Nicht alle Störche zieht es in den Süden

Weißstörche kehren in wärmere Regionen zurück – aber nicht alle. Im letzten Winter blieben zehn Tiere im Burgenland.

Raus aus dem Horst und einfach der Nase nach in Richtung Süden. Was sich nach einem Road Trip von gerade ins Führerscheinalter gekommenen jungen Erwachsenen anhört, ist tatsächlich die erste große Reise von Hunderten heuer in Österreich geborenen Weißstörchen. Fünf Monate sind deren Eltern im Sommer zu Gast, von der Eiablage bis zum ersten Ausflug der Jungstörche dauert es etwa drei Monate.

Die große Reise Ende August in Richtung Süden tritt der Nachwuchs meist sogar noch vor den Eltern an. Schnell weg, heißt da wohl die Devise. Vielleicht auch deshalb, weil es bei den Störchen immer wieder zu Infantiziden kommt, also zum Töten des eigenen Nachwuchses.

Weißstorch
volkstümlich auch Adebar oder Klapperstorch genannt, wissenschaftlich Ciconia ciconia

 

Nachwuchs 2022
In jedem besetzten Horst lebten heuer rund 2,5 Jungstörche

 

420 Horstpaare
wurden heuer im Land gezählt – die meisten im Burgenland (126), der Steiermark (101) und Niederösterreich (89), enorme Zuwächse gibt es in Vorarlberg (84)

Das dürfte im heurigen Sommer aber eher selten der Fall gewesen sein, war doch das Nahrungsangebot ausreichend, wie die aktuellen Brutzahlen der Vogelschutzorganisation Birdlife zeigen. Mehr als 400 Weißstorchpaare wählten heuer Österreich als Brutplatz, besonders beliebt bei den Zugvögeln war Vorarlberg.

Manche mögen’s kalt

Platzhirsch unter den Reisedestinationen der Weißstörche war freilich einmal mehr das Burgenland. Gänzlich unbeeindruckt vom immer seichter werdenden Neusiedler See entschieden sich rund 250 Störche für einen Aufenthalt im äußersten Osten Österreichs.

©APA/dpa/Arne Dedert

Und weil der Weißstorch ein treuer Gast ist und immer wieder dieselbe Unterkunft anfliegt, kann diese, also der Horst, im Lauf der Zeit eine Höhe von mehreren Metern erreichen. Einigen Tieren, im Vorjahr waren es rund zehn, gefällt es so gut in der pannonischen Tiefebene, dass sie sogar über den Winter bleiben. Manche werden hierzulande auch sesshaft, müssen sich dann aber oft durchfüttern lassen, weil das Nahrungsangebot in kalten Wintern nicht ausreicht.

Und die Warmduscher unter den Störchen? Die „Oststörche“ zieht es entweder über den Bosporus, das Jordantal und die Sinaihalbinsel nach Afrika zum Äquator; die „Weststörche“ wählen eine Route über die iberische Halbinsel und Gibraltar. Nicht wenige von ihnen sind des langen Reisens über eine Strecke von 10.000 Kilometern in wenigen Wochen überdrüssig und bleiben gleich in Spanien oder Nordafrika. Bis es Mitte Februar wieder heißt: Ab in den Norden!

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