Zum Todestag: Die schönsten Rosamunde-Pilcher-Drehorte in England
Nicht nur wie im Pilcher-Film. Fünf Jahre nach ihrem Tod lebt das Erbe der Autorin an der englischen Südküste weiter
Schroff fällt die Klippe in die Tiefe, das weiche Gras wiegt sich im Wind und unten glitzert das tiefblaue Meer. Kitschig ist die Aussicht hier in East Lulworth an Jurassic Coast im Süden Englands. Wie – der Gedanke formt sich von ganz selbst – in einem Rosamunde-Pilcher-Film. Selbst wenn man die Bücher der britischen Belletristik-Autorin gar nicht gelesen und nur Ausschnitte der hundertfünfzig Verfilmungen gesehen hat, verbindet man auch fünf Jahre nach ihrem Tod diesen Namen noch mit leichten, vielleicht zu seichten Liebesdramen über den britischen Adel an malerischen Kulissen.
Und obwohl Rosamunde Pilcher in Cornwall aufgewachsen ist und ihre Geschichten vor allem mit der Westküste in Verbindung gebracht werden, werden die deutschsprachigen Filme – die seit 1993 ohne Pause und auch weiterhin produziert werden – mit Vorliebe auch an der englischen Südküste gedreht. In Dorset, Devon und auch in Hampshire, seit drei Jahren Wahlheimat der Verfasserin dieser Zeilen.
Wight und Wildpferde
Zum Feierabend geht es seitdem gerne nach Lee-on-Solent, um den Sonnenuntergang bei Fish & Chips und mit Blick auf die Isle of Wight (bekannt aus Pilchers „Flügel der Hoffnung“) zu genießen, Englands größter Insel. Für den Wochenendspaziergang schlägt man oft den Weg in Englands kleinsten Nationalpark New Forest ein (zu sehen in: „Der Preis der Liebe“), wo sich die fünftausend Wildpferde mit Vorliebe auf der Straße in den Weg stellen.
Rosamunde Pilcher
- 60 Millionen Bücher hat Rosamunde Pilcher verkauft. Mehr als 150 Filme wurden in England gedreht – von deutschen Filmteams. In England selbst ist die Autorin kaum bekannt
- Leben an der Küste: Aufgewachsen in Cornwall, wo ihre Bücher meist spielen, zog sie später nach Schottland – wo sie am 6. Februar 2019 mit 94 Jahren starb
Oder man spaziert zu Highcliffe Castle („Mit den Augen der Liebe“), einem der bedeutendsten noch intakten Herrenhäuser aus der Romantik. 1907 verbrachte Kaiser Wilhelm hier eine Woche, um, wie er selbst festhielt, „das Leben eines wahren englischen Gentleman zu leben“.
Wilde Hecken in Lulworth Cove
Und dann gibt es natürlich: Lulworth Cove („Wohin du auch gehst“, „Liebe im Spiel“). Wie begehrt die Bucht in den jüngsten Jahren geworden ist, zeigt sich schon am Ortsbeginn. Sogar an diesem – wenn auch sonnigen, doch kühlen – Wintertag schiebt sich ein stetiger Menschenstrom begab. Aber er ist dann auch äußerst niedlich, der kleine Ort mit den reetgedeckten Cottages, den wilden Hecken und kleinen Gärten.
Auf halber Höher steht die Lulworth Lodge, ein Hotel mit Bistro in einer ehemaligen Wassermühle, mit verspielten Giebeln und grünem Türrahmen. Die Geschichte der Besitzer erinnert selbst ein wenig an einen Pilcher-Roman: Als Daria Gordeeva und Edward Wilkes einander in London kennenlernten, erkannten sie nämlich, dass sie nicht nur gleichzeitig in der Schweiz Tourismus studiert, sondern auch zur gleichen Zeit in Südafrika gelebt hatten. „Wenn einen das Schicksal drei Mal zusammenbringt, kann man das nicht ignorieren“, sagt Daria und lacht.
Malerisches Militärareal
Wer im Urlaub aber gerne große Menschenmassen meidet – dem sei zu Worbarrow Bay („Wenn nur noch die Liebe zählt“) ein paar Kilometer östlich von Lulworth geraten. Erreichbar ist diese Bucht nur am Wochenende – wenn das Militär das Übungsareal für Besucher freigibt.
Und wenn man Meer lieber mit feinem Sandstrand möchte, sollte man sich Studland Bay (Episode „Die Liebe ihres Lebens“, „Im Licht des Feuers“) vormerken. Diese Bucht ist über eine Floßbrücke von Bournemouth aus erreichbar. Zur Stärkung geht es danach zu „The Bankes Arms“ („Zerrissene Herzen“). Seit 1986 ist das Landhaus-Pub im Besitz der Lightbrowns; vor ein paar Jahren hat es Sohn Jack mit Ehefrau Pippa übernommen. Die gebürtige Londonerin ist erst seit ein paar Jahren Teil der Familie, nach Studland kommt sie aber seit ihrer Kindheit. „Meinen Geburtstag im April verbringe ich immer am Strand. Ist es nicht nett hier?“
Beim Abschiedspint im Gastgarten färbt die Abendsonne den Himmel lila, über den Bäumen kreischen die Möwen und in der Ferne brandet das Meer. Ja, recht kitschig, denkt man still. Aber wer sagt denn, dass das schlecht ist.
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