Musik

Aufstehen oder im Bett bleiben: Die beste Musik für Sonntagmorgen ist...

Ob chillig oder beschwingt, mit diesen Songs startet ein Sonntag richtig gut.

Ein morgendlicher Kopfstand zu "You Get What You Give" von den New Radicals? Oder doch lieber das somnambule "Sunday Morning" von The Velvet Underground? Musikgeschmäcker sind verschieden, aber aufwachen tun alle. Aber eben zu welchem Sound? 

Auf der Suche nach der passenden Musik nicht nur für Sonntagmorgen wird man bei Spotify mehr als fündig. Der Streamingdienst ist bekannt dafür, dass er für jede Lebenslage entsprechende Playlists bereithält.

"Wake up slowly" oder doch "Wake Upbeat"? Bitte schön, schon ist man "happy" oder "empowered". Oder beides zugleich.

Es lebe das Leben

Zusammen mit dem Psychologen David Greenberg von der University Of Cambridge hat Spotify vor einigen Jahren drei Faktoren ermittelt, die ein guter Aufwach-Song benötigt: Er muss Positivität vermitteln, damit man mit guter Stimmung aus dem Bett kommt. Es muss Musik sein, die sich langsam aufbaut, damit man mit der Musik aufwachen kann. Und ein guter Aufwach-Song braucht einen prominenten Beat, der vorzugsweise die Schläge 2 und 4 betont und irgendwo zwischen 100 und 130 BPM ("Beats per minute") rangiert.

Als Resultat kamen diese drei Songs ganz nach oben: Coldplays „Viva La Vida“, Arcade Fires "Wake Up" sowie "On Top Of The World" von den Imagine Dragons.

In Österreich ticken wir etwas anders, zum Glück. Da bleibt man nach dem Aufwachen gerne noch im Bett wie die Wiener Neo-Soul-Band 5/8erl in Ehren oder denkt wie Peter Cornelius an einen fertigen Kaffee, bevor man hochaktiv wird.

Ähnlich verträumt ist die mehr als 55 Jahre alte Morgenhymne "Sunday Morning" angelegt. Kenner der legendären Rivalitäten innerhalb der einzelnen Velvet-Underground-Bandmitglieder wissen, dass mit Nico ursprünglich das deutsche Top-Model statt Lou Reed hier den Ton angeben hätte sollen. Aber dann war sein Ego doch zu groß, um ihr das Mikro zu überlassen.

In der eben erst auf Apple+ erschienenen "Velvet Underground"-Doku von Todd Haynes ("Carol", "Velvet Goldmine") erzählt Andy Warhol-Mitarbeiter Billy Name, wie Paul Morrissey gegen Lou Reed intrigiert hat. "Wir brauchen eine schöne Stimme", meinte er. Der Velvet Underground-Sänger habe eben keine, daher sein Rat: "You gotta have a beautiful girl." ("Ein schönes Mädchen muss her.")

Nico ist auf dem Eröffnungstrack der berühmten Bananen-Platte "The Velvet Underground & Nico" immerhin als Background-Sängerin zu hören. Die Leistung Andy Warhols als Mentor der Band war unbezahlbar, daran zweifelte sogar der Streithansl Lou Reed nicht.

In der Victor Bockris-Bio "Lou Reed" erzählt er von einer frühen Aufnahmesession, an der auch Warhol teilnahm. "Andy fragte: ,Warum machst du nicht einfach einen Song über Paranoia daraus?' Ich fand das ausgezeichnet, also schrieb ich ,Watch out, the world's behind you...' ("Pass auf, die Welt ist hinter dir").

Wer mehr über die Querelen und die bleibende Hinterlassenschaft der New Yorker Undergroundband wissen will, sollte sich unbedingt Todd Haynes Dokumentarfilm anschauen.

Vielleicht noch heute, am Sonntag Nachmittag.

Bernhard Praschl

Über Bernhard Praschl

Bernhard Praschl, geboren 1961 in Linz. Als Stahlstadtkind aufgewachsen zwischen Stadtwerkstatt und Brucknerhaus. 1978 erster Manager der Linzer Punk-Legende Willi Warma. 1979 Studium der Politikwissenschaft und Publizistik an der Uni Wien. Zivildienst im WUK; 1986 Institut für Höhere Studien, Wien. 1989-1992 in der Die Presse, seit 1992 Redakteur im KURIER, 1994 Statist in Richard Linklaters "Before Sunrise", seit 1995 in der FREIZEIT. 2013 "Das kleine ABC des Geldes. Ein Lesebuch für Arm und Reich" (Czernin Verlag). Nach frühen Interrailreisen durch Europa (Portugal bis Irland) und Autofahrten entlang der California State Route und dem Overseas Highway nach Key West jetzt wieder Bahnfahrer - und E-Biker.

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