuser“ oder die Fricka in Wagners „Walküre“. Und auch eine Mrs. Quickly in Verdis „Falstaff“ kann sich die Künstlerin „gut vorstellen“. Garanča: „Aber vielleicht in einer Produktion, in der Quickly mit Falstaff ein Verhältnis hat. Das wäre mein Zugang.“
Hätte der Weltstar also Lust, auch selbst zu inszenieren? „Nein. Dazu habe ich keine Geduld. Denn da geht es ja nicht nur um die Arbeit mit den Kollegen, da geht es um Bühnenbauten, Technik, Licht und vieles mehr, das man alles koordinieren muss, um optimale Bedingungen zu schaffen. Das wäre mir zuviel. Lieber will ich als Sängerin noch zehn Jahre so richtig Gas geben. Einfach solange es mir Spaß macht und mich die Charaktere, die ich singen darf, berühren.“
Erfüllung
Denn: „Ich habe viele Rollen abgegeben. Und zwar leichten Herzens. Auch den Octavian im ,Rosenkavalier’ von Richard Strauss, weil ich dazu alles gesagt habe. Santuzza in der „Cavalleria’ (Mascagni, Anm.) berührt mich noch immer. Ich suche auf der Bühne auch eine gewisse Erfüllung. Wenn ich die finde, bin ich glücklich. Und die Amneris ist so ein Traum, der in Erfüllung gehen wird.“
Was Garanča sonst noch erfüllt? „Ich liebe es zu unterrichten und natürlich auch unseren Nachwuchswettbewerb ,ZukunftsStimmen’ zu betreuen. Außerdem würde ich gerne mein Repertoire an Orchesterliedern erweitern. Ich bin jetzt 45 Jahre alt und muss nicht in jeder Neuproduktion rund um den Globus dabei sein. Premieren sind zwar gut bei Rollendebüts, weil man während der Proben die Partien besser kennenlernt. Doch ich will auch Zeit für meine Familie haben. Meine beiden Töchter brauchen mich, die Älteste ist ja bereits zehn Jahre alt. Und ich will den Kindern beim Aufwachsen zusehen und ihnen dabei auch helfen.“
Dankbarkeit
Garanča weiter: „Ich denke da schon an die Zukunft.“ Eine Zukunft, in der die beiden Kinder auch musikalisch tätig sein werden? „Das glaube ich nicht. Beide spielen zwar Klavier, aber sie hassen das. Doch ich ziehe das durch, denn eine musikalische Ausbildung muss sein. Und zugegeben: Ich habe den Klavierunterricht auch immer gehasst. Aber heute bin ich dafür dankbar, da ich meine Partien selbst zu Hause einstudieren kann.“
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