Frau mit Blindenstock im Park

Blinden helfen: Alltags-Tipps für Sehende

Richtige Hilfe für Blinde ist nicht schwer, aber gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Mit diesen Tipps kann man Stolperfallen und peinliche Fettnäpfchen vermeiden.

Rund 300.000 Österreicherinnen und Österreicher sind laut Blindenverband von Blindheit oder einer Sehbehinderung betroffen. Das entspricht 3,4 Prozent der Bevölkerung. Will man in Alltagssituationen Hilfe leisten, sollten Sehende auf die korrekte Umgangsform achten, denn selbst gut gemeinte Unterstützung kann nach hinten losgehen.

Reden ist Gold, Schweigen ein Fehler

Wie immer im Leben ist die Kommunikation das Um und Auf. Ein No-Go ist es, Blinde und Sehbehinderte ungefragt anzufassen und zu leiten. Erst wenn die Person darum bittet, sollte man Hilfestellung leisten. Wichtig ist es, jeden Schritt zu verbalisieren, um das Gegenüber nicht zu überraschen, wie der Schweizerische Blindenverband erklärt. Bevor es zu einem Missverständnis kommt, ist es immer besser, zur Sicherheit noch einmal nachzufragen.

Als Faustregel gilt: Die Person direkt ansprechen. Fragen an Begleitpersonen wie "Möchte Ihr Mann Platz nehmen?" sind unangebracht. Das sollte zwar klar sein, dürfte aber so oft vorkommen, dass der Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg extra darauf hinweist, nie die dritte Person gegenüber einem Mensch mit Seheinschränkung zu verwenden. 

Dem Verein zufolge ist das Wort "sehen" kein Tabu in Unterhaltungen. Das Wort sei so sehr im Sprachgebrauch integriert, dass es auch Betroffene nutzen.

Praktische Tipps

  • Begleiten Sehende einen Blinden oder Sehbehinderten in einen Supermarkt oder ein anderes Geschäft, raten Experten, zuerst einen Mitarbeiter oder Servicepunkt ansteuern. Angestellte übernehmen danach die weitere Assistenz.
  • Fragt eine Person nach dem Weg zur Toilette, ist es am besten, persönlich den Weg zu weisen. Ist der Helfer vom gleichen Geschlecht wie der Betroffene, könne man vor der Kabine auf ihn warten und ihn beim Händewaschen helfen, die Handtücher und Weiteres zu finden. Oft benötige die Person diese Hilfe jedoch nicht, weil sie gewohnt sei, sich selbstständig zurechtzufinden.
  • Es ist hilfreich, sie auf ausschließlich sichtbare Dinge hinzuweisen: Schmutz am WC kann zu unerwünschten Überraschungen führen, Bäume und Büsche, die auf den Gehweg ragen zur Gefahr werden. Auch auf geöffnete Kofferraumtüren und ähnliche Dinge, die eine Person mit ihrem Stock nicht ertasten kann, sollte sie der Helfer aufmerksam machen. 
  • Die unterstützende Person geht immer voraus. Damit kann sie Unfälle auf Treppen oder beim Benutzen von Türen vermeiden. Beim Stiegensteigen ist es der Stiftung Mühlehalde zufolge essenziell, anzusagen, ob der Begleiter den Betroffenen nach oben oder unten führt.

Von der Couch aus helfen

Auch außerhalb von Begegnungen im öffentlichen Raum gibt es Möglichkeiten, Betroffenen das Leben zu erleichtern. Neben freiwilliger Mitarbeit bei zuständigen Organisationen ist auch Hilfe aus den eigenen vier Wänden möglich. In der App "Be My Eyes" können Blinde und Sehbehinderte um Unterstützung in Dingen bitten, die ihnen schwerfallen oder unmöglich sind. 

Geht es zum Beispiel um die Wahl des Outfits oder das Aufhängen von Bildern, sind Menschen mit Sehkraft auch von fern eine helfende Hand. Von der anderen Seite des Bildschirms aus können sie die Personen anleiten und mit Rat zur Seite stehen.

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