Tirol: Abhärtung für Warmduscher am Achensee
Die Farbe des Sees erinnert an die Karibik, nur die Wassertemperatur passt nicht dazu – aber dafür zur Gebirgslandschaft, in die der Achensee eingebettet ist.
Peter hat eine bunte Lebensgeschichte hinter sich: Eigentlich ist er Tiroler, arbeitete jahrelang in Wien, im Burgenland und in der Steiermark – und lebt seit fünf Jahren wieder in Tirol. Die Gründe für die Rückkehr in seine Urheimat: erstens der Achensee und zweitens die Liebe (seine Partnerin behauptet allerdings, dass die Reihenfolge umgekehrt war).
Warum gerade der Achensee? Peter, ein passionierter Bergsteiger, schwärmt: „Wenn du die Farben des Sees siehst, kommst du dir vor wie in der Karibik – und das inmitten einer Gebirgslandschaft!“
Grund genug, dem Lockruf des Freundes zu folgen und zum ersten Mal den Achensee zu bereisen. Am besten geht das per Bahn: Bis Jenbach mit dem Railjet, dann umsteigen in die Achenseebahn. Die verbindet schon seit 1889 das Inntal mit dem Achensee.
Für die knapp sieben Kilometer lange Strecke braucht die Dampflok satte fünfzig Minuten. Kein Wunder, sind doch vierhundertvierzig Höhenmeter zu überwinden. Womit schon klar wird: Der Achensee ist ein Gebirgs- und nicht primär ein Badesee. Strandbäder gibt es trotzdem in Maurach, Pertisau und Achenkirch – ein biss’l tapfer beim Reinspringen muss man halt sein.
Wer es gern – zumindest zeitweise – wärmer hat, dem sei das Atoll, eine moderne Freizeitoase in Maurach, empfohlen. Denn dort gibt es nicht nur eine zweitausend Quadratmeter große Liegewiese samt Badestrand, sondern Indoor auch eine große Wellnesslandschaft mit Pools, Saunen, Reifenrutsche und dergleichen mehr. Sogar eine Boulder-Halle findet sich.
Tiroler Fjord
Aber zurück zu allen drei Hauptorten am Achensee: Die komfortabelste Art, sie alle kennenzulernen, ist das Schiff. Bis zu acht Mal täglich verkehrt es zwischen Seespitz (Endstation der Achenseebahn) und dem Nordufer bei Achenkirch. Dabei kommt Skandinavien-Feeling auf – nicht umsonst wird der Achensee auch „Tiroler Fjord“ genannt.
Wer es sportlicher haben möchte, kann die Schifffahrt mit einer Wanderung verbinden. Entlang des autofreien Westufers führt ein bequemer Wanderweg in zwei Stunden von Pertisau zur Jausenstation Gaisalm, wo auch alle Schiffe halten.
Aber was wäre der Achensee ohne seine Berge! Lange Jahre rätselte der Autor dieser Zeilen bei den Wetterpanorama-Bildern vom Rofan immer wieder, wo das überhaupt ist (Entschuldigung an die g’standenen Tiroler, aber für einen ostösterreichischen Flachländer ist das keine Selbstverständlichkeit). Eine Rofan-Seilbahnfahrt später hat sich beim Achensee-Neuling aber ein unauslöschlicher Eindruck eingeprägt: Von der Bergstation sieht man das karibische Grün-Blau des Sees so gut wie von keinem anderen Punkt. Großartig auch der Ausblick ins wilde und schroffe Karwendel, das sich im Westen erhebt. Kaum zu glauben, dass dieses Gebirge von zwei lieblichen, grünen Tälern durchzogen wird, dem Falzthurntal und dem Gerntal. Beide können von Pertisau per Auto (Maut), Mountainbike oder, noch besser, zu Fuß erkundet werden.
Info
Anreise
Mehrmals täglich Züge direkt von Wien nach Jenbach in 4:10 Stunden. Weiter per Postbus oder mit der Achenseebahn. achenseebahn.at
Linienschifffahrt: achenseeschifffahrt.at
Wohnen
Naturhotel Alpenblick (4 Sterne) in Maurach, nahe der Talstation der Rofan-Seilbahn, mit schönem Panoramablick auf den See. NF ab 188 €, naturhotel-alpenblick.at
Auskunft
achensee.com
Am Talschluss auf einer der – teils sehr touristischen – Almen mit alpiner Kulisse eine Speckjause einzunehmen, ist dann zwar nicht mehr karibisch, jedenfalls aber paradiesisch.
P.S.: Peter hat mittlerweile eine Sprachregelung für seinen Umzug gefunden: Er ist sowohl wegen des Achensees als auch wegen seiner Partnerin zurückgekehrt.
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