Der Ibiza-Job als Fall für zwei: So ist die neue Sky-Serie
Die Miniserie „Die Ibiza Affäre“ liefert mit temporeicher Inszenierung einen fiktionalen Blick auf Österreichs Polit-Skandal.
Es beginnt in einem Hotelzimmer. Ein Wiener Anwalt und ein Privatdetektiv zeigen dem deutschen Journalisten Bastian Obermayer eine Videosequenz, in der FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache über den Kauf der Kronen Zeitung fabuliert. „Zack, zack, zack“, und man ist mitten drin in Österreichs – bis vor Kurzem – größter innenpolitischen Detonation, filmisch nachgezeichnet in internationaler Hochglanz-Serienoptik.
Luxushotels, Limousinen, (russischer) Reichtum und das Flair eines mediterranen Schauplatzes. Alles was Ramin M. und Julian H. auffuhren, um den Köder für die blaue Parteispitze auszulegen, scheint wie angerichtet für Regisseur Christopher Schier. Er inszeniert die auf den weithin bekannten und vielfach dokumentierten Fakten aufgebaute Story mit den Stilmitteln berühmter Heist-Movies wie „The Italian Job“ oder „Ocean’s 11“.
Die Realität gibt hier vor, dass das Gauner-Team aus zwei Protagonisten besteht, die mit ihrem Wissen um das produzierte Videomaterial ziemlich allein schienen und – so will es das Drehbuch von Stefan Holtz und Florian Iwersen – damit nicht besonders glücklich wurden.
Schlawiner
Nicholas Ofczarek spielt H. als schlawinerhaften Tunichtgut, der trotz Wiener Zungenschlags ein gewisses Drohpotenzial vermittelt. David A. Hamade verleiht dem persischstämmigen Anwalt mit politischem Gewissen hingegen eine äußerliche Harmlosigkeit, wenngleich dieser das Gesellschaftsspiel von Geben und Nehmen perfekt zu spielen scheint. Die Sache mit der Verwertung des belastenden Materials scheint beiden (in Folge 4) jedoch über den Kopf zu wachsen. Oder wie es H., der die Geschichte aus seinem rumänischen Versteck nach Auffliegen des Skandals in Rückblenden erzählt, sagt: „Kennen’s des? Wenn man wie im Tunnel ist, man schon zu weit ist, um umzukehren. Dann gibt’s kein Zurück, dann geht’s nur nach vorn. Man wartet, dass ein Licht kommt. Aber es kommt keins. Nur Finsternis ...“
Die ersten beiden Folgen beleuchten die Vorgeschichte zum folgenschweren Abend. Folge 3 beginnt mit wummernden Bässen am Strand von Ibiza und führt letztlich über eine mit Schlaglöchern übersäte Straße zur (echten) Finca.
Video-Vorbild
Dort brillieren Andreas Lust und Julian Looman als FPÖ-Duo Strache-Gudenus, das sich da noch auf einer Welle des Erfolgs wähnt. Beängstigend ident zum berühmten Video-Vorbild wirken diese Szenen. Hier sieht man auch die vermeintliche Oligarchin (Anna Gorshkova) bei der klandestinen Arbeit.
Nicht zuletzt unter Verwendung von Tricksequenzen – da wird etwa die Ressortverteilung unter Türkis-Blau zum Weihnachtsgeschenkeauspacken verfremdet – gelingt das Kunststück, aus dem Polit-Krimi, dessen Ausgang man kennt, eine spannende, temporeiche Story zu kreieren.
Auf Basis des Ibiza-Sachbuchs der Journalisten Bastian Obermayer und Frederik Obermaier, deren schwierige Aufdeckerarbeit ebenfalls gezeigt wird, wahrt die Serie die nötige Distanz. Deren mitunter satirischen Gehalt hat – „Glock, Glock“ – bereits das echte Leben vorgezeichnet.
Info
"Die Ibiza Affäre"; seit 21. Oktober jeweils zwei Folgen auf Sky Atlantic, ab 28. Oktober Folgen 3 und 4. Via Sky X und Sky Q als Streaming abrufbar
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